Die legendären 80er

Zeit­rei­se: Wolfs­ber­ger im Aus­tria-Tri­kot

©  Kuess

Klagenfurt und Wolfsberg - das ist eine besondere Rivalität im Kärntner Fußball. Hans-Peter Buchleitner zählt zu den Spielern, die beide Seiten gut kennen. Denn der gebürtige Wolfsberger war sogar drei Jahre lang Kapitän der Austria. Vor dem Duell in Runde 27 der ADMIRAL Bundesliga erinnert er sich an seine große Zeit.

Noch heu­te schla­gen zwei Her­zen in sei­ner Brust: Wenn die Vio­let­ten und der WAC auf­ein­an­der­tref­fen, dann drückt Buch­leit­ner bei­den Teams die Dau­men. „Bei den Der­bys wün­sche ich mir ein­fach ein gutes Spiel, wo bei­de Sei­ten eine sehr gute Figur abge­ben“, gibt er sich diplo­ma­tisch.

Auch wenn er den Groß­teil sei­nes Lebens in Wolfs­berg ver­bracht hat, fühlt er sich in Waid­manns­dorf sehr hei­misch. Immer­hin hat Buch­leit­ner in sei­ner akti­ven Zeit sechs Jah­re lang (1983 bis 1989) mit der Aus­tria in der Bun­des­li­ga erlebt. 138 Mal spiel­te er für die Vio­let­ten in der höchs­ten Spiel­klas­se. Ab 1986 wur­de er sogar für drei Jah­re zum Kapi­tän ernannt — als Nach­fol­ger von Wal­ter Schop­pitsch, der damals sei­ne Kar­rie­re been­det hat­te.

Trai­ner-Pro­fes­sor Wal­ter Lude­scher hat­te ihn vom dama­li­gen Wie­ner Bun­des­li­ga-Klub SC Sim­me­ring nach Kla­gen­furt gelotst. Buch­leit­ner: „Ich hät­te damals zur Wie­ner Aus­tria zurück­keh­ren sol­len, doch habe ich mich dann für einen Wech­sel in die Hei­mat ent­schie­den. Mit Wal­ter Lude­scher ver­band mich doch eini­ges, denn er war schon mein Trai­ner in St. Veit gewe­sen und hat­te mich aus Wolfs­berg geholt. Er war ein rich­ti­ger ‚Sir‘ unter den Trai­nern und man merk­te, dass er mit Lei­den­schaft die­se Tätig­keit aus­üb­te. Alle Spie­ler hat­ten immer gro­ßen Respekt vor ihm. Er konn­te rich­tig moti­vie­ren und brach­te vie­le neue Ideen in eine Mann­schaft.”

So zähl­te die Aus­tria unter Lude­scher zu den bes­ten Bun­des­li­ga-Klubs außer­halb Wiens: Mit Platz sechs (1982/83), Platz sie­ben (1983/84 und 1984/85) sowie dem drit­ten Platz im Grund­durch­gang (Herbst 1985) wur­den unter „Lu“ beacht­li­che Erfol­ge erzielt. Zu die­ser Zeit war Buch­leit­ner einer der „Lieb­lings­spie­ler“ des Trai­ners. Lude­scher: „Er war ein­fach ein Vor­zei­ge­pro­fi. Sehr gewis­sen­haft, sehr ein­satz­freu­dig! So haben wir auch in Kla­gen­furt sehr gut zusam­men­ge­ar­bei­tet.“

Vor allem der Zusam­men­halt habe die Mann­schaft in den gol­de­nen 1980er-Jah­ren aus­ge­zeich­net, wie Hans-Peter Buch­leit­ner betont. Er erin­nert sich an her­aus­ra­gen­de Duel­le mit den Wie­ner Ver­ei­nen. Vor allem das 4:2 im alten Wör­ther­see-Sta­di­on gegen die Wie­ner Aus­tria im Sep­tem­ber 1984 sei unver­ges­sen. Wie­der ein­mal hat­te es der Klei­ne dem Gro­ßen gezeigt. In den Rei­hen der Wie­ner fan­den sich damals natio­na­le Grö­ßen wie Friedl Kon­ci­lia, Her­bert Pro­has­ka und Toni Pos­ter.

Peter „Bumm, Bumm“ Hrstic konn­te sich damals mit einem Dop­pel­pack aus­zeich­nen. Buch­leit­ner: „Der ‚Gustl‘, wie wir ihn alle nann­ten, hat­te einen so schar­fen Schuss, dass öfters bei den Geg­nern nie­mand in die Mau­er woll­te. Er schoss fast alle Frei­stö­ße und es konn­te pas­sie­ren, wenn er nicht so einen guten Tag hat­te, dass er die Bäl­le auf die Licht­mas­ten schoss. Auch wenn es schon Pfif­fe aus den Rän­gen gab, war ihm dies egal und er ging mit sei­nem Selbst­ver­trau­en auch wie­der zum nächs­ten hin und hau­te drauf!”

