Serie: Die große Treue der Barrakudas

Ausgerechnet in der Zeit der größten sportliche Krise hat sich der erste offizielle Fanclub gegründet: Die Barrakudas. Seit 1995 unterstützen sie die Austria in den violetten Farben. Als eine der ersten brachten sie die Fackeln-Choreographien in das Stadion.

„Einmal Austrianer, immer Austrianer“! Die Barrakudas können das mit Fug und Recht von sich behaupten. Als der Verein in der Kärntner Liga herumkrebste, hatte sich die Fangemeinschaft im Sommer 1995 in der Südkurve des alten Wörthersee-Stadions gebildet.

Markus Kreuzer ist einer der Männer der ersten Stunde. „Ich war mit einem Kumpel bei einem Heimspiel. Da sah ich, wie sich eine kleine Truppe im Süden zusammengestellt und die Mannschaft angefeuert hatte. Dann haben wir gesagt: Weißte was, beim nächsten Mal gehen wir auch rüber.“

Schnell war ein gutes Dutzend Anhänger beisammen. Kreuzer: „Der Erfolg des Klubs war für uns eigentlich nebensächlich, viel konnten wir damals ohnehin nicht erwarten. Es ging uns einfach um den Spaß. Da wir schon Spiele in Italien und England erlebt hatten, wollten wir die Top-Stimmung von dort ein bisschen mitnehmen."

So war man die erste Fangruppe, die mit Fackeln und Pyros im Wörthersee-Stadion gestanden ist. Kreuzer: „Damals war das alles erlaubt. Da hat es auch keinen gejuckt.“ Anfangs hatte man sogar eine Kloschlüssel mit ins Stadion genommen - und darin Rauch gezündet, was zu großem Gelächter geführt hatte. Bis die Kloschlüssel eines Tages explodierte.

Auch ein Name wurde bald gefunden. Doch warum ausgerechnet die Barrakudas-Fische? Kreuzer: „Im Fernsehen lief damals ein Film mit Raubfischen. Das fanden wir lustig. So kamen wir auf die Barrakudas.“ Das Logo dazu wurde auf ganz herkömmliche Weise erstellt: Es wurde im damaligen Stammlokal, dem „Cafe Papillon“, auf Papier gekritzelt - und blieb bis heute unverändert.

Dabei konnten die Barrakudas stets auf familiäre Unterstützung zählen. „Meine Mutter und eine Nachbarin haben immer Fahnen für uns genäht. Die erste Fahne hing beim Meistertitel 1996 in der Kärntner Liga auf meinem Balkon.“, erinnert sich Kreuzer.

Die Treue zur Austria wurde aber oft auf eine harte Probe gestellt. Vor allem die Umbenennung des Vereins in FC Kärnten und die Einführung der knallgelben Dressen zu Beginn des 21-Jahrhunderts hatte der Fangemeinschaft zugesetzt.

„Für uns war der Klub immer die Austria. Und wir wollten ganz klar, dass es auch dabei bleibt. Als die Mannschaft das erste Spiel unter dem neuen Namen bestritten hat, fragten wir uns: Was machen wir jetzt überhaupt noch? Es gab auch interne Reibereien deshalb. Einige Minuten lang war Schweigen auf der Tribüne. Doch dann stimmte einer an: Hier regiert die Austria! Und dann war für uns klar: Wir bleiben dabei! Wir lassen uns den Namen nicht wegnehmen.“

Die Beharrlichkeit zeigte sich auf allen Ebenen. Kreuzer: „Für uns hat es nie eine Diskussion gegeben, ob wir die Austria unterstützen. Wir hätten auch einen Neustart in der untersten Spielklasse mitgemacht, solange der Klub in Violett spielt und solange die richtigen Leute dabei sind, die für die Austria stehen. Das ist das Einzige, was wir wollen. So war es und so wird es immer sein."

Die wohl legendärste Fan-Fahrt erlebte man im August 2002 mit dem Europacup-Abenteuer in Lettland. Kreuzer: „Wir hätten beinahe den Zug verpasst, nachdem wir am Vorabend eine kleine Party in Klagenfurt hatten. Wir hatten echt zu tun, damit wir noch alle Mitglieder in der Früh zum Bahnhof bekommen. Damals hatte nicht jeder ein Handy. Zwei Fans hatten nicht einmal mehr Zeit, ihre Koffer zu packen, sie hatten nur den Barrakudas-Schal mit. Das war ein Bild für die Götter."

Alles halb so wild. Als Stanko Bubalo das erste Europacup-Tor für die Waidmannsdorfer erzielte, gab es gar kein Halten mehr. Mit einem 2:0-Sieg kehrte man wieder aus Lettland heim. Auch die Reise zum Europacup 2003 nach Rotterdam bleibt unvergessen. „Da wir einige Freunde aus Rotterdam haben, liefen nach der Auslosung die Telefone heiß. Wir fuhren mit dem Bus und durften sogar in ein Lokal der Feyenoord-Fans, wo normal keine Gäste-Anhänger zugelassen sind.“

An der Liebe und Leidenschaft zur Austria hat sich bis heute nichts geändert. Einige der „alten“ Barrakudas-Mitglieder sind heute noch bei den Spielen im Wörthersee-Stadion unterwegs - mit dem eigenen Nachwuchs an der Hand.

Kreuzer: „Wenn ich zurückdenke: Bei den Spielen in England sahen wir oft Fans ab 50 Jahre aufwärts. Damals haben wir gesagt: Irgendwann werden wir auch so sein, dass wir als ältere Fans immer noch feiern.“ Die Barrakudas sind auf dem besten Weg dazu.

Eine Serie von Christian Rosenzopf

Haben auch Sie spannende Anekdoten oder „Fundstücke“ aus 100 Jahren Austria für unsere Autoren? Dann helfen Sie doch dabei, Geschichte zu dokumentieren und für kommende Generationen festzuhalten. Schreiben Sie bitte an: christian.rosenzopf@skaustriaklagenfurt.at

HIER finden Sie alle bisherigen Teile der Serie

Zurück zur Übersicht
Unsere Partner & Sponsoren