Rudi Perz und Kovacic
Die Austria Klagenfurt 1993
Rudi Perz
Rudi Perz und Hannes Haubitz
Rudi Perz mit dem alten Trikot

Serie: FC Hollywood der Kärntner Liga

Es war der absolute Tiefpunkt: In den 1990er-Jahren durfte die ruhmreiche Austria Klagenfurt nur noch in der Landesliga auftreten. Rudi Perz war Kapitän in der Krisenzeit. Er erzählt von wilden Liebesaffären und einem verrückten Trainer-Verschleiß.

„Unser Flaggschiff ist gesunken“, titelte die Kärntner Tageszeitung im Sommer 1992, als der Abstieg in die Kärntner Liga nicht mehr zu verhindern war. „Wir haben in der Schlussphase der 2. Liga alles probiert, haben sogar gegen unseren Lokalrivalen Spittal mit 5:0 gewonnen, doch es war alles zu spät", erinnert sich Perz, der damals erst 20 Jahre alt war.

Das Unerwartete trat ein: Nach 32 Jahren waren die Violetten nicht mehr in den obersten zwei Ligen vertreten, davon hatte man 19 Jahre in der höchsten Klasse gespielt. Perz: „Als wir das erste Spiel in der Landesliga absolviert haben, da ist uns so richtig bewusst geworden, was das alles bedeutete. Damals gab es keine Regionalliga als Zwischenstufe. Es war für uns junge Spieler eine Wende in unseren Träumen.“

Das erste Jahr in der Kärntner Liga wurde zum Fiasko. Die Austria krebste wieder nur auf den letzten Tabellenplätzen herum. „Nach dem Abstieg waren wir eine blutjunge Truppe und die Gegner hatten meistens volle Häuser, wenn sie gegen uns gespielt haben. In Lendorf kamen 1800 Besucher, in Treibach waren es 1500. Wir hatten nicht die Nerven, um da bestehen."

Erst mit der Rückholaktion von Davor Hrstic im Winter 1992 konnte die Mannschaft stabilisiert werden. Letztlich konnte man um einen Punkt dem Abstieg in die Unterliga entkommen. Doch dieser Punkt musste erst hart verdient werden. Denn in der letzten Runde der Saison 1992/93 spielte die Austria in Wietersdorf, dem Stammklub von Austria-Legende Helmut König.

Mannschaftsbus streikte vor wichtiger Partie
Ausgerechnet bei der Anreise kam es zu einer Panne, wie sich König erinnert: „Ich war damals Funktionär in Wietersdorf. Bei der Fahrt zum Spiel sah ich plötzlich am Straßenrand den Austria-Bus, vor dem Bus stand der legendäre Funktionär Erwin Palkowitsch. Ich bin sofort stehengeblieben und fragte, was los ist. Da erzählte mir Erwin, dass das Benzin ausgegangen war. Und er sagte: Sie werden mir auch nicht helfen wollen, Sie sind ja heute unser Gegner. Ich habe daraufhin drei Spieler mit dem Auto mitgenommen und dann ein Benzin organisieren lassen, damit die Mannschaft zum Spiel kommen kann."

Die Austria holte schließlich in Wietersdorf das Unentschieden, das man zum Klassenerhalt benötigt hatte. So schloss das Team die Meisterschaft als 14. von 16 Teilnehmern ab. König: „Ich war froh, dass die Austria den Punkt geholt hat. Ich dachte mir allerdings schon: Was ist nur aus meiner Austria Klagenfurt geworden? Ich habe die Leute bewundert, die sich das damals angetan haben. Dieses Erlebnis mit dem Bus war für mich auch eine Motivation, dass ich mich wieder für meine Austria engagieren will."

15 Trainer in dreieinhalb Jahren
In den Jahren darauf wartete man in Kärnten auf das große Comeback der Austria Klagenfurt - doch das dauerte. Von Kontinuität war in Waidmannsdorf ohnedies nichts zu bemerken. Im Gegenteil. Die Austria stellte einen traurigen Rekord in Sachen Trainerwechsel auf. Von Mai 1990 bis Dezember 1993 hatte der Klub nicht weniger als 15 Trainer verbraucht. Bedeutet im Schnitt: Alle drei Monate ein neuer Coach ...

Das hatte allerdings nicht immer nur sportliche Gründe. Ein Mitglied des Betreuerstabs musste etwa seinen Posten räumen, nachdem seine Affäre mit einer Teammasseurin aufgeflogen war (die Namen werden freilich vertraulich behandelt). Ein anderer Trainer hatte wiederum die Idee, die Mannschaft im Winter zum Langlaufen zu schicken, statt Fußball zu trainieren. Beim nächsten Training war auch er seinen Job los. Die Austria - ein kleiner „FC Hollywood“.

Beeindruckende Heimserie
„Für uns Spieler war es ein Wahnsinn. Bei so vielen Trainerwechseln konnte man ja keinen Erfolg haben", so Perz, der mit 22 Jahren sogar zum jüngsten Kapitän der Austria ernannt wurde. Bergauf ging es schließlich mit der Bestellung von Hannes Haubitz zum neuen Cheftrainer im Winter 1993. "Als ich das Amt übernommen habe, waren keine zehn Spieler mehr in der Mannschaft...", erinnert sich Haubitz. Die Kampfmannschaft wurde daher mit Nachwuchsspielern aufgefüllt. Die Spielerlegende konnte die Mannschaft wieder aufrichten und langsam nach vorne bringen. 1993/94 konnte man mit Platz zwölf zumindest die Liga halten. Ein Jahr später gab es immerhin schon den Vizemeister-Titel hinter Feldkirchen.

Vor allem zuhause war die Austria eine Macht: Von 1994 bis 1996 blieb man gleich 31 Heimspiele in Serie ungeschlagen!

Im Sommer 1996 war es so weit: Die Austria konnte man mit glatt 19 Punkten Vorsprung den Aufstieg in die (wieder eingeführte) Regionalliga bejubeln. Man durfte endlich wieder hoffen - im „Wilden Westen“ von Klagenfurt.

Eine Serie von Christian Rosenzopf

Haben auch Sie spannende Anekdoten oder „Fundstücke“ aus 100 Jahren Austria für unsere Autoren? Dann helfen Sie doch dabei, Geschichte zu dokumentieren und für kommende Generationen festzuhalten. Schreiben Sie bitte an: christian.rosenzopf@skaustriaklagenfurt.at

HIER finden Sie alle bisherigen Teile der Serie

Zurück zur Übersicht
Unsere Partner & Sponsoren