Unver­ges­sen blei­be aber auch das Heim­spiel gegen Rapid im August 1985, als die Aus­tria in den letz­ten Minu­ten einen 0:2‑Rückstand wett­ma­chen konn­te. Als Hans Krankl in der 80. Minu­te das 2:0 für die Hüt­tel­dor­fer erzielt hat­te, schien das Spiel bereits ver­lo­ren. Buch­leit­ner: „Zu dem Zeit­punkt sind vie­le Besu­cher bereits auf­ge­stan­den und mach­ten sich auf den Heim­weg.“ Durch den Anschluss­tref­fer von Kas­sim Rama­dha­ni in der 85. Minu­te wur­den jedoch neue Kräf­te frei. Buch­leit­ner: „Dann haben wir voll ris­kiert, alles nach vor­ne gewor­fen und es ist uns tat­säch­lich noch der Aus­gleichs­tref­fer gelun­gen.“

Das dürf­te den Wie­nern so gar nicht geschmeckt haben, im Retour­spiel bei Rapid kas­sier­te die Aus­tria aus Kla­gen­furt gar eine 1:8‑Schlappe. Auch das hat Buch­leit­ner nicht ver­ges­sen: „Bei die­sem Spiel kamen wir kaum über die Mit­tel­li­nie.“

Auch Buch­leit­ner hat natür­lich — wie vie­le sei­ner Mit­spie­ler — eine Anek­do­te über Kas­sim Rama­dha­ni parat. Der gefei­er­te Stür­mer aus Tan­sa­nia hat­te bekannt­lich immer wie­der sei­ne Strei­che gespielt. Buch­leit­ner: „Das Lauf­trai­ning moch­te er nicht beson­ders und so hat­te er beim Trai­ner meis­tens nach kur­zer Zeit ein klei­nes Weh­weh­chen vor­ge­täuscht. Er brauch­te somit nur mehr aus­lau­fen. Zu uns hat Kas­sim dann gesagt: Ich bin Chef und Tech­ni­ker. Ich brau­che das nicht, die­ses Trai­ning ist nur für euch…“ Auch dem Bier sei der Fan-Lieb­ling nicht abge­neigt gewe­sen, wie Buch­leit­ner mit einem Schmun­zeln anmerkt. „In sei­nem Dia­lekt hat er oft gesagt: Trink‘ ma‘ noch a Flasch’.”

Buch­leit­ner war im Übri­gen nicht der ein­zi­ge Lavant­ta­ler, der für die Vio­let­ten in der Bun­des­li­ga auf­lief. Auch Ewald „Ewe“ Tür­mer stamm­te von dort. Buch­leit­ner: „Bei Aus­tria Kla­gen­furt zu spie­len, war damals eine gro­ße Ehre und für jeden Kärnt­ner Fuß­bal­ler die inter­es­san­tes­te Her­aus­for­de­rung. Bei mei­nem Wech­sel dort­hin waren die Kla­gen­fur­ter der ein­zi­ge Ver­ein in der höchs­ten Spiel­klas­se und daher war es für mich über­haupt kein Pro­blem, als Lavant­ta­ler dort auf­zu­lau­fen.“

Bereits in sei­ner Jugend­zeit hat­te er eine Ver­bin­dung zur Aus­tria Kla­gen­furt. Der dama­li­ge Nach­wuchs-Team­chef Fred­dy Hohen­ber­ger (eine Legen­de der Aus­tria) hat­te ihn in sämt­li­che Nach­wuchs-Natio­nal­teams ein­be­ru­fen. „Damals spiel­ten nur Peter Hrstic und ich im Natio­nal­team, wobei ich über den klei­nen ATSV Wolfs­berg zu den Team­ein­be­ru­fun­gen gekom­men bin“, so Buch­leit­ner, der es sehr scha­de fin­det, „dass Fred­dy nicht mehr den Auf­stieg sei­ner Aus­tria im Vor­jahr erle­ben konn­te.“

Wie man sieht: Hans-Peter Buch­leit­ner ver­folgt heu­te noch eif­rig, was sich bei sei­nem ehe­ma­li­gen Ver­ein in Kla­gen­furt tut. Gewohnt diplo­ma­tisch blickt er auch den bei­den direk­ten Duel­len ent­ge­gen, die nun bevor­ste­hen: „Es ist wun­der­bar, dass sowohl Kla­gen­furt als auch Wolfs­berg heu­er die Meis­ter­grup­pe erreicht haben.“

Eine Serie von Chris­ti­an Rosen­zopf

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