Hasil und Co. in Klagenfurt

Serie: Wid­mann über­trifft sogar Krankl

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Es war eine Sensation: Beim legendären Stadthallen-Turnier in Wien konnte Kurt Widmann die Torjägerkrone einheimsen. Sogar Rapid-Ikone Hans Krankl konnte er dabei übertreffen. Er hätte nicht einmal selbst damit gerechnet. So war er bei der Siegerehrung schon lange zu Hause.

Vie­le Fuß­ball­fans wer­den sich ger­ne dar­an erin­nern: Jeden Win­ter tra­fen sich die bes­ten Fuß­ball­mann­schaf­ten Öster­reichs zum Hal­len­kick in Wien. 40.000 Fans ström­ten bin­nen einer Woche in die Stadt­hal­le. Der Titel des Hal­len­kö­nigs war heiß begehrt. 1974/75 war die Aus­tria Kla­gen­furt dabei und für den LASK ein­ge­sprun­gen. Auf­grund der Kurz­fris­tig­keit konn­te man jedoch nur eine Rumpf­mann­schaft auf­bie­ten. Vie­le Spie­ler waren ange­schla­gen oder noch im Aus­lands-Urlaub unter­wegs. Auch Chef­trai­ner Ger­di Sprin­ger war gera­de im Kran­ken­haus und muss­te sich von Fer­di­nand „Ferdl“ Sme­ta­na ver­tre­ten las­sen.

Die „Lind­wurm-Veil­chen“, wie sie damals in den Medi­en genannt wur­den, waren somit kras­ser Außen­sei­ter. Doch es kam alles ganz anders. Bereits im ers­ten Spiel am „hei­li­gen“ Par­kett kam es zur Über­ra­schung: Die Aus­tria konn­te Rapid ein 5:5‑Unentschieden abluch­sen. Dabei waren die Kla­gen­fur­ter bereits mit 1:5 im Rück­stand gele­gen. Das hat­te dem Wie­ner Publi­kum frei­lich gar nicht gefal­len.

Es kam noch bes­ser: Gegen die klar favo­ri­sier­te Wie­ner Aus­tria (die mit begna­de­ten Kickern wie Her­bert Pro­has­ka ange­tre­ten war) konn­te man über­ra­schend mit 5:4 gewin­nen. Haupt­ver­ant­wort­lich dafür: Kurt Wid­mann. Der damals 21-Jäh­ri­ge hat im Lau­fe des Tur­niers sogar acht Tore für die Aus­tria Kla­gen­furt erzielt.

Doch dann ging der Mini-Trup­pe aus Kla­gen­furt zuneh­mend die Kraft aus. Kein Wun­der: Auf­grund wei­te­rer Ver­let­zun­gen muss­te sogar Tor­hü­ter Hein­rich Stein­böck — trotz einer leich­ten Gehirn­er­schüt­te­rung — den Kas­ten hüten. Gegen Eisen­stadt (3:7) und den spä­te­ren Tur­nier­sie­ger Admi­ra (3:6) muss­te man kla­re Nie­der­la­gen hin­neh­men. Damit ver­pass­te das Team den Ein­zug in die Final­pha­se.

Publi­kums­lieb­ling und Tor­schüt­zen­kö­nig

Trotz­dem gab es zwei gro­ße Aus­zeich­nun­gen für Aus­tria Kla­gen­furt: Zum Publi­kums­lieb­ling des Tur­niers wur­de Franz Hasil gekürt. Der Regis­seur ern­te­te auch beim Wie­ner Publi­kum gro­ßen Applaus. Wenn­gleich er mit 30 Jah­ren kaum mehr mit dem Tem­po der Jun­gen mit­hal­ten konn­te.

Zum Tor­schüt­zen­kö­nig des Tur­niers wur­de Kurt Wid­mann. „Ich hät­te das über­haupt nicht erwar­tet. Ich war mir sicher, dass mich Hans Krankl in den Final­spie­len noch über­tref­fen wird. Ich saß bereits zu Hau­se vor dem Fern­se­her, als das Tur­nier zu Ende war und plötz­lich der Kom­men­ta­tor sag­te, dass ich die meis­ten Tore gemacht habe. Das war für mich natür­lich ein Wahn­sinn”, erin­nert sich Wid­mann.

Da er bereits in Kla­gen­furt war, wur­de der Pokal stell­ver­tre­tend von Co-Trai­ner Sme­ta­na über­nom­men und nach Hau­se gebracht. Heu­te steht er stolz in Wid­manns Wohn­zim­mer. Eine schö­ne Erin­ne­rung an glor­rei­che Tage. Den Ban­den­zau­ber gibt es seit 2009 lei­der nicht mehr.

Eine Serie von Chris­ti­an Rosen­zopf

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