Die AUSTRIA nach dem Weltkrieg

Serie: Das Sta­di­on am Mes­se­ge­län­de

Messe Platz
Messe Platz © KK

Wer hätte das gedacht: Bis 1959 war das Messegelände die Heimstätte der Austria Klagenfurt. Auch internationale Topklubs wie Udinese Calcio waren hier zu Gast. Doch was machte diesen Sportplatz so besonders? Zeitzeugen geben Antwort darauf.

Heu­te ist es kaum mehr zu glau­ben: Genau an jener Stel­le, wo Eis­ho­ckey-Rekord­meis­ter KAC sei­ne Heim­spie­le aus­trägt, hat­ten einst die Fuß­bal­ler der Aus­tria das Sagen. Das städ­ti­sche Sta­di­on an der Rosen­ta­ler Stra­ße war zu Beginn der 30 Jah­re aus der Not her­aus ent­stan­den — nach­dem der Pater­nio­ner­platz beim Lend­ka­nal prak­tisch unbe­spiel­bar war.

Geis­ter­schloss neben dem Sta­di­on

Schon bald ent­wi­ckel­te sich dar­aus die neue Pil­ger­stät­te der Aus­tria-Fans. Eine von ihnen war Char­lot­te Pich­ler (Foto links). Die 83-Jäh­ri­ge erin­nert sich noch heu­te an die klei­ne Are­na, die oft „Pap­pel­sta­di­on“ genannt wur­de. Schließ­lich befan­den sich an der Ost­sei­te (bei der St. Ruprech­ter Stra­ße) meh­re­re gro­ße Pap­pel­bäu­me, die man auf den Fotos gut erken­nen kann.

„An der Stel­le, wo sich heu­te das gro­ße Hoch­haus befin­det, war einst das soge­nann­te Rost­horn Palais. Vie­le sag­ten dazu: Geis­ter­schloss. Dane­ben befand sich die wun­der­schö­ne Allee“, erzählt Char­lot­te Pich­ler. „Und auf der West­sei­te, wo heu­te das Mes­se-Park­haus steht, war eine Zufahrts­stra­ße. Die­se war damals noch nicht asphal­tiert und auch nicht so breit. Dort war ein klei­ner Vor­platz. Hier befand sich der Zugangs­be­reich zur über­dach­ten Haupt­tri­bü­ne.”

Spie­ler wie Fred­dy Hohen­ber­ger, Rudi Vaf­pot oder Erwin Pal­ko­witsch haben an die­ser Stel­le für Stern­stun­den gesorgt. Teil­wei­se haben sie sogar in Unter­künf­ten im Bereich der Tri­bü­ne gewohnt. Auch der Kühns­dor­fer Hans Isopp leb­te zeit­wei­se in den Sta­di­on­räum­lich­kei­ten. „Sehr oft habe ich in mei­ner Frei­zeit ganz allei­ne am Sport­platz trai­niert“, berich­tet der 87-Jäh­ri­ge.

Bei den Spie­len selbst wur­de der klei­ne, aber fei­ne Sport­platz in einen Hexen­kes­sel ver­wan­delt. Isopp: „Das Sta­di­on war teil­wei­se über­voll. Bei man­chen Spie­len durf­ten gar kei­ne Kar­ten mehr ver­kauft wer­den.“ Vor allem bei den Der­bys gegen den KAC gab es kein Hal­ten für die Fans. Auch Klub­le­gen­de Ger­hard Moser erin­nert sich an die eins­ti­ge Kult­stät­te beim Mes­se­ge­län­de. „Für mich war es ein­fach groß­ar­tig, dass ich mit 18 Jah­ren die Chan­ce bekom­men habe, hier mit der Kampf­mann­schaft ein­zu­lau­fen. Ich war ja mit gro­ßen Spie­lern in der Mann­schaft — wie Rath oder Pal­ko­witsch.“

Spie­ler klet­ter­te über Zaun ins Sta­di­on

Rund um die Are­na war ein etwa vier Meter hoher Zaun auf­ge­stellt. Das wur­de dem jun­gen Ger­hard Moser bei einem Der­by gegen den ASK zum Ver­häng­nis. „Bei den Spie­len der Kla­gen­fur­ter Mann­schaf­ten bekam immer jeder Klub die Hälf­te der Ein­nah­men. Bei allen Ein­gän­gen stan­den daher Ord­ner bei­der Ver­ei­ne. Wir als Spie­ler benö­tig­ten ja kei­ne Kar­ten, denn die Ord­ner wink­ten uns durch. Doch ein­mal waren bei einem Spiel nur Ord­ner vom ASK anwe­send – und die lie­ßen mich nicht hin­ein. Ich muss­te dann einen vier Meter hohen Maschen­draht­zaun über­win­den, um noch recht­zei­tig in die Umklei­de­ka­bi­ne zu kom­men.“

Einer der letz­ten Höhe­punk­te im alten „Pap­pel­sta­di­on“ war übri­gens das Gast­spiel von Udi­ne­se Cal­cio im August 1959. Zu dem Zeit­punkt waren neben dem Sta­di­on bereits die ers­ten Mes­se­hal­len errich­tet wor­den. Bald dar­auf wur­de die klei­ne Fuß­ball­are­na auf­ge­las­sen und mit der heu­ti­gen Stadt­hal­le ver­baut. Die Aus­tria zog wei­ter nach Waid­manns­dorf. Auch dort soll­ten unzäh­li­ge Stern­stun­den fol­gen.

Eine Serie von Chris­ti­an Rosen­zopf und Fabi­an Schu­mi

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