158
112

Serie: Duelle mit St. Veit und Spittal

Mit St. Veit und Spittal traf die Austria in den 1980er Jahren auf neue Lokalrivalen in der Bundesliga. Die Spiele elektrisierten die Fans. Leider konnten beide Derbygegner nur jeweils ein Jahr die Liga halten, während die Austria sogar zu den Top 3 in Österreich gehörte.

Die Violetten hatten in den 1980er Jahren ihre bisher erfolgreichste Zeit erlebt. Anfang des Jahrzehnts gab es den umjubelten Aufstieg in die Bundesliga - und gleich in der ersten Saison im Oberhaus holte man auf Anhieb unter 16 Teams den sechsten Platz. Eine starke Bilanz.

1983 kam zusätzliche Brisanz ins Spiel: Denn der SV St. Veit schaffte den Aufstieg in die höchste Spielklasse. Die Austria hatte somit erstmals seit Radenthein (1967/68) und VSV (1973/74) wieder einen Lokalrivalen im Oberhaus.

Das erste Kärntner Bundesliga-Derby seit neun Jahren wurde am 27. November 1983 im Wörthersee-Stadion abgehalten: 8000 Zuschauer verfolgten das Aufeinandertreffen der Austria Klagenfurt gegen SV St. Veit. Bei den Herzogstädtern spielten mit Torhüter Egon Katnik und Manfred Mertel zwei ehemalige Klagenfurter.

Der Sieg ging mit 2:1 an die Hausherren rund um Trainer Walter Ludescher. Peter „Bumm Bumm“ Hrstic besorgte beide Treffer der Austria. Für die St. Veiter traf Günther Vidreis, der nach seiner Karriere die Seiten wechselte und als Co-Trainer der Austria fungierte. Das Team der Austria sah damals wie folgt aus: Harald Niemetz; Hans-Peter Buchleitner, Werner Oberrisser, Günther Seebacher, Helmut König, Kassim Ramadhani, Richard Urank (69. Andreas Cvetko), Peter Hrstic, Josef Hrstic, Günther Golautschnig (80. Karl Sommerauer), Ivica Senzen.

Am 1. Juni 1984 kam es zur Revanche im SV-Stadion in der Prinzhoferstraße in St. Veit/Glan. 2500 Besucher drängten sich in die kleine Arena. Die Austria in den ersten 50 Minuten makellos: Man führte bereits mit 3:0 durch Tore von Walter Schoppitsch, Senzen und Peter Hrstic. Doch die St. Veiter konnten in ihrem letzten Ligaspiel doch noch den Rückstand aufholen - durch zwei Tore von Günther Vidreis und einen Treffer von Herwig Aichholzer. Die Austria hatte aber auch Pech: Ewald Türmer traf in der Schlussphase die Stange.

Die St. Veiter konnten sich trotz des Kraftaktes nicht in der Bundesliga halten. Als Vorletzter der Liga mussten sie in die Relegation, wo sie an der Donawitzer Alpine scheiterten. Die Austria Klagenfurt konnte mit Platz sieben unter dem Strich zufrieden sein.

Im Jahr darauf bekamen die Waidmannsdorfer einen neuen Lokalrivalen in der höchsten Spielklasse: Jetzt mischte der SV Spittal als Aufsteiger unter den 16 Bundesliga-Teams mit. Das erste Derby in der vierten Runde ging prompt an die Spittaler. 4000 Fans sahen den 1:0-Sieg der Hausherren am 15. September 1984 im Goldeck-Stadion. Im Tor der Spittaler stand damals Wolfgang Knaller, der später in der Bundesliga aufmischen sollte.

Austria-Kicker Andreas Cvetko erinnert sich an die aufgeladene Stimmung im Derby: „Klagenfurt war für sie einfach ein Reizwort. Trainer Kurt Messner hat sie richtig heiß gemacht. Es war für sie das Spiel des Jahres. Sie haben alles gegen uns reingeworfen.“ Die Provokationen gingen weiter: Die Spittaler sollen nach dem Spiel sogar ein Poster ihrer Mannschaft im Klagenfurter Bierlokal „Pumpe“ aufgehängt haben. Dieses Poster hatte aber dort nicht lange überlebt.

Die Austria-Kicker waren nach der Derby-Niederlage angefressen, konnten sich aber gleich im darauffolgenden Heimspiel den Frust von der Seele schießen: Wieder einmal war es die Wiener Austria, die daran glauben musste. Die kleine Austria aus Klagenfurt siegte mit 4:2. Herbert Prohaska und Co. hatten einmal mehr nichts zu holen.

Am 2. April 1985 folgte das bisher letzte Kärntner Derby in der Bundesliga. Diesmal spielte man 0:0 gegen den SV Spittal. 5000 Besucher waren im alten Wörthersee-Stadion dabei. Während die Austria am Ende den siebten Platz holte, verpasste Spittal um drei Punkte den Klassenerhalt. Erst 36 Jahre später wird es wieder ein Kärntner Derby in der Bundesliga geben – am Sonntag gegen den WAC.

1985/86 kam es in der Bundesliga zur Reform: Die zwölf teilnehmenden Teams wurden nach dem Grunddurchgang von 22 Runden aufgeteilt. Die ersten acht kamen ins Meister-Playoff, die letzten vier mussten ins Mittlere Playoff gegen die vier besten Teams aus der 2. Liga.

Und die Austria legte im neuen Bundesliga-Format einen sensationellen Herbst hin: Nach 22 Runden beendete man den Grunddurchgang sogar als Dritter hinter Austria Wien und Rapid Wien. Prompt erhielt Trainer Walter Ludescher hochkarätige Job-Angebote. Bei Austria Wien und sogar beim Nationalteam war er im Gespräch.

Doch im Meister-Playoff im Frühjahr 1986 kam seine Mannschaft gar nicht mehr in Tritt. In 14 Runden gab es nur einen Sieg und drei Unentschieden. „Manchmal hat man einen Antilauf und man weiß nicht warum“, erinnert sich Ludescher. Damit beendete man die Saison auf dem achten Gesamtrang. Es war zugleich das Ende der sehr erfolgreichen Ära des Trainers bei der Austria, denn der „Professor“ entschied sich, seine Lehrer-Laufbahn vorerst zu beenden und erstmals hauptberuflich als Trainer zu arbeiten. So landete er bei Sturm Graz.

Überhaupt bahnte sich bei der Austria ab Mitte der 1980er Jahre ein Generationenwechsel an: Während die Karrieren von Helmut König, Hannes Haubitz und Walter Schoppitsch am Ausklingen waren, drängten neue Talente wie Alexander „Fipse“ Philipp oder Heimo Vorderegger in die Kampfmannschaft.

Eine Serie von Christian Rosenzopf und Fabian Schumi

Haben auch Sie spannende Anekdoten oder „Fundstücke“ aus 100 Jahren Austria für unsere Autoren? Dann helfen Sie doch dabei, Geschichte zu dokumentieren und für kommende Generationen festzuhalten. Schreiben Sie bitte an: christian.rosenzopf@skaustriaklagenfurt.at

HIER finden Sie alle bisherigen Teile der Serie.

Zurück zur Übersicht
Unsere Partner & Sponsoren