Serie: Der Cupsieg im Happel-Stadion

Es war ein Spiel für die Geschichtsbücher: Zum ersten Mal konnte ein Kärntner Verein im Mai 2001 den österreichischen Cup gewinnen. Der FC Kärnten aus Waidmannsdorf besiegte Österreichs Serienmeister Tirol im Wiener Ernst-Happel-Stadion.

Für viele Fußballfans ist es so, als wäre es erst gestern passiert. An diesem 27. Mai 2001 hat sich etwas Historisches zugetragen. 300 Kilometer von Klagenfurt entfernt - und doch mit großer Bedeutung für die Stadt und den Verein.

Der FC Kärnten im Finale des österreichischen Fußballcups. Alleine das war eine Sensation. Der FC Kärnten hatte eben erst den Meistertitel in der Zweiten Liga fixiert und niemand hätte gedacht, dass es noch einen zweiten großen Titel geben würde...

Mit aller Kraft hatte sich der FCK in dieses Endspiel gekämpft: Im Achtelfinale wurde der LASK bezwungen (2:0), im Halbfinale gab es einen Krimi bei der Admira. 2:2 stand es nach der regulären Spielzeit in der Südstadt. Und dann besorgte Roland Kollmann in der 119. Spielminute (!) den Siegestreffer zum 3:2. Was für ein Ding. Alle drei Treffer an diesem Abend durch Roland Kollmann.

Doch jetzt kam die ganz dicke Nummer: Die Mannschaft von Erfolgstrainer Walter Schachner musste im Ernst-Happel-Stadion ausgerechnet gegen den FC Tirol antreten. Den Serienmeister in Österreich. Man konnte es aber auch locker sehen: Man hatte nichts zu verlieren und man war bereits in der Meister- und Aufstiegs-Euphorie.

„Man bekommt heute noch eine Gänsehaut, wenn man daran denkt”, sagt Mario Zolle, einer von Tausenden Klagenfurtern, die an jenem Sonntagmorgen in einer Kolonne von 50 Fanbussen und hunderten Pkw nach Wien gepilgert sind. Zolle: „Wir haben uns zeitig in der Früh am Parkplatz eines Möbelhauses getroffen, dann ging es in der Karawane los.” Angekommen im Wiener Prater, herrschte bereits ausgelassene Volksfest-Stimmung. Im berühmten Schweizerhaus sorgte man mit Fahnen, Trommeln und Trompeten für ein Kärntner Fußballfest.

Wohl keiner hätte damals geahnt, was sich Stunden später im Praterstadion ereignen würde. Immerhin: Die Kärntner Fans waren im Happel-Oval in deutlicher Überzahl auszumachen. "Hier regiert der FCK!", hallte es immer wieder aus der Südkurve, wo sich die Anhänger positioniert hatten.

Dann ging es los. Der kleine FC Kärnten gegen den alles überstrahlenden FC Tirol. „Die ersten Minuten im Finale haben unsere Knie noch fest gezittert - vor lauter Aufregung. Aber dann wurden wir immer besser”, erinnert sich Urgestein Christian Sablatnig, einer der Helden der Cup-Mannschaft.

Und tatsächlich: In der 35. Minute das 1:0 für den FCK durch Roland „Roligoal” Kollmann - wen sonst. Wieselflink war der Angreifer wieder einmal der gegnerischen Abwehr enteilt und ließ dem Innsbrucker Keeper keine Chance. Mit einem Haken nach rechts kurvte der FCK-Torjäger an ihm vorbei und schob die Kugel ins Netz. Ein typisches Kollmann-Tor eben. Walter Kogler - der Kärntner im Tiroler Dress - musste mitansehen, wie der Ball über die Linie kullerte.

Die punktgenaue Vorlage zum 1:0 hatte einmal mehr Almedin Hota geliefert. „Ich habe gewusst: Roli ist schnell - er braucht nur gute Pässe. Gott sei Dank hat es geklappt”, erzählt der FCK-Regisseur. Die Sensation lag in der Luft.
Nach dem Seitenwechsel kam es wie erwartet: Die Tiroler machten jetzt mehr Druck. Mussten sie auch. Als in der 70. Minute das 1:1 durch Edi Glieder fiel, schien der Titeltraum für den Außenseiter aus Waidmannsdorf geplatzt. Aber der FC Kärnten kämpfte sich - angetrieben von Walter Schachner an der Outlinie - bis in die Nachspielzeit.

Jetzt hieß es einmal Durchatmen und Kräfte sammeln. Einige Spieler mussten dem hohem Tempo bereits Tribut zollen. Aber der Fußballgott hatte noch nicht genug. Es wurde Zeit für das wohl wichtigste Tor der Kärntner Fußballgeschichte. Es war die 113. Minute: Der große Auftritt von Mario Steiner. Der 18-Jährige war plötzlich da - wie der Phoenix aus der Asche. Im Stile eines Weltklasse-Kickers feuerte er den Ball aus 25 Metern Entfernung plötzlich und völlig unhaltbar für den Tiroler Schlussmann ins linke Kreuzeck. 2:1 für den FCK! Was für ein Hammer. Was für ein Tor. Selbst Mario Steiner selbst konnte es offenbar nicht glauben, was er da gerade getan hatte...

Riesenjubel auf den Platz und auf den Rängen, während bei den Tirolern die Sicherungen durchbrannten. Zwei Tiroler Kicker wurden noch vor dem Schlusspfiff mit roter Karte vom Platz verwiesen. Und nach 120 Minuten ertönte der erlösende Schlusspfiff. JA! Erstmals in der Geschichte wanderte der Cup-Titel nach Kärnten. "Steh auf für den FCK!", hallte es aus den Lautsprechern.

In Scharen stürmten die mitgereisten Fans auf das Spielfeld, um mit der Mannschaft zu feiern und den Pokal in die Höhe zu stemmen. Mittendrin: Der Landeshauptmann Jörg Haider und der Klagenfurter Bürgermeister Harald Scheucher, die sich den Moment am Wiener Rasen nicht entgehen lassen konnten.

Ganz Kärnten in Feier-Laune! „Als wir in der Nacht zurückkamen, zogen wir weiter durch die Lokale der Stadt - überall waren unsere Fans unterwegs. Es war wie ein Traum”, schaut Almedin Hota zurück, der durch den Fußball von Bosnien nach Klagenfurt gekommen war - und bis heute hiergeblieben ist.

Ein Video mit den Helden von 2001 gibt es hier:



Der FC Kärnten und der österreichische Fußball-Cup. Eine von vielen besonderen Geschichten, die nur der Fußball schreiben kann. Die Fans werden sie niemals vergessen.

Eine Serie von Christian Rosenzopf

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HIER finden Sie alle bisherigen Teile der Serie

 




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