Golautschnig Stehaufmännchen
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Golautschnig
Gogo Golautschnig
Gogo Golautschnig (Mitte) mit seinen Stürmerkollegen Kemal Beharic (links) und Iviza Senzen (rechts)

Serie: Wie „Gogo“ die Fans verzückte

Er wurde in den 1980er Jahren zum umjubelten Stürmerstar: Günther „Gogo“ Golautschnig brachte das Wörthersee-Stadion zum Beben und wurde sogar als erster Kärntner nach 20 Jahren ins Nationalteam einberufen. Eine steile, aber späte Karriere.

1982 war ein großes Jahr: Endlich war die Austria Klagenfurt wieder in der höchsten Liga Österreichs angekommen. Nach sechs Jahren „Pause“ durfte man in Waidmannsdorf wieder Bundesliga-Luft schnuppern.

Und es ging gleich mit einem Kracher los. In der ersten Runde am 21. August 1982 traf das Team auf den Rekordmeister Rapid Wien. 10.000 Fans fanden sich zum Match im alten, kultigen Wörthersee-Stadion ein.

Die Grün-Weißen waren mit vielen Top-Stars gekommen: Herbert „Funki“ Feurer im Tor, Heribert Weber als Abwehrchef, Antonin Panenka als Regisseur und Johann „Hansi K.“ Krankl als der alles überstrahlende Stürmer. Und auf der Trainerbank - kein geringerer als Otto „Maximale“ Baric.

Aber auch die Austria hatte einiges zu bieten: Die Hrstic-Brüder Peter und Davor, Hannes Haubitz, Helmut König, Walter Schoppitsch, Ewald Türmer und in der Offensive das fantastische Quartett Kassim Ramadhani, Ivica Senzen, Kemal Beharic und Günter Golautschnig.

Auch wenn das Auftaktspiel mit 1:3 verloren ging, es war der Startschuss einer großen Ära. Die Klagenfurter konnten sich als Aufsteiger unter den 16-Bundesliga-Teams hervorragend behaupten.

„So etwas kann nur der Günther“

In der zweiten Runde konnte man beim LASK (1:1) den ersten Punkt erobern. Das Tor zum Ausgleich erzielte Golautschnig kurz vor dem Abpfiff. Der Stürmer war ein Jahr zuvor vom SV St. Veit geholt worden und entpuppte sich trotz seiner 1,68 Meter als ganz große Nummer. „So etwas kann eben nur der Günther“, lobte ihn sein Entdecker Walter Ludescher nach dessen Ausgleichstor (Quelle: Kleine Zeitung). Schließlich hatte Golautschnig die Situation in der 85. Minute ganz schnell „überzuckert“ und den Treffer praktisch im Liegen erzielt.

Dabei war Golautschnig nur „Teilzeit-Fußballer“, hauptberuflich werkte er als Lagerleiter für Adidas in Viktring. „Die Austria hatte zu dieser Zeit nur drei, vier Profis. Alle anderen mussten schepfen", erinnert sich der heute 67-Jährige, der sich nach einem Schlaganfall wieder gut erholt hat.

Dann ging es richtig los: Die Austria gewann die fünf nächsten Spiele und fand sich plötzlich auf dem dritten Rang der Bundesliga wieder. In der achten Runde ging es zu Hause gegen die Austria Wien - mit einem regelrechten Zuschaueransturm. „Wehe dem Stehplatzbesucher, der nicht rechtzeitig ins Stadion kommt. Er wird wohl nur ein Zipferl des Spielfeldes einsehen können“, hieß es vorher in den Medien. Tatsächlich drängten sich 11.000 Fans in die kleine Arena.

Die Austria aus Klagenfurt verlor mit 1:2 - doch die Euphorie hielt an. Und Günter Golautschnig, den alle „Gogo“ riefen, wurde zum umjubelten Angreifer. Am 6. November konnte man auch noch Sturm Graz (3:)2) erstmals nach 13 Jahren besiegen und der Stürmer lieferte wieder einen Doppelpack: „Es war einer meiner schönsten Spiele, das 3:2 erzielte ich mit einem Volleyschuss nach einer Flanke von Bürgler. Das war schon traumhaft."

Doppelpack bringt Team-Einladung

Mit strahlenden Augen berichtet er auch von jenem Brief, der ihm nach dem Spiel gegen Sturm ins Haus flatterte. Es war Post vom Österreichischen Fußball-Bund. Tatsächlich: Golautschnig wurde mit 29 Jahren ins Nationalteam einberufen. Er war der erste Kärntner nach Norbert Lorber (1962), dem diese Ehre zuteilwurde.

Was für eine unglaubliche Geschichte, schließlich war der Angreifer aus Unterbergen bei Völkermarkt zu Beginn der 1980er Jahre schon abgeschrieben worden, ehe ihn Walter Ludescher damals zu St. Veit holte und dem Stürmer neues Selbstvertrauen schenkte. Er war es auch, der „Gogo“ seinen Spitznamen verpasste. Golautschnig erinnert sich und lacht: „Lu (Ludescher) meinte, mein Name wäre zu lang, also hat er mich einfach Gogo genannt. Und das ist bis heute so geblieben.“

Im WM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei war es dann so weit: Golautschnig durfte im Nationaldress auflaufen und wurde von Teamchef Erich Hof sogar prompt in die Startelf geholt. Während Österreich einen glasklaren 4:0-Sieg über die Türkei bejubeln durfte, endete der Abend für Golautschnig ganz bitter: Er zog sich in der 55. Minute bei einem Zusammenstoß einen Bänderriss zu und musste das Feld verlassen. Damit war auch die komplette Herbstsaison bei der Austria Klagenfurt für ihn gelaufen.

Erst im Frühjahr konnte der Angreifer wieder in das Geschehen eingreifen und mit der Austria schließlich den sechsten Platz in der Bundesliga einheimsen. Der Aufsteiger hatte damit ein fettes Ausrufezeichen gesetzt.

Eine Serie von Christian Rosenzopf

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