Serie: Der „Karawanken-Herrera“
Über diesen Mann könnte man wahrlich Bücher schreiben. Er war geliebt und gefürchtet zugleich. Gerdi Springer - der Meister aller Klassen. Sowohl im Eishockey als auch im Fußball konnte er sich einen Namen machen.
Seine Karriere begann auf dem Eis, dreimal wurde er Meister mit dem KAC und 63 Mal trug er das Dress des Nationalteams. Mit dem österreichischen Eishockey-Team holte er bei der WM 1947 in Prag sogar die Bronzemedaille. Zudem spielte er 1952 mit dem Österreichischen Fußball-Nationalteam (!) bei den Olympischen Sommerspielen.
Ab 1962 hatte er sich komplett dem Fußball verschrieben und startete als Trainer eine einmalige Karriere. Erstmals aufhorchen ließ er als Coach der Austria Klagenfurt im Jahr 1965/66, als er die Waidmannsdorfer auf den fünften Platz der höchsten Liga Österreichs führte (wie bereits in der Serie berichtet wurde).
Schon bald wurde er „Karawanken-Herrera“ genannt. In Anlehnung an den damaligen Inter-Mailand-Trainer Helenio Herrera, der ein Motivationskünstler war, wie Springer selbst. Er konnte das Letzte aus seinen Spielern herausholen. Wobei er ihnen schon im Training alles abverlangte. Auch mit sehr unkonventionellen Methoden. So soll er Spielern im Trainingslager verboten haben, mehr als ein Viertel Liter Mineralwasser zu trinken.
Austria-Klagenfurt-Legende Franz Hasil erzählte in einem Interview anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums eine Anekdote über seinen Ex-Trainer Gerdi Springer: „Ich kann mich erinnern, dass er zu Dago Koch einmal sagte: ‚Du darfst nicht die Mittellinie überschreiten, denn dahinter ist Wasser und dort würdest du ertrinken.‘ Damit wollte er Dago dazu bringen, dass er als Verteidiger nicht zu weit aufrückt..." Hasil und Springer teilten sich übrigens ein Hobby: Sie gingen gern zur Buschenschenke.
Der Erfolg gab Springer (meistens) recht, auch wenn seine zweite Saison als Austria-Coach nicht ganz so erfolgreich verlief wie die erste. So musste man sich 1966/67 mit dem zehnten Platz in der höchsten Liga begnügen. Immerhin: Es reichte einmal mehr zum Klassenerhalt.
Doch dann war Springer weg. Er wurde als Trainer in die Fußball-Hauptstadt Wien gerufen, trainierte Großklubs wie Wacker Wien, Rapid oder in der Steiermark den GAK und Sturm Graz. Wobei er seine Kärntner Mundart nie ablegte (womit er es einigen Spielern bei den Anweisungen nicht leicht gemacht haben soll). Es dürfte trotzdem gepasst haben. So führte er Sturm Graz sogar zum Vizemeistertitel in Österreich. Ebenso galt er als Entdecker von Walter Schachner.
Springer steuerte Bus der Austria Klagenfurt
1974/75 kehrte er noch einmal als Sportdirektor zur Austria Klagenfurt zurück. Wieder machte er mit außergewöhnlichen Aktionen von sich reden. Austria-Legende Hannes Haubitz erzählt von einem Auswärtsspiel bei Rapid: „Wir waren schon voller Vorfreude auf das Spiel auf der alten Pfarrwiese. Ein paar hundert Meter vorher sagte Springer plötzlich: Stopp. Und er forderte den Buschauffeur auf, dass er den Platz für ihn freimacht. Plötzlich setzte sich Gerdi Springer ans Steuer und fuhr unseren Mannschaftsbus bis zur Kabine vor. Als ehemaliger Rapid-Trainer wurde er von den Fans gefeiert. Das war ein Mords-Trara."
So war er - der Gerdi Springer. Haubitz: "Er hatte Sprüche auf Lager - die hört man heute kaum mehr. Er konnte zwar sehr streng sein, aber hat mit seiner Art auch sehr vieles aufgelockert." Viele weitere Anekdoten über Gerdi Springer werden noch im Laufe der Jubiläumsserie erzählt werden, weitere Zeitzeugen und Legenden des Klubs kommen zu Wort. Springer war ein außergewöhnlicher Mensch, der viel zu früh von uns gegangen ist. Er starb im Juli 1999 im 73. Lebensjahr nach schwerer Krankheit in seiner Heimatstadt Klagenfurt. Die Fußballfans von einst haben ihn bis heute nicht vergessen, den „Karawanken-Herrera“.
Eine Serie von Christian Rosenzopf und Fabian Schumi
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