Serie: Mit Polizeischutz durch Europa

Die Reise durch die 100-jährige Vereinsgeschichte geht weiter. Als erster Kärntner Verein war der FC Kärnten von 2001 bis 2003 am internationalen Parkett vertreten. Dreimal in Folge schaffte es der FCK in den Hauptbewerb des Europapokals. Die Reisen nach Griechenland, Island und Rotterdam wurden zu großen Abenteuern. Ohne Polizeischutz ging nichts mehr.

Nach dem historischen Erfolg im Sommer 2001 war der FC Kärnten als österreichischer Pokalsieger für die erste Hauptrunde des UEFA-Cups, heute als Europa League bekannt, qualifiziert. Zur Premiere musste man allerdings in das Schwarzenegger-Stadion nach Graz auswandern, da das alte Wörthersee-Stadion in Klagenfurt nicht die internationalen Sicherheitsanforderungen erfüllen konnte. Somit brausten rund 5000 Kärntner Fans zum ersten internationalen „Heimspiel“ in die Steiermark. Mit einem 0:0 hielt man sich im Heimspiel gegen den griechischen Pokalsieger PAOK Saloniki noch sehr tapfer.

Beim Rückspiel in Griechenland wurde es jedoch turbulent. Der FC Kärnten musste aufgrund politischer Differenzen abgeschirmt werden. „Unser Hotel wurde die ganze Nacht von der Polizei bewacht“, erinnert sich Zeugwart Peter Kostolansky. Auch die Fahrt zum Stadion verlief abenteuerlich, wie er beschreibt: „Unser Bus wurde von Polizeieskorten begleitet. Das habe ich noch nie erlebt: Der Bus fuhr in der Mitte der beiden Fahrspuren, sodass alle entgegenkommenden Fahrzeuge auf die Seite fahren mussten. Das war eine ziemlich wilde Fahrt.“

Wild verlief auch das Match im Toumba Stadion von Saloniki: Der FC Kärnten bezog eine glatte 0:4-Niederlage. Das erste Europacup-Abenteuer fand damit ein jähes Ende. Dafür konnte man sich gleich im anschließenden Bundesliga-Spiel bei Rapid mit einem 1:0-Sieg trösten. Es war der erste Auswärtserfolg im Hanappi-Stadion überhaupt.

2002 durfte der FC Kärnten erneut international antreten, denn die Mannschaft erreichte in der ersten Bundesliga-Saison den fünften Platz. Damit rutschte man noch in die Qualifikation für den UEFA-Cup. Um die internationalen Spiele im Wörthersee-Stadion austragen zu können, wurden zusätzliche Sitzplatztribünen hinter den Toren aufgestellt.

Zunächst ging es jedoch zum lettischen Vertreter FK Liepajas Metalurgs. Dort konnte sich der FC Kärnten unter seinem neuen Trainer Heinz Hochhauser deutlich durchsetzen. Auswärts siegte man mit 2:0, Marijo Maric erzielte in der 57. Minute das erste Tor für eine Kärntner Mannschaft auf internationalen Boden. Zu Hause legte der FCK noch einen 4:2-Heimsieg drauf.

Damit stand man zum zweiten Mal hintereinander in der Hauptrunde des UEFA-Cups. Diesmal traf das Team auf den israelischen Pokalsieger und Vizemeister Hapoel Tel Aviv. Die Israelis waren ein harter Brocken: Sie waren in der Vorsaison im UEFA-Cup bis in das Viertelfinale vorgedrungen, hatten sensationell den FC Chelsea, Lokomotive Moskau und den AC Parma aus dem Wettbewerb geworfen.

Zuerst gab es das Heimspiel im Wörthersee-Stadion. Wieder herrschte Alarmstufe: Bereits vor dem Öffnen der Eingangstore hatten Spezialeinheiten der Polizei die Arena nach möglichen Sprengstoffkörpern durchsucht, da es in Israel politische Unruhen gegeben hatte. Im Spiel selbst hatte der FC Kärnten wenig zu melden: Hapoel konnte sich glatt mit 4:0 durchsetzen. FCK-Trainer Heinz Hochhauser warf danach das Handtuch.

Das Rückspiel musste aufgrund der angespannten Lage in Israel auf neutralen Boden verlegt werden. Es ging in die bulgarische Hauptstadt Sofia, wo gerade einmal 200 Besucher zum Spiel zugelassen wurden. Tatsächlich konnte der FCK unter dem neuen Trainer Rüdiger Abramczik einen Achtungserfolg landen: Die Klagenfurter siegten mit 1:0. Ein versöhnliches Ende des zweiten Europa-Kapitels.

Im Sommer 2003 qualifizierte sich der FC Kärnten erneut für den internationalen Bewerb, da man wieder das österreichische Cupfinale erreichte. Diesmal ging es in der UEFA-Cup-Qualifikation gegen den isländischen Vertreter UMF Grindavik. Mit einem 2:1-Sieg legte die Mannschaft im eigenen Stadion vor. Doch es war noch lange nichts gegessen. Bei der Reise nach Island konnte man auf bewährte Unterstützung zählen: FCK-Verteidiger Helgi Kolvidsson wurde kurzerhand zum Reiseleiter ernannt, da er selbst aus Island stammte.

Im Rückspiel musste sich der FC Kärnten mit aller Kraft gegen das drohende Aus in der Qualifikation stemmen. Trainer Hannes Haubitz: „Es waren sehr unwirtliche Verhältnisse, es gab sehr starken Wind, das waren wir überhaupt nicht gewohnt. Die Isländer haben auch viel Druck gemacht und sind mit 1:0 in Führung gegangen. Zum Glück hat Almedin Hota kurz vor Schluss das 1:1 gemacht. Dem Torhüter ist der Ball irgendwie durchgerutscht.“

Damit war der FC Kärnten zum dritten Mal in Folge in der Hauptrunde des Europapokals vertreten. Jetzt traf man auf den niederländischen Topklub aus Rotterdam. Haubitz: „Feyenoord bot damals echte Weltstars wie Robin van Persie oder Dirk Kuyt auf. Das ist nicht vergleichbar mit heute. Und die Arena war ein Wahnsinn. Die Fans haben einen Riesenwirbel gemacht.“ Bei der Anfahrt zum Stadion „De Kuip“ wurde der Mannschaftsbus des FC Kärnten von einer Polizeieskorte begleitet, um sich den Weg durch die Fanmassen zu bahnen.

Im Stadion erwies sich der FC Kärnten als Spielverderber. Entgegen den Erwartungen gingen die Klagenfurter in Führung: Marijo Maric erzielte in der 56. Minute per Kopfball das 1:0. Doch die Niederländer konnten noch einen knappen 2:1-Sieg erzielen. Doch noch war es nicht vorbei.

Beim Rückspiel im Wörthersee-Stadion boten die Heimfans eine prachtvolle Kulisse. Die Mannschaft wurde beim Einzug mit einem Farbenmeer von den Rängen empfangen. Beinahe hätte Thomas Ambrosius nach acht Minuten den Führungstreffer erzielt. Doch der FCK-Stürmer köpfte über das Tor. Der Gegentreffer zum 0:1 fiel aus einem Konter in der 15. Minute. Haubitz: „Dann war es umso schwieriger, aber insgesamt haben wir uns gegen Feyenoord gut verkauft." Damit endete vorerst die sehr erfolgreiche Zeit des FC Kärnten.

Eine Serie von Christian Rosenzopf

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