Lothar Emmerich
1972 21 11 Spiel gegen Vienna - alte Frau hat Wäsche gewaschen Frau von Platzwart Ribitsch
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Serie: „Emma“ wird zum Kult-Stürmer

Er war Austrias neuer Publikumsliebling: Im Sommer 1972 wurde Deutschlands Top-Torjäger Lothar Emmerich nach Waidmannsdorf geholt. Gleich in seiner ersten Saison steuerte er 20 Treffer bei - und rettete den Klassenerhalt. Später wurde ihm sogar die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen.

Lothar Emmerich in Waidmannsdorf! Mit Hilfe des neuen Gönners Adolf Funder war der deutsche Superstar zur Austria geholt worden. Klubs wie der VfL Bochum hatten um seine Torjäger-Dienste gebuhlt, doch Klagenfurt machte das Rennen: Um 1,2 Millionen Schilling wurde Emmerich verpflichtet. Zudem legte der Klub mit Funders Unterstützung noch 600.000 Schilling für den Transfer von Alois Jagodic (Rapid) drauf.

Die Erwartungen waren riesig: Immerhin war „Emma“ der erfolgreichste Torschütze seiner Zeit in der deutschen Bundesliga gewesen. 1966 avancierte der Angreifer von Borussia Dortmund zum Torschützenkönig in Deutschland (31 Tore), ein Jahr später teilte er sich die Trophäe mit Gerd Müller (beide erzielten 28 Tore). 1969/70 holte er sich auch in Belgien die Torjägerkrone.

Und jetzt war „Emma“ in Klagenfurt gelandet. Mit 30 Jahren zwar nicht mehr im besten Fußballalter zur damaligen Zeit. Doch der frühere Nationalstürmer hatte es immer noch drauf, wie sich schnell zeigte.
Der „einbeinige“ Stürmerstar
5100 Zuschauer erlebten seinen ersten großen Einsatz im Testspiel gegen 1860 München (1:1) im Sommer 1972. Das Wörthersee-Stadion hatte gerade einen neuen Rasen verlegt bekommen. Ideale Voraussetzungen also für den neuen Goalgetter, der nichts von seiner Schusskraft eingebüßt hatte, wie die Reporter der „Kleinen Zeitung“ nach dem ersten Spiel anmerkten. Kritisiert wurde in den Medien hinten nach nur seine „Einbeinigkeit“.

Doch „Emma“ war nicht aufzuhalten. Nach fünf Spielen konnte er in der Nationalliga (höchste Spielklasse) erstmals für die Austria einnetzen. Damit war der Bann gebrochen: Gleich acht Treffer konnte er in den darauffolgenden neun Spielen erzielen.

20 Tore in einer Saison

Seine Tore hatte die Austria bitter nötig - andernfalls wäre der Klassenerhalt im ersten Jahr nach dem Wiederaufstieg in die Nationalliga kaum zu schaffen gewesen. Gleich 20 der 47 Austria-Treffer wurden von „Emma“ beigesteuert. Der Topstar aus Deutschland belegte damit den zweiten Platz in der österreichischen Torschützenliste. Und die Austria beendete die Saison als Zwölfter von 16 Mannschaften - vier Punkte über dem „rettenden Strich“.

Und der nächste geniale Spielpartner für Emmerich war bereits im Anflug: Österreichs Ausnahmekönner Franz Hasil wurde im Sommer 1973 verpflichtet, doch dazu in der nächsten Folge mehr.

Noch heute denken viele Austria-Fans an Lothar Emmerich zurück. Den deutschen Kultkicker, der viel zu früh verstorben ist. Mit nur 61 Jahren erlag er an einem Lungenkrebs. Noch heute ist „Emma“ in aller Munde. So ist etwa das Maskottchen von Borussia Dortmund - die Biene Emma - nach dem Idol benannt.

Foto1 - Artikel in der Kleinen Zeitung nach dem Emmerich-Debüt

Foto 2 - Austria gegen Vienna am 21. November 1972. Vor dem Spiel halfen die Spieler bei der Schneeräumung.

Eine Serie von Christian Rosenzopf und Fabian Schumi

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