„Die Auf­ga­be ist schwer, aber reiz­voll“

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Nach seinem Debüt im ÖFB-Cup-Viertelfinale beim LASK (3:5 nach Verlängerung) und der Absage der Partie in Horn (Platz gefroren) steht Peter Pacult am Sonntag (10.30 Uhr) gegen Rapid Wien II vor seiner Rückkehr auf die österreichische Punktspiel-Bühne. Im Interview mit Franz Hollauf für das „Bundesliga Journal“ spricht der ehemalige Meistertrainer über die sportlichen Ziele mit Austria Klagenfurt, turbulente Zeiten im Ausland und seine Kritiker.

Was sagt Ihnen der 2. Jän­ner 2004?

Da habe ich das Trai­ner­amt beim dama­li­gen FC Kärn­ten über­nom­men.   

Wel­che Erin­ne­run­gen haben Sie an die­se Zeit?

Sport­lich war’s nicht so erfreu­lich. Der Abstieg wäre mit etwas mehr Spiel­glück ver­hin­der­bar gewe­sen. Die Zweit­li­ga-Sai­son war schwie­rig, das Umfeld war nicht fein. Aber ich bin danach jedes Jahr nach Kärn­ten auf Urlaub gekom­men. Ich habe hier noch immer vie­le Freun­de.

17 Jah­re spä­ter keh­ren Sie auch sport­lich ins süd­lichs­te Bun­des­land zurück. War­um?

Ich ken­ne den Klub und die Auf­ga­be, die schwer, aber reiz­voll ist. Im Umfeld hat sich eini­ges geän­dert. Vie­les ist pro­fes­sio­nel­ler gewor­den. Für mich war es die rich­ti­ge Ent­schei­dung. 

Gab es auch noch ande­re Ange­bo­te?

In den Tagen, wo mich Sport­chef Mat­thi­as Imhof erst­mals ange­ru­fen hat, war ich mir mit dem alba­ni­schen Klub Laci in fort­ge­schrit­te­nen Gesprä­chen. Auch Valet­ta aus Mal­ta hat­te ange­fragt. Aber nach­dem die Aus­tria ihr Inter­es­se anmel­de­te, muss­te ich nicht über­le­gen.

In Öster­reich wird Ihre Rück­kehr sehr kon­tro­vers dis­ku­tiert …

Ich akzep­tie­re, dass nicht jeder glück­lich ist, dass ich wie­der in Öster­reich tätig bin. Ich weiß, dass ich lie­fern muss. 

Seit Ihrem Abgang bei Rapid im April 2011 haben sie acht Klubs gecoacht, Kla­gen­furt ist Sta­ti­on Num­mer neun. War­um wur­de es sel­ten eine Lie­bes­be­zie­hung?

Da soll­te man die Hin­ter­grün­de ken­nen. Vie­le wis­sen nicht, dass spe­zi­ell am Bal­kan ande­re Geset­ze herr­schen. Natür­lich wäre es mir lie­ber gewe­sen, ich hät­te da und dort län­ger gear­bei­tet, aber es gibt eben Umstän­de, wo du macht­los bist. Wo etwa ein Prä­si­dent ent­schei­den will, wel­che Spie­ler ein­ge­setzt wer­den. Und wenn der Trai­ner sei­nen eige­nen Ideen folgt, will der Prä­si­dent einen ande­ren haben.

Wie tre­ten Sie ihren Kri­ti­kern ent­ge­gen, die Ihnen man­geln­den Erfolg vor­wer­fen?

In der Medi­en­land­schaft wird ger­ne ver­schwie­gen, dass ich vier Klubs – drei im Aus­land, einen in Öster­reich — in den Euro­pa­cup geführt habe. Ich weiß nicht, wie vie­le hei­mi­sche Trai­ner das vor­wei­sen kön­nen. Mein Ruf im Aus­land ist weit bes­ser als vie­le in Öster­reich glau­ben. 

Haben Sie das Gefühl, dass Sie in Ihrem Hei­mat­land zu wenig wert­ge­schätzt wer­den?

Was ich mit den Klubs erreicht habe, kann mir kei­ner mehr neh­men. Was stimmt: Ich bin schon als Spie­ler in eine Schub­la­de gesteckt wor­den, weil ich immer wie­der ange­eckt habe. Daher bin ich an dem Gesamt­bild sicher nicht schuld­los. Aber ich genie­re mich dafür nicht. Die, die mich näher ken­nen, wis­sen, dass der Mensch Pacult ganz anders ist.

Wie haben Sie die Spie­ler bis­her auf­ge­nom­men?

Sie neh­men mei­ne Ansät­ze gut auf, sie wis­sen, dass wir gefor­dert sind. Der Kader hat Qua­li­tät, aber die Qua­li­tät muss auch etwas tun. Nur vom Reden allein stellt sich der Erfolg nicht ein. Der Respekt mir gegen­über ist vor­han­den, da hilft mir mei­ne Ver­gan­gen­heit als Spie­ler und Trai­ner. Ich bin aber nicht da, um die Welt umzu­dre­hen. Ich lege nur Wert dar­auf, dass jeder die Basics eines Pro­fi­fuß­bal­lers mit­bringt. 

Man hört von den Spie­lern, dass der Spaß trotz­dem nicht zu kurz kommt. Stimmt das?

Natür­lich flach­sen wir oft im Trai­ning her­um. Wenn ein Spie­ler nicht mit Spaß zum Trai­ning kommt, dann hat er den Beruf ver­fehlt. Ich war und bin ein Trai­ner, der sei­ne Spie­ler an der lan­gen Lei­ne hält. Aber wenn ich ernst wer­de, dann wis­sen sie, was zu tun ist,

Wel­che sport­li­chen Zie­le ver­fol­gen Sie mit der Aus­tria? Ist der Auf­stieg noch mög­lich?

So ehr­lich muss man sein: Laf­nitz ist zehn Punk­te vor uns und wird sicher um die Lizenz ansu­chen. Das heißt aber nicht, dass wir kei­ne Mann­schaft haben, die nicht eine Serie star­ten könn­te. Klar ist: Der Ver­ein will so schnell wie mög­lich in die Bun­des­li­ga. 

Ihr Ver­trag geht bis Som­mer. Soll­ten Sie den Auf­stieg ver­pas­sen, könn­ten Sie sich eine wei­te­re Sai­son in Kla­gen­furt vor­stel­len?

Da muss man die Ent­wick­lung abwar­ten. Dar­über den­ke ich jetzt nicht nach.

Gehört Aus­tria Kla­gen­furt in die Bun­des­li­ga?

Natür­lich, schon allein wegen des Umfel­des. Aber das müs­sen wir uns alles hart erar­bei­ten. Ich mer­ke das täg­lich in den Medi­en, in denen vor allem über KAC, VSV und WAC berich­tet wird. Das hat mich über­rascht, denn Fuß­ball aus Waid­manns­dorf war mal die Num­mer eins. 

Sie sind 61 Jah­re alt. Hegt man da nicht auch mal den Gedan­ken an die Pen­si­on?

Ich schlep­pe mich noch nicht aus dem Bett. Im Ernst: Mir geht’s gesund­heit­lich sehr gut. Fuß­ball ist mein Leben und das, was ich am liebs­ten mache. Für mich ist 61 auch nur eine Zahl. Mei­ne Frau sagt oft, ich bin von den Sprü­chen her kin­di­scher als ein Kind.