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Mat­schek: Brau­chen stär­ke­ren Rück­halt

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In Steuerfragen stand er dem Verein schon länger zur Seite, seit November 2020 führt Herbert Matschek (54) die Austria Klagenfurt als Präsident an. Im Interview spricht der Finanz-Experte über den sportlichen und strukturellen Aufschwung der zurückliegenden Jahre, gewährt Einblick in die Zusammenarbeit mit dem Gesellschafter der Violetten und richtet eine klare Botschaft an Stadt und Region.

Herr Mat­schek, wie blickt der Prä­si­dent auf das ers­te Spiel­jahr im Ober­haus des öster­rei­chi­schen Fuß­balls zurück?

Her­bert Mat­schek: Vol­ler Stolz, denn die gan­ze Aus­tria-Fami­lie hat Groß­ar­ti­ges geleis­tet. Die­ser Erfolg war mög­lich, weil alle an einem Strang gezo­gen haben. Geschäfts­füh­rer Harald Gärt­ner und sei­nem Team im Office, der sport­li­chen Lei­tung um Mat­thi­as Imhof, Trai­ner Peter Pacult und sei­nen Assis­ten­ten, dem Betreu­er­stab und allen vor­an natür­lich der Mann­schaft gilt ein Rie­sen-Kom­pli­ment.

Mal ehr­lich, haben Sie dar­auf spe­ku­liert, dass es für die Aus­tria wei­ter so steil nach oben gehen wür­de?

Wenn ich auf das ver­gan­ge­ne Jahr zurück­bli­cke, dann muss ich mich schon manch­mal knei­fen, um sicher­zu­stel­len, dass es nicht nur ein Traum ist, unse­re Vio­let­ten gegen RB Salz­burg, Sturm Graz oder Rapid Wien auf die­ser gro­ßen Büh­ne spie­len zu sehen. Als nie­mand mehr einen Cent auf uns gesetzt hat­te, waren wir plötz­lich in der Rele­ga­ti­on. Die Duel­le mit St. Pöl­ten waren wie in einem Rausch, der sich auch nach dem Auf­stieg in der Bun­des­li­ga fort­ge­setzt hat.

Was bedeu­te­te Ihnen der Ein­zug in die Meis­ter­grup­pe?

Ganz ratio­nal betrach­tet, war die Qua­li­fi­ka­ti­on für das obe­re Play­off sehr wich­tig, weil damit früh­zei­tig das Sai­son­ziel, der Klas­sen­er­halt, erreicht wur­de. So hat­ten wir Pla­nungs­si­cher­heit und wuss­ten, was wir in der Sai­son 2022/23 zu bie­ten haben, ins­be­son­de­re in Gesprä­chen mit poten­zi­el­len Spon­so­ren. Aber es war natür­lich auch sehr emo­tio­nal, schließ­lich ist es zuvor kei­nem Auf­stei­ger gelun­gen, direkt im „Kon­zert der Gro­ßen“ auf­zug­ei­gen. Die Bur­schen haben eine his­to­ri­sche Leis­tung voll­bracht.

Mit dem Erfolg stei­gen in der Regel auch die Ansprü­che. Wie bli­cken Sie der kom­men­den Serie ent­ge­gen?    

Mit Vor­freu­de, aber auch mit gro­ßer Demut, weil ich weiß, dass es in der kom­men­den Bun­des­li­ga-Sai­son nicht ein­fa­cher wird. Als Auf­stei­ger wur­den wir viel­leicht in dem einen oder ande­ren Spiel unter­schätzt. Das dürf­te den Geg­nern künf­tig nicht mehr pas­sie­ren. Ich ver­traue aber auf Trai­ner und Mann­schaft, dass sie den Her­aus­for­de­run­gen wei­ter­hin gewach­sen sind.

Auf dem Trans­fer­markt hielt sich die Aus­tria bis­lang zurück. Kön­nen Sie ver­ste­hen, dass es Fans gibt, die das kri­tisch betrach­ten?

Die Trans­fer­po­li­tik liegt nicht in mei­ner Ver­ant­wor­tung als Prä­si­dent des Ver­eins, auch ich bin da eher inter­es­sier­ter Beob­ach­ter. Unru­he stel­le ich bei mir aber nicht fest. Es gibt auch kein Gesetz, dass im Som­mer alles über den Hau­fen gewor­fen wer­den muss. Die Mann­schaft hat sich das Ver­trau­en ver­dient und wird sich mit der Erfah­rung aus der Vor­sai­son wei­ter­ent­wi­ckeln.

In den Medi­en war schon die Ein­schät­zung zu lesen, Aus­tria Kla­gen­furt ste­he vor einem „gro­ßen Umbruch“ und der Kader bre­che aus­ein­an­der. Was ent­geg­nen Sie?

