Serie: NS-Zeit das dunkelste Kapitel
Bis zum Jahr 1938 hatte die Austria das Fußballgeschehen in Kärnten maßgeblich geprägt. Neun Mal wurde der Meistertitel gewonnen und sieben Mal der Länderpokal (darunter sechs Mal das Double).
Walter Kosteinscheg, der ab 1932 für die Austria gespielt hatte, erinnerte sich in einer Festschrift später an diese glorreiche Zeit: „Es standen Spieler an meiner Seite, die wohl das Beste waren, was der Kärntner Fußballsport damals hervorgebracht hatte. Es gab kein Experimentieren und keine Schablone - dem individuellen Können jedes Einzelnen wurde vollkommen freier Lauf gelassen, ohne dass der Mannschaftsgeist darunter irgendwie litt. Auch im Privatleben waren wir gute Kameraden, obwohl wir den verschiedensten Berufsständen angehörten.“
Auch die Funktionäre genossen bei den Spielern hohes Ansehen, wie Kosteinscheg berichtet: „Das Entscheidendste war das Verhältnis zu unserem Sektionsleiter Fritz Pontasch und dem Schriftführer Karl Gregoritsch. Es wird nicht viele Funktionäre gegeben haben, die sich bei den Spielern einer derartigen Popularität erfreuten, wie gerade diese beiden Genannten. Mit welchem Anliegen wir auch immer zu ihnen kamen, so fanden wir vollstes Verständnis und Hilfsbereitschaft.“
Auch sportliche Rückschläge hatten die zu dieser Zeit noch blau-gelben Austrianer stets durch den Zusammenhalt überwunden. „Niemals habe ich es erlebt, dass wir die Flinte ins Korn warfen. Unser Kampfgeist war sprichwörtlich, unser Siegeswille unerschütterlich. So haben wir damals schon eine beinahe legendäre Bedeutung erlangt“, betonte Kosteinscheg.
Aufgrund seiner Liebe zur Austria Klagenfurt hatte er im Jahr 1935 sogar ein Wechselangebot der berühmten „Sindelarelf“ von Austria Wien um den damaligen Superstar Matthias Sindelar ausgeschlagen.
Doch dann das dunkle Jahr 1938: Die Austria wurde mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten ausgeschaltet und durfte keinen Spielbetrieb mehr abhalten. Ein Großteil der Spieler trat daraufhin dem Sportklub Rapid Klagenfurt bei.
Im Kärntner Fußballbetrieb blieb kein Stein auf dem anderen: Durch die Verfügung des damaligen sogenannten Gaufachwartes für die Sparte Fußball wurde eine Bezirksklasse Süd geschaffen, der Vereine aus Kärnten und der Steiermark angehörten (die Austria eben nicht mehr).
Der Klub schien somit nach 18 erfolgreichen Jahren für immer von der Bildfläche zu verschwinden. Danach wurde zwar noch einmal ein Kärntner Meister ermittelt, doch kam der Spielbetrieb durch die Wirren des zweiten Weltkriegs fast gänzlich zum Erliegen.
Durch das Spielverbot und ohne Einnahmen konnte die Austria auch nicht mehr die jährlichen Rückzahlungsraten für die 1937 errichtete neue Betontribüne in der Rosentalerstraße begleichen. Die Stadt verklagte den Verein, sodass der damalige Obmann Paul Jobst gezwungen war, einen Konkursantrag für die Austria Klagenfurt einzubringen.
Es folgte eine erschütternde Kriegszeit, in der auch verdiente Vereinsmitglieder wie Platzwart Philipp Haschey und Schriftführer Karl Gregoritsch ihr Leben lassen mussten. Doch den Klub und seine noch verbliebenen Mitstreiter sollte auch die Kriegszeit nicht völlig auslöschen - wie die Geschichte sieben Jahre später zeigte.
Auch der Kärntner Fußballverband blickt in seiner Festschrift mit Wehmut auf dieses traurige Kapitel für den heimischen Sport zurück: „Damit ging eine Epoche zu Ende, der wir den ersten Aufbau sowohl in sportlicher als auch in organisatorischer Weise zu verdanken haben. Jedoch die Basis für das Wiedererwachen des Kärntner Fußballverbandes nach 1945 war gegeben.“
Eine Serie von Christian Rosenzopf und Fabian Schumi
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