„Die Reise soll nach Europa führen“

Die Klubs der ADMIRAL Bundesliga befinden sich im Länderspiel-Break. Eine willkommene Pause, in der nicht nur die Profis der Austria Klagenfurt den Akku aufladen, sondern auch die Verantwortlichen durchatmen können. Im Interview mit LIGAPORTAL, dem digitalen Medienpartner der Violetten, spricht Geschäftsführer Peer Jaekel über seine Doppelfunktion, den bisherigen Verlauf der Saison 2023/24 und ehrgeizige Ziele.

Herr Jaekel, Sie sind mit dieser Saison „Head of Football“ der SEH Sports & Entertainment Holding, dem Gesellschafter der Vereine Austria Klagenfurt, Viktoria Berlin und HNK Šibenik. Wie sieht Ihr Kompetenzbereich konkret aus und wie weit bringen Sie sich im sportlichen Bereich ein?

Peer Jaekel: Im Grunde genommen ist es eine strukturschaffende Maßnahme gewesen, die seitens der Gesellschafter gewünscht war, um zum einen ein Gefühl dafür zu entwickeln und auch in die Vereine zu tragen, was eine sinnvolle Multi-Club-Ownership eigentlich bedeutet. Wie sollen die Vereine zukünftig zusammenarbeiten? Wie soll man sich austauschen? Welche Rolle soll auch jeder Verein in diesem ganzen Fußball-Vertical, wie wir es nennen, einnehmen? Wie soll zukünftig welcher Spieler wo entwickelt werden? Es geht darum, dass wir Spieler entwickeln und Werte schaffen. Einhergehend mit sportlichem Erfolg. Dann geht es auch darum, die Prozesse anzugleichen. Auch die nebensportlichen. Damit Dinge vergleichbarer sind und für einen Gesellschafter, der nicht im Daily Business ist, auch die Dinge schnell verstanden werden können. Gerade wie es bei uns jetzt der Fall ist, dass, wenn Minderheitsgesellschafter einsteigen, sie sich schnell einen Überblick verschaffen können. Es ist eine sehr umfangreiche Rolle.

Da lassen sich von den drei Klubs natürlich Synergien nutzen, wobei Ihr Hauptengagement schon bei Austria Klagenfurt ist, oder?

Ja, mein Hauptaugenmerk liegt aktuell auf der Austria Klagenfurt. Die anderen Vereine spielen vor allem deshalb eine Rolle, weil ich sportlich verfolge, was dort passiert. Ich bin im aktiven Austausch mit unseren Leihspielern. Wie die Entwicklung aussieht und wie da die Einschätzung ist. Ich bin mit den sportlich Verantwortlichen vor Ort im Austausch, was potenzielle weitere Kandidaten, auch für einen Sommertransfer, anbelangt. Da sind vorrangig sportliche Themen aktuell, die dort bearbeitet werden.

„Alle guten Dinge sind drei …“. Womit hier nicht die dritte Frage gemeint ist, sondern der Meistergruppen-Hattrick nach dem Aufstieg 2021. Sportlich kann man die Austria ja nur so mit Lobeshymnen überschütten. Sie sind jetzt mit dieser Saison dabei, welche entscheidenden Erfolgsfaktoren haben Sie ausgemacht, dass die Waidmannsdorfer schon wieder unter den Top 6 sind und um die Preise mitzuspielen und welchen Anteil nimmt Trainer Peter Pacult ein?

Wir haben ein Gut im Kader, das andere nicht mit Geld kaufen können. Das ist Konstanz! Auch auf der Kommandobrücke, sprich im Trainerstab, eine Konstante mit Peter Pacult, Martin Lassnig und Bernhard Sussitz an der Seitenlinie, dazu frisches Blut mit Marc Lamberger. Dementsprechend ist das ein ganz hohes Gut. Unserem Trainerteam gebührt ein gehöriger Anteil am aktuellen Erfolg. Das Ganze wurde natürlich auch möglich gemacht über externe Finanzspritzen. Jetzt sind wir auf dem Weg, wo wir genau an diesem Turning-Point sind, um zu versuchen, das Geschäft in Klagenfurt auf eigene Füße zu stellen, dass wir operativ gesunden. Wenn wir das bei dem sportlichen Erfolg hinbekommen, ist das ungleich höher zu bewerten wie das, was bisher passiert ist.

Wohin soll die sportliche Reise bis zum Saisonende gehen, zumal von Rang drei bis sechs ja diesmal alles extrem eng beisammen ist und - wie im Grunddurchgang bewiesen - Klagenfurt es mit jedem Gegner aufnehmen kann?

Wenn wir jetzt schon so in Schlagdistanz sind, soll die Reise nach Möglichkeit nach Europa führen. Zum ersten Mal in der Vereinshistorie. Wir sind als Vierter in das Meister-Playoff gestartet und den Platz wollen wir natürlich verteidigen. Sowohl die Art und Weise wie die Spiele liefen als auch die Ergebnisse im Grunddurchgang geben uns den Glauben daran, dass wir etwas erreichen können in der Richtung. Wir gehen in jedes Spiel, um es zu gewinnen. Dass das auch mal schwer werden und auch mal eine leidvolle Erfahrung sein kann, wie jetzt am Sonntag gegen Sturm Graz, ist klar. Aber auch das wirft uns nicht aus der Bahn. Da werden wir den Mund abputzen und im nächsten Spiel beim LASK wieder voll da sein.

Zwar nicht gerade der Lieblingsgegner beim Blick auf die Bilanz, doch am 11. Februar war die Austria in Linz schon ganz nah dran am ersten Pflichtspielsieg gegen den LASK, hat den 2:2-Ausgleich erst in der Nachspielzeit kassiert. Die Mannschaft um Kapitän Thorsten Mahrer hat auf jeden Fall viel Selbstvertrauen und mittlerweile auch ein Selbstverständnis. Am Sonntag wurde ein Plakat publik gemacht, das in der Kabine hängt und auf dem das Vorhaben zum Ausdruck gebracht wird, nicht wieder Sechster werden zu wollen, wie in den beiden Vorjahren. Was steckt dahinter, ein Anstoß zur intrinsischen Motivation?

Der Spirit in der Gruppe, sowohl auf Spielerebene als auch im Staff ist extrem positiv. Die Jungs sind maximal motiviert, auch dann mal kreativ. Es ist eine außergewöhnlich gesunde Gemeinschaft aus meiner Sicht. Einer ist für den anderen da. Das hat uns auch über die letzten Wochen und Monate, fast schon Jahre ausgezeichnet. Das mit dem Plakat ist dann eine klitzekleine Maßnahme von vielen, die uns dann hoffentlich dahin bringt, wo wir am Ende sein wollen.
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