Robert Fendler
Peter Reiter

Serie: Das Kultspiel gegen Rapid

Auf der Zeitreise durch die Klub-Historie geht's in das Jahr 1969: Am 4. Mai konnte die Austria etwas ganz seltenes schaffen. Die Übermannschaft von Rapid wurde besiegt. Fans von damals erinnern sich an den unglaublichen Abend. Einen Abend, an dem neue Helden geboren wurden.

Heimspiele gegen die Wiener Vereine waren immer etwas Besonderes. Doch in den 1970er Jahren war die Lage praktisch aussichtslos für die Klubs aus der Provinz. Rapid, Austria, Sportclub, Vienna oder Wacker Wien schienen für Nicht-Wiener-Klubs einfach unbezwingbar.

Auch bei Schiedsrichtern war die Ehrfurcht offenbar sehr groß. Nicht selten wurde ihnen eine Wiener Schwäche nachgesagt. Immer wieder gab es sehr zweifelhafte Entscheidungen gegen die Klagenfurter. Sie lieferten immer wieder überzeugende Spiele ab, gingen aber trotzdem als Verlierer vom Platz.

So kam es, dass während der Nationalliga (von 1965 bis 1973) die Austria in 14 Partien gegen Rapid gleich zwölf saftige Niederlagen einstecken musste. Speziell auf der gefürchteten Hütteldorfer Pfarrwiese war nichts zu holen.

Doch an einem Tag - dem 4. Mai 1969 - da passierte etwas höchst seltenes. Es war das Heimspiel der Austria Klagenfurt gegen Rapid Wien. 6000 Zuschauer waren bei dieser legendären Partie dabei. Die Austria spielte in diesem denkwürdigen Match übrigens nicht in ihren violetten Dressen, sondern mit der zweiten Garnitur. Also: Rotes Leiberl mit weißer Rückennummer, blauer Hose und roten Stutzen.

Die Aufstellung der Austria Klagenfurt im Spiel gegen Rapid: Friedl Koncilia; Max Schlager, Engelbert Kordesch, Klaus Sackmann, Franz Kogler, Karl Schaufler, Dietmar Lampichler, Franz Schierhuber, Peter Reiter, Hermann Repitsch, Mladen Azinovic (63. Robert Fendler). Trainer: Erwin Palkowitsch und Walter Rath

Es begann zunächst alles so, wie erwartet: Nach nur acht Minuten klingelte es im Tor der Hausherren durch Günter Kaltenbrunner, einem der vielen Nationalspieler in Diensten von Rapid. Doch diesmal ließ sich die Austria nicht unterkriegen.

Stoßgebete nach oben

Jeder Spieler wuchs plötzlich über sich hinaus. Vor allem er: Mittelstürmer Peter Reiter. Ein Ex-Rapidler noch dazu. Er avancierte mit einem Dreierpack (26., 31. 65. Minute) zum umjubelten Helden dieses Abends. „Diese Gänsehaut-Atmosphäre bleibt für mich unvergessen", erzählt Reinhard Penker, einer der 6000 Besucher dieses historischen Abends.

Die Austria führte bereits mit 3:1. „Als dann Johnny Bjerregard in der 74. Minute auf 2:3 verkürzte, wurden unzählige Stoßgebete nach oben geschickt, jede Minute heruntergezählt, mit bangen Blicken auf die riesige, metallene Stadionuhr“, schildert Penker. Als Schiedsrichter Kessler die Partie endlich abpfiff, lagen sich Spieler und Fans in den Armen. Die Austria hatte mit 3:2 gegen die Stars von Rapid gewonnen.

Max Schlager, einer der Publikumslieblinge der Mannschaft, erinnert sich: „Der damalige Rapid-Trainer war so enttäuscht, dass er nach dem Spiel sogar meinte, die Austria gehöre von der Fußball-Landkarte gelöscht...“

Robert Fendler: Unvergessen

In dieser unvergessenen Partie wurde übrigens ein ganz Großer der Austria später eingewechselt: Robert Fendler (Foto). Ein genialer Fußballer, der viele Traumtore erzielte, dessen Leben aber sehr tragisch verlief. Mit nur 61 Jahren ist der große Austrianer verstorben.

Fans von damals erinnern sich an seine ganz spezielle Schusstechnik. Bei Freistößen um den 16er, hatte die Flugbahn des Balles so viel Spin, dass der Ball um die Mauer flog, um dann haarscharf neben dem Pfosten einzuschlagen.

Foto 1: Robert Fendler, Foto 2: Peter Reiter

Ein Bericht von Christian Rosenzopf und Reinhard Penker

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