Serie: Eine neue Ära in Waidmannsdorf

Vor knapp drei Jahren lag einmal mehr ein bedrohlicher Schatten auf der Austria. Doch dann wurde der Klub im Frühjahr 2019 auf stabile Beine gestellt: Der Hamburger Unternehmer Tomislav Karajica betrat als neuer Hauptgesellschafter die Fußball-Bühne in Österreich. Unter dem Slogan „Klagenfurt kommt" baute er die Austria wieder auf. Als sichtbares Zeichen wurde das traditionelle Wappen wiederbelebt, schnell konnte das Abstiegsgespenst verscheucht werden. Auch im Stadion zog neues Leben ein.

Was für eine Achterbahnfahrt! 2015: Der umjubelte Aufstieg in die 2. Liga. 2016: Der Zwangsabstieg, weil wirtschaftliche Vorgaben nicht erfüllt wurden. 2018: Der neuerliche Aufstieg dank Aufstockung des Unterhauses auf 16 Teams. Und es sah ganz danach aus, dass die wilde Reise in der Saison 2018/19 ihre Fortsetzung nehmen würde. Als vierter Aufsteiger aus der Regionalliga taten sich die Violetten in der 2. Liga noch schwer. In der Winterpause lag das Team nur einen Punkt über den Abstiegsplätzen.

Doch im Hintergrund wurden bereits die Vorbereitungen für eine neue Zeitrechnung in Waidmannsdorf getroffen: Der Hamburger Immobilien- und Projektentwickler Tomislav Karajica zeigte großes Interesse an der Austria, wollte dem Verein und dem Wörthersee-Stadion neues Leben einhauchen. „Wir kommen mit einem Sack voller Ideen nach Klagenfurt", verriet der mehrfache deutsche Karate-Meister und Hauptgesellschafter des Basketball-Bundesligisten Hamburg Towers bei seiner ersten Präsentation. Die Arena sollte als attraktive Plattform für Sport und Entertainment etabliert werden und ein neues Zuhause für Familien geschaffen werden. Balsam auf die Seele der Austria-Fans.

Tatsächlich konnte im Februar 2019 die Einigung verkündet werden: Tomislav Karajica, Gründer und Geschäftsführer von „Home United“ wurde zum neuen Gesellschafter des Vereins. Auch sportlich gab es ambitionierte Ziele: Die Austria sollte in den nächsten Jahren wieder in die Bundesliga geführt werden. Bei seiner Auftakt-Pressekonferenz betonte der neue Boss aber auch, dass es ihm in erster Linie um die Nachhaltigkeit gehe. Man werde auch im Fall eines Abstiegs aus der 2. Liga die Zelte nicht abbrechen, sondern die Ziele weiter verfolgen (schließlich befand sich die Austria zu der Zeit noch in Abstiegsgefahr).

„Wir wollen mit unserer Arbeit viele Menschen in der Region überzeugen, die aufspringen und den Neuanfang mitgestalten wollen. Insbesondere wollen wir mehr Kinder und Jugendliche ansprechen. Es braucht einerseits Leuchttürme in der Kampfmannschaft, an denen sich die Kinder orientieren können, ebenso braucht die Profiabteilung einen breit aufgestellten Nachwuchs“, sagte Tomislav Karajica bei seiner Vorstellung.

Schon beim ersten Heimspiel im Frühjahr gegen Blau-Weiß Linz konnte man 2283 Zuschauer ins Stadion locken. Es war der sichtbare Start einer neuen Ära in Waidmannsdorf: Auf der Videowand in der Arena prangte der neue Slogan „Klagenfurt kommt“ und der Einzug der Mannschaften wurde von einer Pyro-Show begleitet. Auch im Spiel ließen es die Violetten ordentlich krachen: Die Austria siegte mit 5:0 - ein Ausrufezeichen im Abstiegskampf und eine neue Aufbruchsstimmung auf den Rängen.

Sehr rasch konnte das Team um Chefcoach Robert Micheu das Abstiegsgespenst verscheuchen. Im Frühjahr musste man in 15 Partien nur ein einziges Mal als Verlierer vom Platz gehen. Damit belegte man sogar den vierten Rang in der Frühjahrstabelle - und damit beendete Klagenfurt die Saison unter 16 Mannschaften am achten Platz. Der noch wichtigere Erfolg konnte abseits des Rasens erzielt werden: Es gab ein neues Miteinander zwischen dem Verein und seinen Fans.

Jetzt konnten die nächsten Schritte zum Durchstarten gesetzt werden. In Absprache mit den Fanklubs wurde entschieden, das seit 2010 bestehende Logo des Vereins komplett zu erneuern. Im Rahmen der Saisoneröffnung wurde im Sommer 2019 im Sportpark das neue Vereinswappen präsentiert, das an das traditionelle Wappen der alten Austria angelehnt ist. Es war zugleich der Start für die Produktion von neuen Werbemitteln und Fanartikeln, um mehr Violett in das Stadion und auf die Ränge zu bringen. Auch rundherum wurden neue Strukturen geschaffen und die Nachwuchsarbeit auf neue Beine gestellt. Das Ziel: In absehbarer Zukunft eine eigene Akademie zu bieten, was im Sommer erreicht wurde.

Auch im Bereich Entertainment wurden neue Maßstäbe gesetzt: Nach dem Vorbild Deutschland organisierte die Austria im Wörthersee-Stadion das erste „Weihnachtssingen“, bereits zur Premiere kamen 5000 Besucher mit violetten Weihnachtsmützen. Publikumslieblinge wie Nik P. und Udo Wenders trällerten dabei die schönsten Weihnachtslieder mit dem Publikum. Zum Schluss kam auch die Mannschaft auf die Bühne, um gemeinsam mit den Fans „Stille Nacht“ zu singen. Es war der emotionale Abschluss eines herausragenden Jahres. Der Beginn einer neuen Zeitrechnung in Waidmannsdorf.

Im Frühjahr 2020 gründete Tomislav Karajica die SEH Sports & Entertainment Holding, um die Engagements in den Bereichen Sport und Gaming unter einem Dach zu bündeln. Neben den Hamburg Towers mischt er auch beim deutschen Drittligisten FC Viktoria 1889 Berlin und der international erfolgreichen Esport-Organisation Unicorns of Love in führender Rolle mit. Als Partner holte er seinen Bruder Zeljko Karajica ins Boot, zuvor unter anderem als Geschäftsführer von Sport1 sowie ProSiebenSat.1 tätig. Im Sommer 2021 gründete die SEH Sports & Entertainment Holding die European League of Football, an der im kommenden Jahr zwölf Teams aus fünf Nationen antreten – das Finale findet am 25. September 2022 im Wörthersee-Stadion statt.

Eine Serie von Christian Rosenzopf

Haben auch Sie spannende Anekdoten oder „Fundstücke“ aus 100 Jahren Austria für unsere Autoren? Dann helfen Sie doch dabei, Geschichte zu dokumentieren und für kommende Generationen festzuhalten. Schreiben Sie bitte an: christian.rosenzopf@skaustriaklagenfurt.at

Alle bisherigen Teile der Serie findet man hier: 100 Jahre, 100 Geschichten











Zurück zur Übersicht
Unsere Partner & Sponsoren