Hrstic
Peter Hrstic (3)
Peter Hrstic (2)
Peter Hrstic (1)

Serie: Hrstic wird „Bumm Bumm Peter“

Er war der Mann mit dem schärfsten Schuss weit und breit: Peter „Gustl“ Hrstic zählte in den 1980er Jahren zu den Lieblingen des Klagenfurter Publikums, das ihm den Spitznamen „Bumm Bumm Peter“ verlieh. Er hatte aber auch eine andere Spezialität: Er konnte Elfmeter herausholen wie kein Zweiter. Das machten sich seine Mitspieler gerne zunutze.

Seine Schüsse waren überfall gefürchtet: An guten Tagen versuchte Peter Hrstic sogar von der Mittellinie aus sein Glück. „Sein Schuss war eine Riesenwaffe. Dabei hatte er dünne Füße wie Spaghetti. Er war ein Papierener. Da sieht man, was mit guter Technik alles möglich ist“, schwärmt Walter „Dago“ Koch, einer seiner langjährigen Mitspieler.

„Er hatte einen ausgezeichneten Rechten. Es gab aber auch Spieltage, wo gar nichts geklappt hatte. Wenn die ersten beiden Schüsse im Spiel über das Stadion rausflogen, dann war klar: Das wird heute nichts mehr. Dann haben wir ihm keinen Ball mehr gegeben“, blickt Ewald Türmer lachend zurück.

Flog der Ball in Richtung Siebenhügelstraße, wäre er fast bei ihm im Wohnzimmer gelandet. Denn Peter Hrstic ist mit seinen Brüdern gegenüber des Stadions aufgewachsen. Viele nannten den Kicker mit dem Wuschelkopf einfach den „Zweier“ - weil er der zweitälteste der drei „Hrstic Brothers“ war. Der älteste war Davor, der jüngste war Josef (viele nannten ihn „Mandi“). Eine einmalige Fußball-Geschichte, denn alle drei schafften später den Sprung in die Kampfmannschaft der Austria.

Peter Hrstic erinnert sich an die Kindheit in Waidmannsdorf: „Meistens sind wir gleich nach der Schule Fußballspielen gegangen. Wir haben auf dem Feld gespielt, wo sich heute der Kunstrasen befindet. Damals war alles eine rote Erde. Das war der Treffpunkt der Jugend. Und daneben war eine Wand, da haben wir immer raufgeschossen - bis uns am Abend die Mama reingejagt hat.“ So konnte der kleine Bomber schon früh seine unnachahmliche Schusstechnik trainieren.

Ballbub für Lothar Emmerich

Bereits im frühesten Alter stand Hrstic als Ballbub bei den Spielen der „Großen“ auf der Laufbahn: „Zu der Zeit waren Spieler wie Lothar Emmerich in der Kampfmannschaft. Ich kann mich noch erinnern, wie er im Winter immer in Shirts und kurzen Hosen trainierte. Dieses Bild bleibt einem im Kopf.“

Bereits mit 17 Jahren debütierte Peter Hrstic selbst in der Kampfmannschaft. Mit der Austria holte er 1978/79 prompt den Vizemeistertitel in der 2. Liga und verpasste nur knapp den Aufstieg. 1982 unter Walter Ludescher hatte es endlich geklappt und Hrstic konnte ab sofort in der höchsten Liga mit seinen Weitschüssen aufzeigen.

Kaffee und Kuchen vor dem Spiel

Bei Heimspielen gab es im Hause Hrstic ein Spieltags-Ritual: „Die Spiele waren meistens Freitagabend. Also bin ich nach der Lehre bei der Firma Hirsch heim, dann gab es Mittagessen, dann habe ich mich hingelegt. Am Nachmittag gab es Kaffee und Kuchen. Dann haben wir Brüder beim Fenster rausgesehen, da sahen wir meistens schon die vielen Autos vor dem Stadion. Die Kennzeichen waren aus ganz Kärnten: Hermagor, Spittal, Wolfsberg. Von überall sind sie gekommen. Und wenn wir durch den Spielertunnel bei Platzwart Sigi Krassnig vorbeimarschierten, dann war echt was los.“

