Serie: Mit Vorderegger ging es aufwärts

Er hat mit der Austria alles erlebt, was man sich vorstellen kann: Er war beim Überlebenskampf in der Kärntner Liga dabei - und feierte danach drei Aufstiege und den Cupsieg in Österreich. Heimo Vorderegger ist eines der Urgesteine der Violetten.

Mit sechs Jahren durfte sich Heimo erstmals Austria-Spieler nennen. „Meine Familie ist von Hermagor nach Klagenfurt gezogen. Und ich wollte unbedingt bei der Austria spielen. Das war einfach der Verein. Da gab es keine andere Option", erinnert sich Vorderegger.

Im Sommer 1972 war die Austria gerade in die Nationalliga (Bundesliga) aufgestiegen. „Die Bedingungen rundherum waren natürlich ganz andere als heute. Unser Trainingsplatz war mehr ein Sandplatz als eine Wiese. Im Sommer hat es richtig gestaubt und im Winter war alles voller Eiswasser. Trotzdem haben wir Kinder immer im Freien trainiert. Das hat uns abgehärtet", blickt er zurück.

Im Nachwuchs des Klubs zu spielen, war eine Ehrensache. „Die Austria ging über alles. Ich war einfach froh, dass ich dabei sein durfte. Daher standen wir jede freie Minute am Platz: Sobald wir aus der Schule raus sind, haben wir die Schultasche weggeworfen und haben fünf Stunden durch auf der Wiese gespielt, ehe das eigentliche Training erst begonnen hat. Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir unter Trainer Emil Filzwieser stundenlang nur die ,Übersteiger' trainiert haben. Früher hat‘s ja außer Fußball nix gegeben."

Dabei wäre seine Karriere am Ende der Nachwuchszeit beinahe auf der Kippe gestanden. „Zwischen 16 und 19 Jahren konnte ich aufgrund einer Knieverletzung gar nicht mehr kicken. Für mich war eine Profikarriere schon abgehakt." Doch der damalige U21-Trainer Walter Jernej hatte das große Potenzial erkannt. Er ließ den damals 19-Jährigen bei drei Partien der U21 vorspielen. Plötzlich war Vorderegger wieder ganz groß im Bild.

Es gab kein Zurück mehr: Der damalige Cheftrainer holte den Stürmer im Sommer 1985 schnurstracks in die Kampfmannschaft, wo er mit Ramadhani, Senzen, Schoppitsch und Co. in der Bundesliga zaubern durfte. „Im Herbst sind wir sogar Dritter geworden. Wir waren eine technisch sehr starke Mannschaft. Ich bin überzeugt: Mit den Spielern, die wir damals hatten, würden wir heute um den Titel mitspielen.“

Vier Jahre lang durfte Vorderegger mit der Austria in der höchsten Liga kicken, doch nach dem Abstieg in die Zweite Liga fiel die Mannschaft auseinander. Im Sommer 1989 kehrte er seinem Herzensklub vorerst den Rücken und wechselte nach St. Pölten, wo er 114 Bundesligaspiele absolvierte, ehe ihn ein Schienbeinbruch aus der Bahn warf.

Ausgerechnet in der tiefsten sportlichen Krise des Vereins entschied sich Vorderegger im Sommer 1994 zur Rückkehr nach Waidmannsdorf. „Es hat nicht gut ausgesehen. Als ich heimgekehrt bin, hat die Austria gerade hauchdünn den Klassenerhalt in der Kärntner Liga geschafft und es waren nur noch acht Spieler da. Erwin Palkowitsch wollte damals schon zusperren. Aber es hat mir getaugt, dass die Kicker gesagt haben: Wir spielen weiter für die Austria, auch wenn es kein Geld gibt. Das war echt eine Idealisten-Partie. Der Zusammenhalt war riesig.“

Der damalige Trainer Hannes Haubitz erinnert sich: „Heimo war für uns in der Kärntner Liga enorm wichtig, die jungen Spieler haben zu ihm aufgeschaut. Allein deshalb war es das wert, dass wir ihn heimgeholt haben. Das erste Ziel war es, dass wir mit der jungen Mannschaft die Meisterschaft halbwegs abschließen, auch wenn keine Gage bezahlt wird.“

Vorderegger verdiente sich zwischenzeitig in der Gastronomie sein Geld und führte mit dem „Winzig“ eines der beliebtesten Lokale in Klagenfurt. Für viele Fußballer war es bereits wie ein zweites Wohnzimmer. Auch sportlich ging es wieder aufwärts: Als man unter Hannes Haubitz im Sommer 1996 den Aufstieg in die Regionalliga meisterte, ging ein Ruck durch den Verein. 1997 folgte die Spielgemeinschaft mit Villach: Austria/VSV.

Vorderegger: „Es war schon ein bisschen eigenartig, als wir plötzlich Trainings in Villach abgehalten haben. Aber wir wussten, es geht nicht anders. Es war damals die einzige Möglichkeit, dass wir in Kärnten gemeinsam etwas aufbauen.“ Der Aufwand lohnte sich: Bereits ein Jahr später gelang der Wiederaufstieg in die 2. Liga.

Für Vorderegger war es der Startschuss in die zweite große Karriere bei der Austria - und auch er musste noch „umlernen“. Denn der späte Erfolgstrainer Walter Schachner hatte eine neue Idee: Er stellte den gelernten Stürmer in die Abwehr. Das Experiment ging auf: Als rechter Stammverteidiger bildete Vorderegger eine der wesentlichen Säulen für den späteren Aufstieg in die Bundesliga (2001), den Cupsieg (2001) und die Auftritte im UEFA-Cup.

So konnte er schließlich 143 Einsätze für die Austria (FC Kärnten) in der höchsten Spielklasse bestreiten. Noch heute erinnern sich viele Fans an seine starken Auftritte auf der rechten Außenbahn. Es war also keine schlechte Idee, ihn in der U21 noch einmal vorspielen zu lassen …

Eine Serie von Christian Rosenzopf

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