Gemicibasi als „Aggressive Leader“
Jede Mannschaft braucht Spieler, die dahin gehen, wo es wehtut, die den Zweikampf suchen und weder sich noch den Gegner schonen. Die Austria Klagenfurt hat einen „Aggressive Leader“, einen emotionalen Anführer, der mit seiner körperlichen Präsenz vorweg marschiert – und dazu noch richtig gut kicken kann: Turgay Gemicibasi.
Im vergangenen Sommer wechselte der 25-jährige Deutsch-Türke von Zweitliga-Meister Blau-Weiß Linz nach Waidmannsdorf, erkämpfte sich in der Saison-Vorbereitung einen Stammplatz und ist nach 14 Runden eine anerkannte Größe in der ADMIRAL Bundesliga. Der Erfolg der Violetten, die im Klassement den vierten Platz belegen, ist auch sein Verdienst.
In 13 Partien zählte der Mittelfeld-Mann zur Startelf von Chefcoach Peter Pacult, lediglich einmal musste er wegen einer Gelbsperre passen. Gemicibasi glänzte nicht nur mit Laufbereitschaft und Einsatzwillen, auch in der Offensive setzte er Akzente: Drei Treffer, darunter zwei Elfmeter, sowie drei Tor-Vorlagen stehen bereits für ihn in der Statistik.
Gemicibasi blickt dennoch selbstkritisch auf seine bisherige Zeit zurück, allen voran der Auftakt sei holprig gewesen. „Ich war in den ersten Spielen nicht so zufrieden mit mir, da musste ich mich auf jeden Fall erst mal an das hohe Niveau, die Intensität und das Tempo gewöhnen“, sagt er. Doch es wurde immer besser. „Jetzt bin ich voll drin, fühle mich sehr wohl und konnte dem Team auch mit Scorer-Punkten helfen.“
Zu Beginn seiner Karriere in Deutschland war Gemicibasi sehr ungeduldig. Er versuchte es im Nachwuchs von Dynamo Dresden, beim 1. FC Köln, bei RB Leipzig, beim 1. FC Kaiserslautern und bei Viktoria Köln. Über Siegen und Gütersloh ging es im Sommer 2017 nach Österreich. Nach zwei Jahren in der Regionalliga beim FC Mauerwerk gelang ihm in Linz endlich der Durchbruch, nach dem Gewinn der Meisterschaft mit den Stahlstädtern schloss er sich der Austria an.
In Klagenfurt setzte Gemicibasi seinen Reifeprozess fort – doch er bleibt ehrgeizig, hat viel vor: „Meine Entwicklung ist längst noch nicht abgeschlossen, da ist sicher noch viel Potenzial, das ich ausschöpfen muss und werde. Mein Ziel ist es, das Beste aus mir herauszuholen. Dafür werde ich hart arbeiten.“
Das fällt dem Mittelfeld-Antreiber leicht, weil er großen Spaß hat. „Der Charakter der Mannschaft ist außergewöhnlich. Ganz klar, das habe ich in dieser Form zuvor noch nicht erlebt. Einer ist für den anderen da, jeder marschiert, der Teamgeist ist unglaublich stark ausgeprägt. Daher konnten wir auch die vielen Verletzungen und Sperren so gut wegstecken.“
Voller Spannung und Vorfreude blickt Gemicibasi dem violetten Duell am Sonntag (14.30 Uhr) im Wörthersee-Stadion mit Austria Wien entgegen. Dann will er mit seinen Kollegen an die bisher gezeigten Leistungen anknüpfen: „Wir müssen unangenehm und aggressiv sein, defensiv kompakt stehen, den Gegner gar nicht ins Spiel kommen lassen und selbst mutig nach vorn spielen. Wenn uns das gelingt, haben wir gute Chancen, auch gegen Austria Wien zu bestehen.“