Die AUSTRIA am Messeplatz

Serie: Der Held mit dem Gei­gen­kas­ten

100 Jahre
100 Jahre © KK

Jede Zeit hat ihre Helden. Bereits in den 1920er und 1930er Jahren waren die Kicker der Austria Klagenfurt wahre Idole für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt. Rund um sie gab es viele kuriose Geschichten.

Er war der Drib­bel­kö­nig in den Anfangs­jah­ren des Kauf­män­ni­schen Sport­klubs. Sein Nach­na­me: Bil­lic­sich. Sei­nen Vor­na­men kann­ten nur die wenigs­ten. Oft wur­de er ein­fach nur „Posche“ genannt. Bekannt gewor­den vor allem durch sei­ne Schüs­se, die er mit dem Spitz abfeu­er­te. Sie waren eine gefähr­li­che Waf­fe für den geg­ne­ri­schen Kee­per.

Und für vie­le war er der Mann mit dem Gei­gen­kas­ten. Denn der Gei­gen­kas­ten war sein ste­ter Beglei­ter auf dem Sport­platz. Mit dem Instru­ment hat­te das wenig zu tun. Denn im Kas­ten befan­den sich sei­ne Fuß­ball­schu­he. Hin­ter­grund: Sei­ne Mut­ter war Kla­vier­leh­re­rin und kein Fan der fuß­bal­le­ri­schen Frei­zeit­be­schäf­ti­gung. Also muss­te ihr Sohn, der „Posche“, zur Tar­nung mit dem Gei­gen­kas­ten grei­fen.

Arm und mit­tel­los: Das waren damals vie­le Bewoh­ner der Stadt. Auch die Fuß­bal­ler. Wie „Turl“ Cme­li­cek. Ein Wie­ner, der anläss­lich eines Gast­spiels der Admi­ra Wien (damals eine Spit­zen­mann­schaft in Euro­pa) in Kla­gen­furt sess­haft gewor­den war. Haupt­säch­lich von Erd­nüs­sen soll sich der Tor­jä­ger damals ernährt haben. Die soll er oft als Geschenk einer Obst­stand­le­rin erhal­ten haben.

Und er war ein Schmäh­füh­rer. So soll er am Nach­hau­se­weg eine Fuß­ver­let­zung vor­ge­täuscht haben, wenn es im Spiel ein­mal nicht so gelau­fen ist. Der „Turl“ war ein Lieb­ling der Jugend. Die Buben ris­sen sich beim Ein­gang des Sport­plat­zes um sein Kof­ferl (wer es für ihn ins Inne­re tra­gen durf­te, genoß frei­en Ein­tritt). Mit der Aus­tria fei­er­te der „Turl“ vie­le Meis­ter­ti­tel und Pokal­sie­ge, ehe es ihn 1937 nah Agram zog, wo er als Berufs­fuß­bal­ler noch gro­ße Kar­rie­re mach­te.

Der Held im Olym­pia­team

Auch Wal­ter Wer­ginz war ein Held der 1930er Jah­re: Ein kraft­vol­ler Flü­gel­stür­mer, der bei der Aus­tria und spä­ter beim KAC für Furo­re sorg­te. Der Wech­sel zum ande­ren Stadt­klub war für ihn von exis­ten­zi­el­ler Bedeu­tung. Denn: Wäh­rend man als Fuß­bal­ler nichts außer einem Gulasch und einem Krü­gerl Bier nach dem Spiel bekam, lock­te ihn der KAC mit einem Job in der Schuh­fa­brik Neu­ner. Der Aus­tria-Anhang nahm ihm den Wech­sel zum Erz­ri­va­len den­noch übel. Was dem sonst so belieb­ten Stür­mer sehr zusetz­te.

Spie­le vor 100.000 Zuschau­ern

Wer­ginz mach­te spä­ter ganz gro­ße Kar­rie­re: Er wur­de 1936 in die öster­rei­chi­sche Olym­pia­aus­wahl ein­be­ru­fen. Das Team wur­de vor allem in Wien belä­chelt und geschmäht („Das Kon­glo­me­rat von Gschertn“), denn die Wie­ner Berufs­ki­cker waren aus­schließ­lich mit ihrer eige­nen Wie­ner Liga (damals die höchs­te Spiel­klas­se Öster­reichs) beschäf­tigt. Doch tat­säch­lich schaff­te es das unbe­kann­te Team in Ber­lin bis in das End­spiel. Wer­ginz hat­te gro­ßen Anteil dann. Beim 3:1‑Sieg gegen Polen steu­er­te er vor 100.000 Zuschau­ern in Ber­lin gleich zwei Tore bei.

Das Fina­le wur­de zum Kri­mi: Erst in der Ver­län­ge­rung muss­te man sich Ita­li­en mit 1:2 geschla­gen geben. Der bis­her größ­te Erfolg im öster­rei­chi­schen Fuß­ball und Wer­ginz wur­de zu den bes­ten Stür­mern des Tur­niers gezählt. Damit hat­ten sich die „Pro­vinz­fuss­bal­ler“ ordent­lich Respekt in Wien ver­schafft.

Eine Serie von Chris­ti­an Rosen­zopf und Fabi­an Schu­mi

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