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Serie: Der Rekordspieler der Austria

176 Mal hat er für die Austria in der Bundesliga gespielt. Eine Bestmarke, die lange unerreichbar bleiben wird. Walter Schoppitsch ist der Rekordspieler im violetten Trikot. Der langjährige Austria-Kapitän war nicht nur eine Kampfmaschine, sondern wurde sogar zum Fotomodel im BRAVO-Magazin.

Bereits im Kindesalter schlüpfte Walter Schoppitsch in das Austria-Trikot. Zu jener Zeit wurde das damalige Wörthersee-Stadion in Waidmannsdorf gerade frisch eröffnet. Früh machte er von sich reden. Nicht nur, weil er zu den besten Fußballern des Landes gehörte, sondern auch, weil er ein Schwarm vieler Mädels gewesen ist.

„Noch heute sagen wir ‚Bravo-Boy‘ zu ihm", verrät Helmut König, einer seiner langjährigen Mannschaftskameraden, und kann sich ein Lachen nicht verkneifen. Die Geschichte hat einen Hintergrund, denn Schoppitsch wurde einst sogar im BRAVO-Magazin abgelichtet.

Schlagzeilen anderer Art hat er als Fußballer geliefert. Bereits mit 16 Jahren wurde Walter Schoppitsch in die Kampfmannschaft hochgezogen. So etwas vergisst man nicht: „Es war für mich eine große Ehre, mit Stars wie Lothar Emmerich trainieren zu dürfen.“

Erstes Bundesliga-Tor nach nur 40 Minuten

Mit 18 feierte Schoppitsch sein Debüt in der Bundesliga - im Auswärtsspiel beim Wiener Sportclub. Trainer Alfred Hohenberger stellte ihn an jenem 26. Mai 1973 sogar direkt in die Startelf. Und der junge Debütant dankte es ihm prompt mit dem Ausgleich zum 1:1 in der 40. Minute. Das Spiel am Sportclub-Platz ging zwar mit 1:4 verloren, doch seine Karriere war nicht mehr aufzuhalten.

Dann ging es für Walter Schoppitsch für ein Jahr zu St. Veit in die Zweite Liga, um Spielpraxis zu sammeln. Sein Trainer dort: Walter „Lu“ Ludescher. „Es hat sich schon damals gezeigt, dass er das Zeug zum Führungsspieler hat“, erinnert sich der Coach, der Schoppitsch damals noch im Angriff einsetzte.

1974 ging es für Schoppitsch zurück nach Klagenfurt, wo er drei Jahre lang in der Nationalliga (Bundesliga) im Austria-Mittelfeld aufzeigen durfte. „Schoppe“ war damals erst 20 Jahre alt. „Ich habe unserem damaligen Trainer Gerdi Springer eine Menge zu verdanken, der mich schon als junger Spieler forciert hat."

Nach Schoppitsch-Foul gab es Tumulte
Bereits nach wenigen Wochen kassierte Schoppitsch im Spiel bei Rapid auf der Pfarrwiese seine erste Rote Karte - was einen heftigen Tumult auslöste: „Als Provinzklub hatte man in Wien nie ein leichtes Leben bei den Schiedsrichtern. Man hatte also meistens zwölf Gegner am Platz... Ich wurde damals für ein Foul an der Outlinie ausgeschlossen. Gerdi Springer war deshalb so sauer, dass er dem Linienrichter in der Pause einen Tritt in den Hintern versetzte. Er hat eben sehr mit der Mannschaft mitgelebt."

Im Sommer 1976 musste die Austria vorerst aus der Bundesliga absteigen. Zwei Jahre lang spielte Walter Schoppitsch danach beim SK Voest in Linz. Doch bald entschied er sich zur Rückkehr nach Klagenfurt - trotz hochkarätiger Angebote von Sturm Graz und Gent aus der belgischen Liga.

