„Aus­tria wird erst­mals pro­fi­ta­bel sein“

©  Austria Klagenfurt/Walter

Es liegen ereignisreiche Monate hinter Peer Jaekel. Der Geschäftsführer der Austria Klagenfurt erlebte nicht nur eine sportliche Berg- und Talfahrt im bisherigen Verlauf der Saison 2024/25 in der ADMIRAL Bundesliga, es galt auch eine Reihe von Herausforderungen abseits des Rasens zu bewältigen. Im Interview gewährt der 42-Jährige einen Einblick in die aktuelle Lage des Kärntner Traditionsklubs und hat eine erfreuliche Nachricht zu verkünden: Der Verein wird das laufende Geschäftsjahr erstmals mit einem Gewinn abschließen und sich selbst tragen.

Herr Jae­kel, die Aus­tria Kla­gen­furt konn­te den Kon­zern­ab­schluss für das Geschäfts­jahr 2023/24 nicht frist­ge­recht bei der ÖFBL ein­rei­chen. Wie ist der aktu­el­le Stand?

Peer Jae­kel: Wir haben unse­re Haus­auf­ga­ben gemacht und sämt­li­che Unter­la­gen inklu­si­ve Tes­tat an die Bun­des­li­ga über­mit­telt. Der Stich­tag der Abga­be war der 15. Okto­ber und wir sind seit­her dazu in einem offe­nen Dia­log mit der ÖFBL. Hier haben wir auf unse­re Pro­blem­stel­lung hin­ge­wie­sen. Ich erwar­te nicht, dass Gna­de vor Recht ergeht, ver­traue aber dar­auf, dass eine Ver­hält­nis­mä­ßig­keit gege­ben sein wird und hof­fe dem­entspre­chend auf eine mil­de Stra­fe.

Die Finanz­kenn­zah­len wer­den zeit­nah bekannt­ge­ge­ben. Kön­nen Sie schon einen Ein­blick gewäh­ren?

Die wirt­schaft­li­che Situa­ti­on ist auf­grund der zurück­lie­gen­den Jah­re nach wie vor her­aus­for­dernd und es ist kein Geheim­nis, dass bis­her jedes Bun­des­li­ga-Jahr defi­zi­tär war. Das gilt auch für die Sai­son 2023/24. Aber wir befin­den uns durch die Kon­so­li­die­rung, die wir im ver­gan­ge­nen Som­mer ein­ge­lei­tet haben, voll auf Kurs, das lau­fen­de Geschäfts­jahr erst­ma­lig pro­fi­ta­bel abzu­schlie­ßen. Und das ist bei allen Pro­ble­men, die wir zu lösen haben, eine sehr gute Nach­richt, die uns posi­tiv in die Zukunft bli­cken lässt.

Das klingt nach einer schwar­zen Null. Oder womit ist zu rech­nen? 

Wie hoch der Gewinn unterm Strich aus­fal­len wird, hängt sicher­lich davon ab, was in den nächs­ten Wochen und Mona­ten umge­setzt wer­den kann. Es ist bekannt, dass wir inten­siv auf der Suche nach einem Haupt­spon­sor sind, hier befin­den wir uns in guten Gesprä­chen. Dar­über hin­aus arbei­ten wir fort­lau­fend dar­an, wei­te­re Erlös­strän­ge zu erschlie­ßen oder wei­ter aus­zu­bau­en. Natür­lich wür­de es uns hel­fen, wenn unse­re Spie­ler sich so ent­wi­ckeln, dass die Aus­tria ein Sprung­brett für sie ist und Trans­fer­er­lö­se erzielt wer­den, sich neue Spon­so­ren anschlie­ßen, mehr Zuschau­er zu den Heim­spie­len ins Sta­di­on kom­men und unse­re Fan­ar­ti­kel erwer­ben. Da fließt dann jeder Euro in die Pro­fi­ta­bi­li­tät und somit in die Sta­bi­li­tät der Aus­tria.

Was sind mit­tel- und lang­fris­tig die nächs­ten Zie­le in der Arbeit neben dem Fuß­ball­platz?

Wir müs­sen zuse­hen, dass das kei­ne ein­ma­li­ge Geschich­te ist, wir müs­sen Nach­hal­tig­keit in den finan­zi­el­len Bereich brin­gen, wie es in den ver­gan­ge­nen Jah­ren im sport­li­chen Bereich schon gelun­gen ist. Das ist her­aus­for­dernd, da ist der Stand­ort Kärn­ten nicht ganz ein­fach, aber wir haben ja bereits gro­ße Ent­wick­lungs­schrit­te gemacht. Des­halb bin ich sehr opti­mis­tisch, dass wir dau­er­haft in Kla­gen­furt einen Bun­des­li­gis­ten haben wer­den, der sich selbst tra­gen kann.

Seit 2019 steht der Aus­tria mit der SEH Sports & Enter­tain­ment Hol­ding ein Haupt­ge­sell­schaf­ter zur Sei­te. Wie sieht die Rol­len­ver­tei­lung aus?

Es ist essen­zi­ell wich­tig, dass der Ver­ein eigen­stän­dig ope­rie­ren kann, mög­lichst kurz­fris­tig auf eige­nen Füßen steht. Nur so kann man gesun­den und die Aus­tria stra­te­gisch nach vorn gerich­tet für die Zukunft auf­stel­len. Es ist lei­der noch immer der Irr­glau­be weit ver­brei­tet, dass ein Gesell­schaf­ter wie ein Gön­ner oder ein Spon­sor zu betrach­ten ist. Dann heißt es immer: Wenn Geld fehlt, soll der Gesell­schaf­ter das halt aus­glei­chen. So ein­fach ist es aber nicht, mit die­sem Irr­lau­ben müs­sen wir drin­gend auf­räu­men. Der Ver­ein muss es nach einer signi­fi­kan­ten Anschub­fi­nan­zie­rung durch die SEH in den zurück­lie­gen­den fünf Jah­ren aus eige­ner Kraft schaf­fen.

Wie soll das gesche­hen, mal abge­se­hen von der Spon­so­ren­ak­qui­se und Maß­nah­men, um mehr Fans für den Ver­ein zu begeis­tern?     

Wir wer­den wei­ter­hin ver­su­chen, Top-Talen­te in Kla­gen­furt zu ent­wi­ckeln, im bes­ten Fall aus der eige­nen Aka­de­mie her­vor­ge­bracht wie Jan­nik Robatsch oder Matteo Kitz, aber auch durch Ver­pflich­tun­gen oder Lei­hen. Dann müs­sen wir uns dar­auf ein­stel­len, dass die bes­ten Spie­ler den Ver­ein recht schnell wie­der ver­las­sen, wie zum Bei­spiel Andy Irving in Rich­tung West Ham United. Es ist unse­re Auf­ga­be, nach­zu­le­gen und die nächs­ten Bur­schen zu fin­den, die die­sen Weg gehen kön­nen. Das ist die Sto­ry­line der Aus­tria Kla­gen­furt.