Zeitreise: Wolfsberger im Austria-Trikot
Noch heute schlagen zwei Herzen in seiner Brust: Wenn die Violetten und der WAC aufeinandertreffen, dann drückt Buchleitner beiden Teams die Daumen. „Bei den Derbys wünsche ich mir einfach ein gutes Spiel, wo beide Seiten eine sehr gute Figur abgeben“, gibt er sich diplomatisch.
Auch wenn er den Großteil seines Lebens in Wolfsberg verbracht hat, fühlt er sich in Waidmannsdorf sehr heimisch. Immerhin hat Buchleitner in seiner aktiven Zeit sechs Jahre lang (1983 bis 1989) mit der Austria in der Bundesliga erlebt. 138 Mal spielte er für die Violetten in der höchsten Spielklasse. Ab 1986 wurde er sogar für drei Jahre zum Kapitän ernannt - als Nachfolger von Walter Schoppitsch, der damals seine Karriere beendet hatte.
Trainer-Professor Walter Ludescher hatte ihn vom damaligen Wiener Bundesliga-Klub SC Simmering nach Klagenfurt gelotst. Buchleitner: „Ich hätte damals zur Wiener Austria zurückkehren sollen, doch habe ich mich dann für einen Wechsel in die Heimat entschieden. Mit Walter Ludescher verband mich doch einiges, denn er war schon mein Trainer in St. Veit gewesen und hatte mich aus Wolfsberg geholt. Er war ein richtiger ‚Sir‘ unter den Trainern und man merkte, dass er mit Leidenschaft diese Tätigkeit ausübte. Alle Spieler hatten immer großen Respekt vor ihm. Er konnte richtig motivieren und brachte viele neue Ideen in eine Mannschaft."
So zählte die Austria unter Ludescher zu den besten Bundesliga-Klubs außerhalb Wiens: Mit Platz sechs (1982/83), Platz sieben (1983/84 und 1984/85) sowie dem dritten Platz im Grunddurchgang (Herbst 1985) wurden unter „Lu“ beachtliche Erfolge erzielt. Zu dieser Zeit war Buchleitner einer der „Lieblingsspieler“ des Trainers. Ludescher: „Er war einfach ein Vorzeigeprofi. Sehr gewissenhaft, sehr einsatzfreudig! So haben wir auch in Klagenfurt sehr gut zusammengearbeitet.“
Vor allem der Zusammenhalt habe die Mannschaft in den goldenen 1980er-Jahren ausgezeichnet, wie Hans-Peter Buchleitner betont. Er erinnert sich an herausragende Duelle mit den Wiener Vereinen. Vor allem das 4:2 im alten Wörthersee-Stadion gegen die Wiener Austria im September 1984 sei unvergessen. Wieder einmal hatte es der Kleine dem Großen gezeigt. In den Reihen der Wiener fanden sich damals nationale Größen wie Friedl Koncilia, Herbert Prohaska und Toni Poster.
Peter „Bumm, Bumm“ Hrstic konnte sich damals mit einem Doppelpack auszeichnen. Buchleitner: „Der ‚Gustl‘, wie wir ihn alle nannten, hatte einen so scharfen Schuss, dass öfters bei den Gegnern niemand in die Mauer wollte. Er schoss fast alle Freistöße und es konnte passieren, wenn er nicht so einen guten Tag hatte, dass er die Bälle auf die Lichtmasten schoss. Auch wenn es schon Pfiffe aus den Rängen gab, war ihm dies egal und er ging mit seinem Selbstvertrauen auch wieder zum nächsten hin und haute drauf!"
Unvergessen bleibe aber auch das Heimspiel gegen Rapid im August 1985, als die Austria in den letzten Minuten einen 0:2-Rückstand wettmachen konnte. Als Hans Krankl in der 80. Minute das 2:0 für die Hütteldorfer erzielt hatte, schien das Spiel bereits verloren. Buchleitner: „Zu dem Zeitpunkt sind viele Besucher bereits aufgestanden und machten sich auf den Heimweg.“ Durch den Anschlusstreffer von Kassim Ramadhani in der 85. Minute wurden jedoch neue Kräfte frei. Buchleitner: „Dann haben wir voll riskiert, alles nach vorne geworfen und es ist uns tatsächlich noch der Ausgleichstreffer gelungen.“
Das dürfte den Wienern so gar nicht geschmeckt haben, im Retourspiel bei Rapid kassierte die Austria aus Klagenfurt gar eine 1:8-Schlappe. Auch das hat Buchleitner nicht vergessen: „Bei diesem Spiel kamen wir kaum über die Mittellinie.“
Auch Buchleitner hat natürlich - wie viele seiner Mitspieler - eine Anekdote über Kassim Ramadhani parat. Der gefeierte Stürmer aus Tansania hatte bekanntlich immer wieder seine Streiche gespielt. Buchleitner: „Das Lauftraining mochte er nicht besonders und so hatte er beim Trainer meistens nach kurzer Zeit ein kleines Wehwehchen vorgetäuscht. Er brauchte somit nur mehr auslaufen. Zu uns hat Kassim dann gesagt: Ich bin Chef und Techniker. Ich brauche das nicht, dieses Training ist nur für euch...“ Auch dem Bier sei der Fan-Liebling nicht abgeneigt gewesen, wie Buchleitner mit einem Schmunzeln anmerkt. „In seinem Dialekt hat er oft gesagt: Trink‘ ma‘ noch a Flasch'."
Buchleitner war im Übrigen nicht der einzige Lavanttaler, der für die Violetten in der Bundesliga auflief. Auch Ewald „Ewe“ Türmer stammte von dort. Buchleitner: „Bei Austria Klagenfurt zu spielen, war damals eine große Ehre und für jeden Kärntner Fußballer die interessanteste Herausforderung. Bei meinem Wechsel dorthin waren die Klagenfurter der einzige Verein in der höchsten Spielklasse und daher war es für mich überhaupt kein Problem, als Lavanttaler dort aufzulaufen.“
Bereits in seiner Jugendzeit hatte er eine Verbindung zur Austria Klagenfurt. Der damalige Nachwuchs-Teamchef Freddy Hohenberger (eine Legende der Austria) hatte ihn in sämtliche Nachwuchs-Nationalteams einberufen. „Damals spielten nur Peter Hrstic und ich im Nationalteam, wobei ich über den kleinen ATSV Wolfsberg zu den Teameinberufungen gekommen bin“, so Buchleitner, der es sehr schade findet, „dass Freddy nicht mehr den Aufstieg seiner Austria im Vorjahr erleben konnte.“
Wie man sieht: Hans-Peter Buchleitner verfolgt heute noch eifrig, was sich bei seinem ehemaligen Verein in Klagenfurt tut. Gewohnt diplomatisch blickt er auch den beiden direkten Duellen entgegen, die nun bevorstehen: „Es ist wunderbar, dass sowohl Klagenfurt als auch Wolfsberg heuer die Meistergruppe erreicht haben.“
Eine Serie von Christian Rosenzopf
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