„Der damalige Austria-Obmann Leo Marhl hat gesagt: ‚Wir haben zwar nicht viel Geld, aber du kannst bei uns immer spielen und wir helfen dir einen Job zu bekommen‘. Diese Sicherheit war mir wichtiger als ein Transfer ins Ausland", erzählt Schoppitsch, der schon bald zum neuen Leithammel wurde. „Wir waren zwar keine Fußballprofis, mussten alle nebenbei arbeiten, trotzdem haben wir uns wie Profis verhalten und immer alles für den Klub gegeben."

Schoppitsch wurde zum „Panzer“

Schoppitsch galt als Vorbild für seine Mannschaftskollegen. „Er hatte einfach einen Panzerkörper. Mit seinem Kampf und seiner Leidenschaft hat er alle mitgerissen, gerade dann, wenn es nicht gelaufen ist, hat er uns wieder aus den Böcken gehaut“, berichtet Andi Cvetko, der Vater des heutigen Austria-Profis Christopher Cvetko.

Helmut König stimmt ihm zu: „Sein Spitzname war tatsächlich ‚Panzer‘, weil er wie ein T54 durch die gegnerischen Reihen gerollt ist. Kampfgeist, geniale Pässe und ein Bombenschuss - das waren seine Stärken."

Schoppitsch erinnert sich: „Damals waren harte Einlagen am Platz durchaus gang und gäbe. Da war für mich klar: Es geht nicht ohne Einsatz. Daher habe ich immer hart trainiert, oft habe ich alleine zusätzliche Einheiten abgespult." Teamkollege Hannes Haubitz kann noch mehr erzählen: „Er war auch abseits des Platzes eine Maschine. Damals hat er sogar noch sein Haus gebaut, kam oft direkt von der Baustelle zum Training oder zum Match.“

Acht Jahre trug er Kapitänsschleife

Als „Professor“ Walter Ludescher im Sommer 1980 das Trainerzepter übernahm, wurde Schoppitsch zum neuen Kapitän ernannt. Acht Jahre lang trug er danach die Schleife. Ludescher: „Er war der ideale Kapitän. Sein Standing in der Gemeinschaft war einfach ausgezeichnet. Man hat im Nachhinein gemerkt: Dieses eine Jahr in St. Veit hat ihm gutgetan, weil er früh Verantwortung übernehmen musste."

Wobei auch Schoppitsch sein Fett vom Trainer abbekam, wenn es nicht gelaufen ist. „Wir nannten es die Killerstaffel. Wenn wir nicht gut gespielt haben, dann mussten wir Trainingseinheiten mit Medizinbällen absolvieren.“ Mit ihm als Führungsspieler gelang der Austria 1982 die Rückkehr in die Bundesliga. Es folgten fünf wunderbare Jahre im Oberhaus.

Im März 1983 wäre „Schoppe“ sogar fast ein historischer Treffer gelungen: Die Austria war drauf und dran, den allerersten Sieg bei Rapid zu feiern. Schoppitsch hatte in der 85. Minute das 2:1 im Hanappi-Stadion erzielt. Doch Hans Krankl gelang in der Nachspielzeit der Ausgleich. Darüber ärgert sich die Austria-Legende noch heute.

Auch in den Jahren darauf war den Klagenfurtern kein Sieg in Wien vergönnt, während man zu Hause im Wörthersee-Stadion zum Angstgegner der Wiener Klubs mutierte. Der Klassenerhalt war lange nicht in Gefahr. Erst 1987 war das Abenteuer Bundesliga für Walter Schoppitsch beendet. Mit viel Applaus wurde er im Alter von 32 Jahren in Waidmannsdorf verabschiedet. Nach 176 Einsätzen in der höchsten Spielklasse! Eine Bilderbuchkarriere in Violett.

Auch Sohnemann Kai Schoppitsch trat später in seine Fußstapfen und konnte wie der Papa für die Austria in der Bundesliga aufzeigen. Heute ist Kai als Co-Trainer mit Leidenschaft für den violetten Nachwuchs tätig.

Eine Serie von Christian Rosenzopf

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HIER finden Sie alle bisherigen Teile der Serie.

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