Die AUSTRIA nach dem Weltkrieg

Serie: Ers­ter Kärnt­ner im Natio­nal­team

Hans Isopp erinnert sich an seine Austria-Zeit
Hans Isopp erinnert sich an seine Austria-Zeit ©  Rosenzopf

Er ist einer der ältesten Zeitzeugen der Austria Klagenfurt: Hans Isopp war bereits in den 1940er Jahren Spieler der "Austria-Schüler" am Messeplatz und schaffte als einer der ersten Nicht-Wiener den Sprung ins Nationalteam. Im Interview erinnert er sich.

Wer durch die ältes­ten Foto­al­ben der Aus­tria Kla­gen­furt blät­tert, fin­det dabei unbe­zahl­ba­re Auf­nah­men in Schwarz-Weiss. Sie zei­gen die Spie­ler der Aus­tria am alten Sport­platz in der Rosen­ta­ler­stra­ße — wo sich heu­te die Eis­hal­len und der Mes­se­park­platz befin­den.

Auf vie­len Fotos sieht man den Kühns­dor­fer Hans Isopp. Von 1952 bis 1962 hat er in der Kampf­mann­schaft der Aus­tria Kla­gen­furt gespielt — neben Legen­den wie Wal­ter Rath, Fred­dy Hohen­ber­ger, den Lor­ber-Brü­dern, Emil Fil­z­wie­ser oder Erwin Pal­ko­witsch.

Mit­hil­fe sei­ner Enke­lin Chris­tia­ne ist es gelun­gen, den heu­te 87-Jäh­ri­gen aus­fin­dig zu machen und in sei­ner Hei­mat zu besu­chen. Bereits im Alter von acht Jah­ren, inmit­ten des Zwei­ten Welt­krie­ges, hat­te Hans Isopp in Kla­gen­furt Fuß­ball gespielt. „Ich kann mich noch sehr gut erin­nern. Wir haben damals am Sport­platz hin­ter dem heu­ti­gen Euro­pa­gym­na­si­um unse­re Spie­le aus­ge­tra­gen“, erzählt er.

Kar­rie­re begann bei den „Aus­tria-Schü­lern“

Zu der Zeit war die Aus­tria „ver­bo­ten“ und der klei­ne Hans muss­te bei ande­ren Klubs dem Ball hin­ter­her­ja­gen. Doch nach der Wie­der­auf­er­ste­hung der Aus­tria 1945 war er gleich eines der ers­ten Mit­glie­der des Ver­eins. „Es war immer schon mein gro­ßer Wunsch, für die Aus­tria zu spie­len. Ich begann bei den Schü­lern II, dann durf­te ich sogar in die ers­te Schü­ler­mann­schaft.

Dafür nahm er vie­le Stra­pa­zen auf sich. „Ein­mal bin ich zu einem Aus­wärts­spiel nach Frie­sach mit dem Fahr­rad gefah­ren – 42 Kilo­me­ter hin und zurück. Denn einen Bus hat‘s damals noch kei­nen gege­ben“ Die Mühe wur­de belohnt: In der Sai­son 1949/50 hol­te Hans Isopp mit der Aus­tria den Jugend­meis­ter­ti­tel in Kärn­ten (sie­he Bericht).

Als ers­ter Kärnt­ner im Natio­nal­team

Es war der Start­schuss einer gro­ßen Kar­rie­re, die ihn mit 18 Jah­ren sogar in die Kampf­mann­schaft führ­te. Auch das Natio­nal­team wur­de bald auf ihn auf­merk­sam. „Es war im Jahr 1952. Ich wur­de zu einem Trai­nings­spiel der öster­rei­chi­schen U19-Junio­ren­aus­wahl ins Wie­ner Sta­di­on ein­ge­la­den.“ Wie es das Schick­sal woll­te, wur­de der klei­ne Kärnt­ner zum gro­ßen Match­win­ner. Mit einem Vol­ley­schuss von der Straf­raum­gren­ze erziel­te er das Gold­tor zum 1:0‑Sieg.

 „Ein paar Tage spä­ter habe ich Post bekom­men, dass ich in die Junio­ren­aus­wahl auf­ge­nom­men wer­de und dass ich zu einer Aus­lands­rei­se nach Bar­ce­lo­na mit­fah­ren darf“, erzählt Hans Isopp.

Doch schon bei der Abrei­se bekam der Kärnt­ner den Gegen­wind der ande­ren Kicker aus Wien zu spü­ren. „Im gan­zen Natio­nal­team waren nur zwei Spie­ler aus den Bun­des­län­dern. Ein Vor­arl­ber­ger und ich. Als ich den Mann­schafts­bus bestieg, wur­de ich von den Wie­nern prompt als ‚Gscher­ter’ geschimpft. Aber ich habe sofort ver­bal zurück­ge­schla­gen. Danach gab es nie mehr Thea­ter“, lacht Hans Isopp. Bei besag­tem Tur­nier in Bar­ce­lo­na konn­te Öster­reichs Junio­ren­aus­wahl im Spiel gegen Eng­land sogar den drit­ten Platz erobern.

Auch bei der Aus­tria erleb­te Hans Isopp groß­ar­ti­ge Erfol­ge. Unter ande­ren konn­te man 1954/55 den Titel in der Tau­ern­li­ga holen. „Das war damals der größ­te Erfolg, der für uns mög­lich war. Denn eine natio­na­le Meis­ter­schaft hat es noch nicht gege­ben. Die Liga bestand aus­schließ­lich aus Klubs aus Kärn­ten und Salz­burg.“

Vor allem das Stadt­der­by gegen den KAC hat­te stets gro­ße Bedeu­tung. „Die­se Spie­le muss­te man ein­fach gewin­nen, da haben wir gekämpft wie die Wil­den.“

Hans Isopp hielt den Kas­ten sau­ber

Und Isopp konn­te prak­tisch auf allen Posi­tio­nen bril­lie­ren. „Ich habe wirk­lich alles gespielt, was es gibt. Als Schü­ler war ich noch rech­ter Außen­de­cker, dann wur­de ich zum Stür­mer. Eines Tages wur­de ich sogar ins Tor gestellt, denn unser Tor­hü­ter — der Pepe Pod­schlepp — wur­de bei einem Spiel im Rosen­tal aus­ge­schlos­sen. Dann muss­te ich ins Tor und habe kei­nen Ball rein­ge­las­sen. In der Woche dar­auf wur­de ich schon zum Tor­mann­trai­ning geru­fen. Dann habe ich gesagt: Nix da, ich will am Feld spie­len!“

Reich wur­de man als Fuß­bal­ler aller­dings nie. „Wir haben im gan­zen Jahr viel­leicht 650 Schil­ling bekom­men. Aber wegen des Gel­des haben wir ohne­dies nicht Fuß­ball gespielt. Viel wich­ti­ger war für uns die Kame­rad­schaft unter­ein­an­der. Die­se hat uns immer stark gemacht.“

So konn­te man 1962 sogar den größ­ten Erfolg der dama­li­gen Zeit rea­li­sie­ren: Den Auf­stieg in die Staats­li­ga. Aber die­se Geschich­te wird Hans Isopp zu einem spä­te­ren Zeit­punkt in der Jubi­lä­ums-Serie erzäh­len.

Eine Serie von Chris­ti­an Rosen­zopf und Fabi­an Schu­mi

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