Hasil und Co. in Klagenfurt

Serie: Nach Abpfiff flie­gen die Fäus­te

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Die erste Saison nach dem Wiederaufstieg 1972 in die Nationalliga, damals die höchste Spielklasse, hatte einigen Zündstoff zu bieten. Die Spiele im Wörthersee-Stadion waren nichts für schwache Nerven. Es gab einige Höhe- und Tiefpunkte.

Das Heim­spiel am 30. Sep­tem­ber 1972 hat­te sogar ein gericht­li­ches Nach­spiel: Die Aus­tria traf an jenem Sams­tag auf den SC Eisen­stadt und man lag nach 63 Minu­ten mit 0:1 in Rück­stand. Kurz vor dem Schluss­pfiff hat­ten die Haus­her­ren die gro­ße Aus­gleichs­chan­ce: Es gab einen Elf­me­ter — doch die­ser wur­de ver­ge­ben. Der Tor­hü­ter der Eisen­städ­ter hat­te die Ecke erra­ten und den Schuss abge­wehrt.

Nach dem Schluss­pfiff war der Frust ent­spre­chend groß. Der Schüt­ze des Elf­me­ters (Name bekannt, bleibt aber uner­wähnt) soll nach dem Spiel von Zuschau­ern der­art pro­vo­ziert wor­den sein, dass er sich in die Men­ge stürz­te und einen Fan durch einen Faust­schlag ver­letzt haben soll. Der Spie­ler wur­de ange­zeigt. „Die ein­schrei­ten­de Poli­zei und der Ord­ner­dienst haben größ­te Mühe, die auf­ge­brach­te Men­schen­men­ge zu beru­hi­gen“, so stand es danach in der Zei­tung.

David besiegt den Goli­ath

Sport­lich konn­te sich die Mann­schaft rasch fan­gen. Eine Woche spä­ter kam die Aus­tria Wien mit natio­na­len Grö­ßen wie Her­bert Pro­has­ka, Karl Dax­ba­cher oder Robert Sara an den Wör­ther­see gereist. Die Favo­ri­ten­rol­le war klar ver­teilt — doch gewon­nen hat die „klei­ne“ Aus­tria aus Kla­gen­furt: Durch Tore von Kurt Wid­mann und Lothar Emme­rich setz­te sich die Mann­schaft von Fred­dy Hohen­ber­ger an jenem 4. Okto­ber 1972 mit 2:0 durch.

Einer von vie­len Sie­gen der Kla­gen­fur­ter gegen die Wie­ner Top­klubs. „Sie haben uns am Anfang nicht so ernst genom­men“, erzähl­te Fred­dy Hohen­ber­ger in einem Inter­view, war­um die sonst erfolg­rei­chen Wie­ner aus­ge­rech­net im Wör­ther­see-Sta­di­on immer wie­der Federn lie­ßen.

Sprin­ger tobt in Kla­gen­furt Heiß her ging es übri­gens auch am 5. Novem­ber 1972: Der SV Dona­witz war aus Leo­ben ange­reist — mit Ger­di Sprin­ger auf der Trai­ner­bank. Das Kla­gen­fur­ter Urge­stein saß dies­mal auf der ande­ren Sei­te. Die Aus­tria konn­te gegen die Mann­schaft ihres Ex-Trai­ners mit 4:1 gewin­nen (drei­mal traf Lothar Emme­rich, ein­mal Kurt Wid­mann) — wobei es im Spiel immer wie­der zu har­ten Ban­da­gen kam. Ger­di Sprin­ger soll nach dem Abpfiff der­art erzürnt gewe­sen sein, dass er gegen­über Medi­en sogar aus­rich­te­te, es wäre bes­ser gewe­sen, wenn sei­ne Mann­schaft vor­zei­tig abge­tre­ten wäre (sie­he Arti­kel links).

Ja, lang­wei­lig war es in Kla­gen­furt wohl nie.

Foto 1 — Die Spie­ler waren in den 1970er Jah­ren stets schick geklei­det: Mar­jan Kova­cic, Kurt Wid­mann, Alo­is Jago­dic (von links).

Foto 2 — Arti­kel der Klei­nen Zei­tung vom Spiel gegen Dona­witz.

Foto 3 — Gesell­schaft­li­che Ereig­nis­se gab es immer schon im Sta­di­on. Die Spie­ler wie Jago­dic schau­ten begeis­tert zu.

Eine Serie von Chris­ti­an Rosen­zopf und Fabi­an Schu­mi

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