Serie: Rückkehr in traditionellen Farben

Totgesagte leben länger: In der schwersten Krise des Klagenfurter Fußballs feierte die Austria im Sommer 2010 die Wiederauferstehung in den traditionellen Farben. Bereits 2007 hatten Legenden des Klubs eine Rückkehr vorbereitet. Auch die Siebenhügelstraße wurde violett eingefärbt.

2007 nahm das Unheil seinen Lauf. Zur Erinnerung: Da der FC Kärnten in der 2. Liga vergeblich um den Aufstieg kämpfte, hatte die Landespolitik das Projekt „Austria Kärnten“ erfunden, um den Bundesliga-Aufstieg noch rechtzeitig vor der Europameisterschaft 2008 am grünen Tisch durchzuboxen. Dazu bediente man sich der Bundesliga-Lizenz des FC Pasching. Die Verantwortlichen des Linzer Vorstadtklubs erklärten sich bereit, ihren Platz in der höchsten Liga zu räumen, den Verein in Austria Kärnten umzubenennen und den Vereinssitz nach Klagenfurt zu verlegen. Mögliche Hintergründe des Deals wurden in der österreichischen Medienlandschaft ausführlich erörtert.

Klagenfurt spielte damit bei Eröffnung der neuen EM-Arena plötzlich in der höchsten Spielklasse - ohne sportlich aufgestiegen zu sein. Der neue Bundesliga-Klub konnte dabei auf großzügige Unterstützung des Landes zählen, so wurden etwa zahlreiche Freikarten-Aktionen durchgeführt, um Fußball-Fans aus ganz Kärnten ins Stadion zu locken. Diese Hauruck-Aktion sollte sich bald als Bumerang erweisen: Denn der eigentliche Klagenfurter Traditionsverein - der FC Kärnten, der weiterhin zweitklassig war - wurde im Schatten der Austria Kärnten komplett ausgehungert.

Vereinslegenden der Austria Klagenfurt hatten damals bereits den Braten gerochen - und den Rettungsanker ausgeworfen. „Bereits im Jänner 2007 hatte ich erste Informationen erhalten, dass es Unstimmigkeiten zwischen der Vereinsführung des FC Kärnten und der Landespolitik geben soll“, erinnert sich Helmut König, der zu diesem Zeitpunkt keine Vereinsfunktionen bekleidete. „Also habe ich bei der Behörde nachgefragt, ob der ursprüngliche Name ,SK Austria Klagenfurt' wieder verfügbar sei“, so König. Schließlich hatte der Stammverein von 1927 bis 1999 vor der Umbenennung in FC Kärnten so geheißen.

Tatsächlich war der traditionsreiche Name wieder frei. König: „Dann habe ich sofort meine Freunde aktiviert, wie den Heli Rath oder den Maxi Moser. Ich habe gesagt: Wir müssen den Namen sichern und den Verein neu anmelden. Alle stimmten zu - gemeinsam bildeten wir den Vorstand.“ Am 19. Jänner 2007 wurde der Sportklub Austria Klagenfurt offiziell bei der Behörde angemeldet. Vorerst aber hielt man sich im Hintergrund.

Doch bald überschlugen sich die Ereignisse im Klagenfurter Fußball: Während der Traditionsklub FC Kärnten im Frühjahr 2009 mangels finanzieller Unterstützung den Spielbetrieb einstellen musste und sämtliche Versuche der Weiterführung scheiterten, geriet auch die Austria Kärnten nach dem Unfalltod des Landeshauptmanns Jörg Haider in Schwierigkeiten. 2010 kam es zum Abstieg aus der höchsten Spielklasse und Austria Kärnten musste aufgrund der wirtschaftlichen Lage sogar den Gang in die 3. Liga antreten, da man keine Lizenz für den Profifußball mehr erhielt. Somit standen plötzlich gleich zwei ehemalige Bundesliga-Klubs aus Klagenfurt vor dem Ende.

Die große Frage: Wie sollte es mit dem Fußball in Klagenfurt weitergehen? Man hatte eine schmucke EM-Arena mit 32.000 Plätzen, doch sportlich war man am Tiefpunkt angekommen. Jetzt schlug die Stunde der Austria-Granden. Die Stadtregierung im Rathaus entschied sich einheitlich, dem Fußballprojekt der violetten Legenden eine Chance geben und die Austria Klagenfurt in den traditionellen Klubfarben wiederauferstehen zu lassen. Die Stadt gewährte dafür eine einmalige finanzielle Starthilfe, wobei man sich darauf verständigt hatte, dass die Politik sich nicht in Klubangelegenheiten einmischen werde.

König: „Es gab zwei Varianten, die diskutiert wurden. Ein Neustart ganz unten in der 2. Klasse oder ein Einstieg in der Regionalliga.“ 
Da der SC St. Stefan/Lavanttal aufgrund von finanziellen Problemen seinen Platz in der Regionalliga aufgeben musste, entschied man sich für zweite Variante. Im Zuge einer Spielgemeinschaft mit St. Stefan kehrte Austria Klagenfurt somit in die Regionalliga zurück – dorthin, wo der FC Kärnten im Jahr 2009 zuletzt gespielt hatte. König: „Wir mussten alles neu aufbauen, doch der Andrang der Zuschauer war unglaublich - vom Start weg.“ 1400 Abos wurden alleine für die erste Saison in der Regionalliga verkauft. „Die Austria ist wieder da“, stand auf vielen Flyern geschrieben.

Auch sportlich wollte man sich auf seine Wurzeln besinnen: Viele gestandene Kärntner Spieler wurden aus ganz Österreich nach Waidmannsdorf zurückgeholt. Sie sollten dabei helfen, die Austria Klagenfurt langfristig wieder in die Bundesliga zu führen. „Es war eine große Aufbruchstimmung“, erinnert sich Matthias Dollinger, der damalige Kapitän. „Gemeinsam haben wir damals die violetten Fahnen in der Siebenhügelstraße aufgehängt.“ Auch das alte Klubgebäude wurde violett angestrichen und auf Vordermann gebracht. Da kamen Fußballromantiker ins Schwärmen.

Das erste Pflichtspiel wurde am 20. Juli 2010 im Kärntner Cup in Maria Saal ausgetragen. Die Austria konnte sich mit 9:2 durchsetzen. Zahlreiche Klagenfurter Anhänger hatten sich dort bereits mit violetten Fahnen und Transparenten bemerkbar gemacht. Das allererste Pflichtspiel-Tor erzielte der damals erst 19-jährige Markus Pink. Der erste große Auftritt im Wörthersee-Stadion folgte am 1. August 2010 mit dem Freundschaftsspiel gegen den italienischen Traditionsverein US Palermo. Knapp 5000 Zuschauer waren live dabei, um die neuformierte Austria im Stadion zu bewundern. Es war wieder was im Entstehen im Klagenfurter Fußball.

Eine Serie von Christian Rosenzopf

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