Zu Hause konnte man vielen Mannschaften das Fürchten lehren. Mit Ramadhani und Senzen hatte Hrstic kongeniale Balltechniker an seiner Seite. „Ramadhani war außergewöhnlich, aber kein einfacher. Und Senzen war einer der besten Ausländer, die wir je hatten. Er konnte mit dem Gegner machen, was er wollte.“

Aber auch Hrstic selbst konnte an Sterntagen ein Spiel im Alleingang entscheiden. Legendär vor allem sein Auftritt beim 4:2-Auswärtssieg beim GAK. Hrstic wurde an jenem 11. September 1982 zum „Man of the Match“. Drei Mal hämmerte er den Ball ins Netz des Gegners.

Dann war da noch eine Spezialität: Das Herausholen von Elfmetern. „Dago“ Koch erzählt eine wunderbare Anekdote dazu: „Gustl hatte einen wunderbaren Haken, dann ist er schon abgehoben und hat sehr spektakulär fallen können. Diese Stärke kannten wir. Hannes Haubitz und ich haben uns daher bei Heimspielen oft schon in der Nähe vom Schiedsrichter positioniert. Denn Schiedsrichter hatten früher meist eine Tendenz zur Heimmannschaft.“

Wenn dann Gustl Hrstic in den gegnerischen Strafraum eindrang, hatten Haubitz und Koch häufig den Kontakt zum Referee gesucht. Koch: „Die Schiedsrichter hatten die Pfeife oft schon am Mund, damit sie schneller pfeifen können. Das haben wir ausgenutzt. Wenn wir gesehen haben, dass der Gustl abhebt, haben wir schon gerufen: Elfmeter! Da konnte er meistens gar nicht anders. Denn das Stadion war voller Leute. Der Schiedsrichter hatte somit das ganze Spiele seine Ruhe vor dem Publikum. Und so haben wir sicher einige Punkte im eigenen Stadion gewonnen.“

Trainer Walter Ludescher war ein großer Förderer des Wuschelkopfes mit der Rückennummer 14. Manchmal wurde das Verhältnis aber auf eine harte Probe gestellt, wie sich Hrstic erinnert. „Einmal war ‚Lu‘ mit meiner Leistung so unzufrieden - da wurde ich in der 55. Minute eingetauscht und 20 Minuten später wurde ich schon wieder ausgetauscht.“ Das war freilich nur eine seltene Ausnahme. Durch seine Auftritte machte Hrstic bereits im zweiten Bundesliga-Jahr auf sich aufmerksam. Schließlich landete er im Winter 1984 bei Rekordmeister Rapid, wo er unter Trainer Otto Baric zum Einsatz kam.

Mama schimpfte bei Brüder-Duell

So kam es im Mai 1985 zum ungewohnten „Brüder-Kampf“ im Wörthersee-Stadion: Austria Klagenfurt mit Davor und „Mandi“ Hrstic gegen Rapid Wien mit Peter Hrstic. Alle drei Brüder standen in den Startformationen. Und man schenkte sich nichts. „In einer Szene habe ich meinen kleinen Bruder Josef gegrätscht. Da war der große Bruder sofort zur Stelle. Da standen wir Nase an Nase.“

Vor allem für die Mama des Brüder-Trios war es eine belastende Situation. Peter Hrstic: „Meine Mutter saß auf dem gleichen Platz wie immer auf der Haupttribüne. Sie wusste nicht, zu wem sie halten soll. Als ein Mann auf der Tribüne über mich schimpfte, da hat es ihr aber gereicht: Sie erwischte ihn mit einem Regenschirm am Kopf und sagte: Sie werden nie mehr über meinen Sohn schimpfen!" Das Spiel endete übrigens 1:1. Eine brüderliche Punkteteilung.

Eine Serie von Christian Rosenzopf

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