„Rapid? Kein Spiel wie jedes andere!“

Zehn Jahre dauerte die Abstinenz von Peter Pacult in der höchsten österreichischen Liga. Doch heuer stieg der letzte Meistermacher von Rapid mit der Austria Klagenfurt ins Oberhaus auf und nicht nur das: Mit den Violetten sorgt der 61-Jährige für Furore, liegt nach zehn Runden auf dem dritten Rang. In der Interviewserie „11 Fragen an…“ auf der Homepage der ADMIRAL Bundesliga erklärt der Wiener den Erfolgslauf und spricht über Platzverweise, Respekt und Kameradschaft.

Sie haben vor der Saison im Spaß gesagt, dass Sie der schönste Trainer der Liga sind. Wie sehr sind Sie überrascht, zehn Runden später auch einer der erfolgreichsten zu sein?

Peter Pacult: Schon ein wenig. Ich habe auf einen guten Start gehofft, der ist uns gelungen. Aber es ist nur eine Momentaufnahme, wenn auch eine erfreuliche. Die Mannschaft hat bewiesen, dass sie zurecht gegen St. Pölten in der Relegation den Aufstieg geschafft hat. Aber eins ist klar: Der erfolgreichste Trainer ist Matthias Jaissle, absolut top, was er in Salzburg leistet.

Der letzte Aufsteiger, der so gut war wie Klagenfurt, war der LASK in der Saison 2017/18. Die Linzer waren nach 22. Runden Vierter, am Ende der Saison Fünfter. Greifen Sie jetzt die Europacup-Plätze an?

Nein, da lasse ich die Kirche im Dorf. Ich weiß, in welchen Kreisen wir uns bewegen können und in welchen nicht. Wir sind finanziell nicht so auf Rosen gebettet, wie es der LASK damals war. An unserem Ziel, als Aufsteiger die Klasse zu halten, wird sich nichts ändern.

Sie haben die Kameradschaft als wichtiges Asset hervorgehoben. Ist das nicht „old school“?

Augenscheinlich nicht. Ich sehe ja täglich, was für eine gute Stimmung die Spieler untereinander haben. Vor der Saison haben sie ein privates Teambuilding gemacht, haben gemeinsam auf einem Berg übernachtet. Um zu zeigen: Wir gehen als Einheit in die Saison. So präsentieren sie sich derzeit auch.

Nach der Länderspielpause kommt Rapid, wo Sie bis heute der letzte Meistertrainer sind, in die Wörthersee Arena. Und sagen Sie jetzt nicht: Ein Spiel wie jedes andere …

Natürlich ist ein Spiel gegen Rapid keines wie jedes andere, allein weil es Rapid ist. Auch wenn es viele nicht hören wollen, das ist noch immer der populärste Klub Österreichs. Meine Geschichte mit Rapid kennt eh jeder, da muss man nicht viel drüber erzählen. Ich wäre aber völlig fehl am Platz, wenn ich gegen Ried oder Altach nicht genauso motiviert wäre wie gegen Rapid. Für mich geht es in jedem Spiel um drei Punkte gegen den Abstieg.

Zu Beginn hatte Ihre Mannschaft Probleme mit Platzverweisen, nach vier Runden gab es fünf Ausschlüsse. Danach allerdings keinen mehr. Wie haben Sie das in den Griff bekommen?

Gar nicht. Es waren ja auch einige fragwürdige dabei, von dem gegen Tormann Menzel einmal abgesehen. Dass wir mit mehr roten Karten dastehen als die restliche Liga zusammen, spiegelt das wahre Bild nicht wider. Ich habe jedenfalls nichts geändert, weil wir uns nichts vorwerfen können.

Die Tabelle ist dicht gedrängt, zwischen Ihnen auf Platz drei und WSG Tirol als Schlusslicht liegen gerade einmal fünf Punkte. Ist das für eine Mannschaft wie Klagenfurt mehr Risiko oder mehr Chance?

Weder noch. Wir lassen uns von Wasserständen nicht blenden. Wir werden unseren Weg weitergehen, der bis jetzt sehr gut ausgeschaut hat.

Einer der spektakulärsten Spieler, der die Liga bereichert, ist Alex Timossi Andersson. Wie haben Sie es geschafft, den FC Bayern davon zu überzeugen, dass er noch ein Jahr beim Aufsteiger bleibt?

Da müssen Sie Sportdirektor Matthias Imhof fragen. Mein Verdienst besteht darin, dass ich gesagt habe, dass es super wäre, wenn wir ihn halten könnten. Er ist sicher einer der Spieler, der den Unterschied ausmachen kann.

Ihr bester Torschütze ist Markus Pink mit fünf Treffern. Wie viel Pacult steckt in ihm?

Abgesehen von den Toren: nicht viel! Als Mensch ist er ein ganz anderer Typ als ich. Sehr geerdet, mit einer total angenehmen Art. Da darf man ihn nicht mit mir vergleichen. Und auch von seiner Spielweise auf dem Platz ist er ein ganz anderer Spielertyp.

Sie waren in den vergangenen zehn Jahren kaum mal länger als ein Jahr bei einem Verein, manchmal nur wenige Wochen. Warum passen Peter Pacult und Austria Klagenfurt so gut zusammen?

Augenscheinlich ist es so, dass ich mit meiner Art der Ansprache die Spieler gut treffe. Im Vergleich zu früher habe ich sicher eine bessere Mischung, wie ich mit Spielern umgehe, was ich von ihnen verlange. Da helfen mir auch die von vielen belächelten Auslandsstationen, wo ich in dem Bereich viel gelernt habe. Ein Punkt könnte sein, dass vor zehn, 15 Jahren der Respekt der Spieler so groß war, dass sie sich nicht immer getraut haben, auf mich zuzugehen. Respekt und Distanz sind zwar immer noch da, aber es ist eine ganz andere Generation als zum Beispiel damals bei Rapid. Manche Spieler von uns, die Anfang 20 sind, kennen mich als Spieler gar nicht und haben vielleicht ein bisschen über mich als Trainer gegoogelt. Das ist eine andere Ausgangslage.

Nach zuletzt wenig erfolgreichen Stationen – genießen Sie diese Zeit, in der es sportlich so gut läuft, umso mehr?

Im Fußballgeschäft ist Genießen immer schwer. Nach gewonnenen Spielen kann man kurz genießen. Aber am nächsten Tag geht es ja gleich weiter. Aber ich gebe zu, dass die letzten neun Monate sehr befriedigend für mich waren.

Es ist Länderspielpause, viele Diskussionen ranken sich um das ÖFB-Team. Haben Sie eigentlich eine Ausstiegsklausel für die Nationalmannschaft?

Es gibt überhaupt keine Ausstiegsklausel in meinem Vertrag. Und der Versuchung, mich zu dem Thema zu äußern, kann ich locker widerstehen.
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