Die legendären 80er

Serie: Der gro­ße Erfolg des Pro­fes­sors

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Nach sechs Jahren kehrte die Austria in den österreichischen Fußball-Himmel zurück: Mit Walter Ludescher holte man den Meisterteller und fixierte den Aufstieg in die Bundesliga. Zugleich war es die Entdeckung eines Fußballzauberers: Kassim Ramadhani kam nach Waidmannsdorf.

Seit dem Abstieg 1976 hat­te sich die Aus­tria vehe­ment dar­um bemüht, in die Bun­des­li­ga zurück­zu­keh­ren. Zu Beginn der 1980er-Jah­re konn­te man erst­mals die Früch­te der Auf­bau­ar­beit ern­ten. Unter dem neu­en Trai­ner — dem Schul­pro­fes­sor Wal­ter Lude­scher, spiel­ten die Vio­let­ten in der 2. Liga kon­stant vor­ne mit. Der damals 38-Jäh­ri­ge galt als Meis­ter sei­nes Fachs.

Als Spie­ler war ihm eine Kar­rie­re bei der Aus­tria noch ver­wehrt geblie­ben, denn bereits mit 24 Jah­ren muss­te er auf­grund einer schwe­ren Ver­let­zung sei­ne Kar­rie­re been­den. Dafür konn­te er als Trai­ner früh durch­star­ten.

So wur­de Rama­dha­ni ent­deckt

Auch die Mann­schaft prä­sen­tier­te sich zuneh­mend stär­ker. Mit Gün­ter Golaut­sch­nig und Kas­sim Rama­dha­ni konn­te man zwei ech­te Roh­dia­man­ten nach Waid­manns­dorf holen. Rama­dha­ni? Der Ball­künst­ler aus Tan­sa­nia war zu dem Zeit­punkt noch völ­lig unbe­kannt. Lude­scher erin­nert sich: „Kas­sim wur­de mir von einem Spie­ler­ma­na­ger im Früh­jahr 1980 emp­foh­len, da war ich noch Trai­ner in St. Veit. Dort spiel­te bereits Kas­sims Bru­der San­dy Man­a­ra. Und dann sag­te mir der Mana­ger: ‚Pass auf, der San­dy hat einen Bru­der, der spielt noch bes­ser als er.‘”

„Er hat ein­fach alles gekonnt” Da Lude­scher zur glei­chen Zeit das Trai­ner­amt bei der Aus­tria über­neh­men durf­te, kam Kas­sim Rama­dha­ni eben­falls zur Aus­tria. Und die Ver­mu­tun­gen haben sich mehr als bestä­tigt. Die „Schwar­ze Per­le“ drib­bel­te sich auf Anhieb in die Her­zen der Aus­tria-Fans. Bereits in sei­nem ers­ten Jahr konn­te der Stür­mer aus Tan­sa­nia in der 2. Liga auf­dre­hen. Lude­scher: „Er war einer der ers­ten dun­kel­häu­ti­gen Spie­ler bei uns, hat­te ein Ball­ge­fühl, das für uns ein­fach uner­reich­bar ist. Er hat wirk­lich alles gekonnt.”

Mit dem Vize­meis­ter-Titel in der Sai­son 1980/81 hat­te man bei der Aus­tria end­lich wie­der Lun­te gero­chen. Vio­lett muss­te nur Wacker Inns­bruck den Vor­tritt las­sen. Das Ziel Bun­des­li­ga schien wie­der in greif­ba­rer Nähe.

Ulti­ma­tum an Lude­scher Trotz­dem hät­te Lude­scher nach der Sai­son bei­na­he das Feld räu­men müs­sen: „Der Vor­stand teil­te mir mit, dass ich in der neu­en Sai­son ein Ulti­ma­tum von sechs Spie­len bekom­me. Es hieß: Wenn das nichts wird, dann wird ein neu­er Trai­ner gesucht.” Es kam — zum Glück ganz anders: Die Aus­tria war von Anfang an das ton­an­ge­ben­de Team und ließ sich dies­mal die But­ter nicht mehr vom Brot neh­men. Auch weil man mit Gün­ter Golaut­sch­nig einen ech­ten Bom­ber ver­pflich­tet hat­te. So durf­te Kla­gen­furt im Som­mer 1982 end­lich wie­der in die Bun­des­li­ga zurück­keh­ren. Und die Eupho­rie war gren­zen­los.

Mit einem 4:2 im Der­by gegen St. Veit, dem Ex-Klub von Lude­scher, wur­de die Meis­ter­sai­son in wür­di­ger Wei­se been­det. Danach durf­te man den Pokal in den Waid­manns­dor­fer Him­mel stem­men und die Gra­tu­la­tio­nen von Lan­des­haupt­mann Leo­pold Wag­ner entgegennehmen.Ludescher wur­de fort­an als “Trai­ner-Pro­fes­sor” geadelt. “Vor­her war der Titel eher nega­tiv behaf­tet. Man sag­te: Was will der Leh­rer auf der Trai­ner­bank? Aber dann habe ich die Bezeich­nung als Pro­fes­sor als Aner­ken­nung emp­fun­den — auch im Fuß­ball.”

„Konn­te mich auf die Spie­ler ver­las­sen” Es waren aber nicht nur Spie­ler wie Rama­dha­ni und Golaut­sch­nig, die die Aus­tria so stark mach­ten, es war der unbän­di­ge Team­geist. Lude­scher: „Ich konn­te mich auf die Spie­ler abso­lut auf sie ver­las­sen. Frü­her waren zwar alle berufs­tä­tig. Aber ich wuss­te, mei­ne Spie­ler wer­den am Abend immer alles abru­fen, was mög­lich ist. Es waren lau­ter gestan­de­ne Män­ner, die auch in ihren Beru­fen ihren Mann gestellt haben. Vor allem sind sie dem Ver­ein immer treu geblie­ben. Das ist heut­zu­ta­ge lei­der nur noch sel­ten.“

Auch die Fans stan­den bedin­gungs­los hin­ter der Mann­schaft: „Es war für jeden klar: Sobald das Wochen­en­de beginnt, geht es auf den Fuß­ball­platz. Da hat es nichts ande­res gege­ben. So waren in der Bun­des­li­ga oft 10.000 Fans im Sta­di­on. Sobald man aus dem Spie­ler­tun­nel her­aus­ge­gan­gen ist, hat man schon eine Gän­se­haut bekom­men.”

Es folg­ten fünf unver­ges­se­ne Bun­des­li­ga-Jah­re unter Wal­ter Lude­scher, ehe ihn der Ruf von Sturm Graz ereil­te. Der Pro­fes­sor war damit der erfolg­reichs­te und längst­die­nen­de Trai­ner der Aus­tria in der höchs­ten Spiel­klas­se.

Eine Serie von Chris­ti­an Rosen­zopf

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