Filzwieser
Emil Filzwieser
Knabenmeister 1977
Kärntner Knabenmeister 1978
Landesmeister 1980

Serie: Der große Talente-Entdecker

Die Nachwuchsschmiede der Austria galt immer schon als Aushängeschild. Trotz der Dominanz der Wiener Großklubs konnte man österreichweit aufzeigen. Der unvergessene Nachwuchstrainer Emil Filzwieser läutete in den 1970er Jahren den Umbruch ein und schaffte mit der Austria den höchsten Sieg der Klub-Geschichte: 55:0!

Die Schüler der Austria Klagenfurt waren 1974 sogar österreichweit spitze: Im Finale konnte man gegen die Admira auswärts mit 3:1 gewinnen. Vier Jahre später scheiterte man nur knapp an der großen Sensation: Gegen Rapid Wien (Schüler) und gegen Austria Wien (Junioren) verloren die Teams im Finale erst im Elfmeterschießen.

Doch, wie war das alles möglich? „Früher wurden die besten Nachwuchsspieler aus den unteren Spielklassen Kärntens nach Waidmannsdorf geholt“, erinnert sich Sportreporter-Legende Walter Grill, der für die „Kärntner Tageszeitung“ von allen Fußballspielen berichtete.

Die Zugänge wurden rasch zu Publikumslieblingen, wie Franz Kogler, der von der SV Donau kam, die berühmten Lorber-Brüder aus Völkermarkt, Helmut König aus Wietersdorf, Ewald Türmer aus St. Andrä, Arnold Koreimann aus St. Jakob oder Alois Jagodic vom ASK.

Kids im Flieger nach Split

Grill selbst war als Nachwuchstrainer in den 1970er Jahren erfolgreich. „Wir haben vier Jahre lang alles gewonnen, ohne einen einzigen Punkteverlust. Ich hatte das Glück, eine hochtalentierte Truppe zu haben. Wir bekamen damals sogar von Austria-Gönner Fritz Pospischil ein Trainingslager in Split finanziert. Die Kids sind zum ersten Mal mit dem Flugzeug geflogen. Aus dieser Mannschaft spielten später Stumpfl, Cvetko und Mandi Hrstic in der Junioren-Nationalmannschaft bei der WM in Mexiko."

Der Umbruch mit Filzwieser

1976 übernahm der Nachwuchs das Kommando. Denn nach dem Abstieg aus der Bundesliga wurde die Kampfmannschaft komplett umgekrempelt. Der frühere Austria-Kicker und Nachwuchstrainer Emil Filzwieser hatte das Trainerzepter in der ersten Mannschaft übernommen. „Aus Filzwiesers Nachwuchsmannschaft sind damals sieben, acht Spieler nahtlos in die Kampfmannschaft gekommen. Er war ein großartiger Talente-Entdecker. Nur die anderen Vereine hatten meistens wenig Freude, wenn er bei ihnen aufgetaucht ist, weil meistens die besten Talente zur Austria gelockt hat“, erzählt Austria-Legende Helmut König.

Mittelfeld-Motor Ewald Türmer erinnert sich an Filzwiesers Technikschule. „Er war ein Fußball-Besessener, der großen Wert auf Technik gelegt hat. Da gab es etwa den Pendelball. Das heißt: Der Ball hing an einer Schnur und wir mussten ihn mit dem Rist immer in der Luft halten."

Zwei Spiele pro Wochenende

Dabei war es für die jungen Austria-Kicker ganz schön stressig. „Wir mussten am Wochenende sehr oft in der Kampfmannschaft und in der Jugendmannschaft spielen. Am Samstag spielten wir für die Kampfmannschaft und am Sonntagvormittag war wieder ein Nachwuchsmatch. Ich war damals 16 und bin oft mit dem Moped aus dem Lavanttal zu den Spielen angereist. Das war eine Doppelbelastung. Trotzdem haben wir die Nachwuchsspiele meistens zweistellig gewonnen“, so Austria-Legende Türmer.

Der Einsatz wurde belohnt: Dank Filzwiesers Engagement konnte eine Mannschaft geformt werden, die später den Wiederaufstieg in die Bundesliga meisterte (darüber wird noch im Rahmen dieser Zeitreise berichtet).

Noch heute sind die Kicker sehr angetan von ihrem leider schon verstorbenen Förderer. „Filzwieser war ein Vorreiter und ein Querdenker. Er war das Beste, was der Austria damals passieren konnte", sagt Türmer. „Man müsste ihm ein Denkmal setzen“, ergänzt König.

Höchster Sieg in Österreich

Bis ins hohe Alter war der Gepriesene im Nachwuchsbereich für die Austria tätig. Ende der 1990er Jahre führte er die violette U14 sogar zum höchsten Sieg, der jemals im österreichischen Nachwuchsfußball erreicht wurde. Damals wurde die Mannschaft des KAC mit 55:0 besiegt. Und das in einer Spielzeit von 80 Minuten...

Eine Serie von Christian Rosenzopf

Haben auch Sie spannende Anekdoten oder „Fundstücke“ aus 100 Jahren Austria für unsere Autoren? Dann helfen Sie doch dabei, Geschichte zu dokumentieren und für kommende Generationen festzuhalten. Schreiben Sie bitte an: christian.rosenzopf@skaustriaklagenfurt.at

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