Serie: Die treuste Seele im Betreuerstab

Er ist der dienstälteste Mitarbeiter in Waidmannsdorf und damit selbst eine Austria-Legende: Seit mehr als 20 Jahren kümmert sich Peter Kostolansky um die „Wäsch“ der Kampfmannschaft. So ziemlich jeder Spieler schwärmt von seiner Professionalität. Der gebürtige Slowake war selbst Profisportler und spielte einst Eishockey mit Weltstar Jagomir Jagr.

In den Katakomben des Stadions ist sein Zuhause. Man möchte meinen: Er wohnt wirklich dort. Denn Peter Kostolansky ist immer im Einsatz. Es vergeht kaum ein Tag, an dem man ihn nicht in der Arena antreffen kann, während rund um ihn die Waschmaschinen und Trockner auf Hochtouren laufen.

„Andere Vereine haben oft zwei, drei Zeugwarte, er macht alles allein. Er erledigt ganze Berge von Wäsche. Die Austria darf glücklich sein, dass es solche Menschen gibt wie ihn, die nicht jammern, sondern einfach ihre Arbeit machen“, schwärmt Team-Manager Sandro Zakany, der von Kostolansky auch als Spieler viele Jahre begleitet wurde.

Im Sommer 2001 hatte der ehemalige slowakische Eishockey-Profi seine Tätigkeit in Waidmannsdorf begonnen. Der FC Kärnten war gerade Cup-Sieger geworden und brauchte für die erste Bundesliga-Saison einen versierten Zeugwart. Kostolansky weilte zu jener Zeit als Eishockey-Coach in Klagenfurt. „Ich war Co-Trainer bei DEK Schellander in der 2. Liga. Durch Zufall habe ich Präsident Josef Steindorfer vom FC Kärnten kennengelernt. Wir haben uns einmal in einer Sauna beim Zusammensitzen unterhalten. Als er mich eines Tages anrief und fragte, ob ich Zeugwart werden will, sagte ich: Probieren wir es einfach ...“

Dabei hätte sein Start kaum besser laufen können. „Mein erstes Spiel war das Finale im österreichischen Supercup. Da haben wir in Tirol im Elfmeterschießen gewonnen - die Stimmung war unglaublich“, erinnert er sich. Kostolansky wusste von Anfang an, wie er die Spieler am besten unterstützen kann. Schließlich absolvierte er selbst mehr als 400 Eishockey-Spiele in der Slowakei (und der damaligen Tschechoslowakei). Dort spielte der stets bescheidene Stürmer mit Stars wie Jaromir Jagr, einem der Größten aller Zeiten, zusammen. „Daher wusste ich, wie ein Profibetrieb abläuft. Das ist im Fußball ja nicht anders als im Eishockey. Nur wenn sich die Spieler zu hundert Prozent auf ihren Fußball konzentrieren können, habe ich meinen Job richtig gemacht.“

Um seine Tätigkeit beim FC Kärnten zu 100 Prozent erfüllen zu können, brach er sogar seine Zelte im Eishockey ab. „Meine Kinder waren damals noch klein. Daher wusste ich: Eishockey und Fußball wird sich nicht ausgehen neben der Fußball. Also habe ich mich für Fußball entschieden.“ Mittlerweile ist Kostolansky länger im Amt als jeder andere in Reihen der Violetten. In 20 Jahren hat er unzählige Profis betreut, vom FC Kärnten bis zur heutigen Austria Klagenfurt.

Natürlich kann er eine Menge Geschichten erzählen. Als er etwa mit dem FC Kärnten zu einem Winter-Trainingslager nach Florenz fuhr. Statt der erhofften perfekten Bedingungen, erlebte man das reinste Schnee-Chaos. „Am Weg zum Hotel blieb sogar der Bus stecken - und die Spieler mussten das Fahrzeug schieben.“ Tatsächlich ist jedes Auswärtsspiel und jedes Trainingslager ein neues Abenteuer. Unzählige Kisten voller Ausrüstung und Utensilien müssen stets gepackt und reisefertig gemacht werden.

Auch abseits der „Wäsch“ kümmert sich Peter stets in beeindruckender Weise um die Versorgung der Mannschaft. Es gibt immer Getränke oder einen kleinen Snack, der vor dem Anpfiff noch einmal Energie gibt. Zakany: „Mit seinem Slang sorgt er auch immer für Lacher. Wenn er etwa durch die Kabine ruft: Buschen, nicht vergessen auf Bananen.“

Besonders erinnert sich Kostolansky an den früheren FCK-Stürmer Marijo Maric: „Eines Tages kam er zu mir, wir hatten ein Spiel in der Bundesliga - und es war kurz vor dem Anpfiff. Er meinte: ‚Peter, hast du noch was zu essen?‘ Plötzlich sah er die Semmeln, die ich für die Ballbuben vorbereitet hatte. Er nahm eine Semmel und verschlang sie mit nur drei Bissen. Ich traute meinen Augen nicht. Und dann lieferte er ein Super-Spiel ab!"

In Sachen Fitness ist der violette Zeugwart übrigens selbst noch auf Top-Niveau unterwegs. Immer wieder dreht er während der Trainingseinheiten der Mannschaft selbst seine Laufrunden oder schwitzt in den Katakomben des Stadions. Team-Manager Zakany: „Er trainiert wirklich jeden Tag. Ein paar Mal haben wir ihn schon ertappt, wenn er seine Übungen macht, während am Fernseher wieder eine Sportsendung läuft. Er ist halt einfach eine Maschine.“

Dass es bei der Austria auch andere Zeiten gab, in denen Kostolansky nicht wusste, ob er noch sein täglich Brot mit Fußball verdienen könne, das lässt er freilich unerwähnt. Ein wahrer Gentleman eben. „Schau, ich bin so, ich bin nie jemandem böse gewesen. Und wenn man etwas mit Leidenschaft macht, dann macht man es eben.“ So kennt man ihn: Immer höflich, nie jammernd, immer loyal zu den Spielern und zum Verein. Im Sieg wie in der Niederlage.

So konnten ihn auch die schwersten Krisen nicht erschüttern. Und wenn die Mannschaft gewinnt, ist es für ihn stets neue Motivation: „Wenn sich die Spieler in der Kabine über einen Sieg freuen, das ist für mich immer noch das Schönste. Das ist die Belohnung, das Zuckerl für die Arbeit.“ Derartige Jubel-Momente konnte er gerade im abgelaufenen Jahr eine Menge erleben. Der bescheidene Zeugwart hat sie sich wahrlich verdient.

Eine Serie von Christian Rosenzopf

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Alle bisherigen Teile der Serie findet man hier: 100 Jahre, 100 Geschichten

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