Ich erken­ne weder das eine noch das ande­re. Mit Patrick Greil, der das Ange­bot der Aus­tria lei­der abge­lehnt und sich für Rapid Wien ent­schie­den hat, sowie Alex Timos­si Anders­son, des­sen Lei­he vom FC Bay­ern Mün­chen ende­te, muss­ten wir ledig­lich zwei Stamm­kräf­te abge­ben. Alle ande­ren Abgän­ge haben sport­lich eine unter­ge­ord­ne­te Rol­le gespielt. Mit Chris­to­pher Wer­nitz­nig konn­ten wir einen sehr erfah­re­nen Spie­ler vom WAC zu uns holen, der auf die­sem Niveau vie­le Schlach­ten geschla­gen hat.

Wei­te­re Spie­ler haben sich mit star­ken Leis­tun­gen ins Schau­fens­ter gestellt und das Inter­es­se grö­ße­rer, finanz­stär­ke­rer Klubs geweckt. Wie geht die Aus­tria-Füh­rung damit um?

Wenn eine Mann­schaft erfolg­reich auf­tritt, ste­chen ja immer Ein­zel­ne her­vor. Es soll­te jedem klar sein, dass Aus­tria Kla­gen­furt nicht zu den Ver­ei­nen gehört, die ihre Spie­ler für unver­käuf­lich erklä­ren kön­nen. Wenn es Ange­bo­te gibt, die markt­ge­recht sind, müs­sen wir uns damit aus­ein­an­der­set­zen.

Das wer­den die Fans nicht ger­ne hören.

Wir gehen trotz­dem ehr­lich mit der Situa­ti­on um. Die Leu­te soll­ten schon ver­ste­hen, dass wir im Pro­fi­fuß­ball ange­kom­men sind, der Betrieb sehr teu­er ist und dass ein Ver­ein immer auch auf Trans­fer­er­lö­se ange­wie­sen ist, wenn sich die Kos­ten durch ande­re Ein­nah­men wie Ticke­ting, Mer­chan­di­sing und Spon­so­ring nicht aus­rei­chend decken las­sen. So ist das Geschäft und so offen soll­ten wir sein.

Wel­che Bot­schaft steckt in die­ser Ant­wort an die Stadt und die Wirt­schaft?

Ganz ein­fach: Wenn die brei­te Mehr­heit an attrak­ti­vem, erst­klas­si­gem Fuß­ball in Kla­gen­furt inter­es­siert ist, dann muss Sor­ge getra­gen wer­den, dass auch die wirt­schaft­li­chen Para­me­ter pas­sen, dass wir durch Zuschau­er, Fans und Wirt­schaft in unse­rem Weg nach­hal­tig unter­stützt wer­den. Dann müs­sen mehr Leu­te zu den Heim­spie­len ins Sta­di­on kom­men, dann müs­sen sich mehr Unter­neh­men aus der Regi­on als Spon­sor enga­gie­ren. Nach dem Auf­stieg in die Bun­des­li­ga sind wir in die­sen Berei­chen lei­der hin­ter den Erwar­tun­gen geblie­ben.

Es wirkt so, als wür­den sich in Kla­gen­furt vie­le dar­auf ver­las­sen, dass die Aus­tria zum Port­fo­lio eines deut­schen Gesell­schaf­ters gehört, der per­ma­nent die Liqui­di­tät sicher­stellt und etwa­ige finan­zi­el­le Abgän­ge aus­gleicht. Wie bewer­ten Sie das?

Auch hier soll­ten wir offen und ehr­lich sein: So wird es nicht kom­men! Die SEH Sports & Enter­tain­ment Hol­ding ist 2019 ein­ge­stie­gen, weil die Ver­ant­wort­li­chen das Poten­zi­al des Ver­eins mit dem Sta­di­on und der Infra­struk­tur erkannt haben. Es wur­de seit­her sehr viel Geld, dar­über hin­aus aber auch Know­how in allen rele­van­ten Berei­chen in die Aus­tria inves­tiert. Der sport­li­che Auf­stieg ist beacht­lich, was nur mög­lich war, weil der Klub auf jeder Ebe­ne pro­fes­sio­nel­ler auf­ge­stellt wur­de. Was klar sein muss: Es han­delt sich hier nicht um Lieb­ha­be­rei oder um Mäze­na­ten­tum, son­dern um ein Geschäfts­mo­dell.

Befürch­ten Sie, dass die Gesell­schaf­ter das Inter­es­se am wei­te­ren Auf­bau des Ver­eins ver­lie­ren?

Nein, ganz und gar nicht. Prä­si­di­um, Geschäfts­füh­rung und Gesell­schaf­ter zie­hen an einem Strang, sind regel­mä­ßig in einem posi­ti­ven und kon­struk­ti­ven Aus­tausch. Wir sind uns aber eben­so einig, dass die Stütz­rä­der, auf die Aus­tria Kla­gen­furt auf dem bis­he­ri­gen Weg sicher ange­wie­sen war, dem­nächst abmon­tiert wer­den müs­sen. Es ist unser Anspruch und unser Ziel, dass der Ver­ein die Kraft und die Balan­ce gewinnt, um selb­stän­dig zu fah­ren. Dafür braucht es stär­ke­ren Rück­halt in Kla­gen­furt und aus der Regi­on.