Die Rückkehr in violetten Farben

Serie: Rück­kehr in den Pro­fi­fuß­ball

©  Josef Kuess

Endlich war es geschafft! 2015 kehrte die Austria Klagenfurt in den österreichischen Profifußball zurück. Nach dem souveränen Meistertitel in der Regionalliga Mitte konnte das Team in einer spektakulären Relegation gegen Parndorf bestehen. Tausende Fans feierten den Aufstieg auf dem Rasen des Wörthersee-Stadions.

So vie­le Jah­re hat­te man auf die­sen Moment gewar­tet. Jetzt war das Glück zum Grei­fen nahe. In der Sai­son 2014/15 konn­te die Aus­tria die Wün­sche ihrer Fans erfül­len. Mit dem ehe­ma­li­gen Bay­ern-Pro­fi Man­fred Ben­der auf der Trai­ner­bank ging es in das neue Spiel­jahr. Dabei hat­te es wenig ver­hei­ßungs­voll begon­nen: 2:2 zu Hau­se gegen St. Flo­ri­an. Doch mit dem 2:1‑Auswärtserfolg bei den Sturm-Ama­teu­ren (wo man zuvor nie gepunk­tet hat­te) ging ein Ruck durch die Mann­schaft. „Der Sieg war ein Schlüs­sel für den wei­te­ren Ver­lauf der Meis­ter­schaft“, erin­nert sich Ben­der, zwei­fa­cher Deut­scher Meis­ter mit den Münch­nern.

Ab der sieb­ten Run­de über­nahm die Aus­tria end­gül­tig die Tabel­len­füh­rung der Regio­nal­li­ga. Vor allem der 4:0‑Derbysieg beim SAK ließ die vio­let­te Anhän­ger­schaft träu­men. „Die Num­mer eins der Stadt sind wir“, wur­de auf dem Sport­platz in Welz­en­egg skan­diert. Spie­ler wie Tor­jä­ger Patrik Eler, Krea­tiv­geist Raj­ko Rep, Tor­hü­ter Filip Dmit­ro­vic, San­dro Zaka­ny, Chris­ti­an Praw­da oder Fabi­en Mie­sen­böck drück­ten der Mann­schaft damals den Stem­pel auf.

Auch in der Kabi­ne war ein neu­es Feu­er zu spü­ren. Zaka­ny ent­deck­te sei­ne Rol­le als Ein­peit­scher und ließ die Post­leit­zahl der Lan­des­haupt­stadt hoch­le­ben. Mit sei­nen unnach­ahm­li­chen „9020 — Allez – Allez – Allez“ schuf er einen Schlacht­ruf für die Mann­schaft, der bis heu­te gro­ßen Anklang fin­det. Ben­der: „Kla­gen­furt war ein gebrann­tes Kind nach den vie­len Jah­ren. Vor allem die öster­rei­chi­sche Frak­ti­on war sehr stolz, dass es wie­der auf­wärts geht. Mie­sen­böck und Zaka­ny sind ja her­um­ge­lau­fen wie die Köni­ge, als wir wie­der auf Platz eins stan­den.“

Mit dem star­ken Cha­rak­ter und der Kame­rad­schaft wur­den auch Rück­schlä­ge schnell weg­ge­steckt. Vor allem Zaka­ny konn­te den Rück­halt sehr gut gebrau­chen. Nach dem uner­war­te­ten Tod sei­ner Mama, die stets eine treue See­le der Aus­tria war, mel­de­te er sich Tage spä­ter mit einem Dop­pel­pack beim 4:0‑Sieg in St. Flo­ri­an zurück — und schau­te beim Jubel nach oben. Mit acht Punk­ten Vor­sprung ging es für die Aus­tria in die Win­ter­pau­se, auch in der Rol­le als Gejag­ter ließ man sich im Früh­jahr kaum aus der Ruhe brin­gen. Das so wich­ti­ge Heim-Der­by gegen den SAK wur­de erneut mit 4:0 gewon­nen.

Erst in der Schluss­pha­se wur­de es kri­tisch, als das Team beim Vor­letz­ten Vöck­la­markt über­ra­schend mit 1:2 unter­lag und auch bei Ver­fol­ger Vor­wärts Steyr ver­lor man durch einen Gegen­tref­fer in der Nach­spiel­zeit mit 1:2. Jetzt konn­te es noch ein­mal span­nend wer­den — doch mit dem 2:0‑Sieg bei Ver­fol­ger Blau Weiß Linz waren die Vio­let­ten prak­tisch durch. Zwei Run­den vor dem Sai­son­ende war der Meis­ter­ti­tel end­gül­tig in tro­cke­nen Tüchern, als die Aus­tria gegen Kals­dorf mit 3:0 gewin­nen konn­te. „Der Meis­ter­zug, der fährt…“, sang Zaka­ny mit der Mann­schaft in der Kabi­ne.

Doch gefei­ert wur­de nicht lang, denn weni­ge Tage spä­ter muss­te man in der Rele­ga­ti­on gegen den Vize­meis­ter der Regio­nal­li­ga Ost antre­ten. Es hieß somit: Aus­tria Kla­gen­furt gegen Parn­dorf. Nur einer der bei­den konn­te in die 2. Liga auf­stei­gen. In gro­ßer Schar fuh­ren die Aus­tria-Fans zum Hin­spiel ins Bur­gen­land. „Die Haute­vo­lee vom Wör­ther­see“, stand auf einem Rie­sen-Trans­pa­rent.

Doch die Ben­der-Bur­schen erwisch­ten kei­nen guten Start. Mit einem 0:1‑Rückstand ging es in die Pau­se. Es hät­ten noch mehr Gegen­tref­fer sein kön­nen, denn die Aus­tria hat­te die ers­te Halb­zeit völ­lig ver­schla­fen. Aus­ge­rech­net in die­sem so wich­ti­gen Spiel. Daher wur­de es in der Kabi­ne rich­tig laut. „Ich weiß noch, was ich in einem sehr lau­ten Ton gesagt habe: Wenn wir so wei­ter­spie­len, schmei­ßen wir ein Jahr Arbeit ein­fach so weg. Die­se Anspra­che hat dann gefruch­tet“, so Meis­ter-Trai­ner Ben­der.

Tat­säch­lich kam die Aus­tria wie ver­wan­delt aus der Kabi­ne. Nach einem Eck­ball von Eler erziel­te Rep per Vol­ley­ham­mer den Aus­gleich. Plötz­lich war Parn­dorf abge­mel­det. Die Aus­tria ließ noch eini­ge dicke Chan­cen aus und fing sich unglück­lich in der Nach­spiel­zeit einen zwei­ten Gegen­tref­fer ein. Mit dem 1:2 war man auf­grund der Aus­wärts­tor-Regel aber nicht schlecht bedient. „So kit­schig es klin­gen mag: Uns reicht ein Tor zum Auf­stieg“, sag­te Ben­der nach dem Spiel.

So kam es zum gro­ßen Ent­schei­dungs­spiel in Kla­gen­furt. Sym­bol­träch­tig wur­de die Anstoß­zeit mit 19:20 Uhr fest­ge­legt (in Anleh­nung an das Grün­dungs­jahr der Aus­tria). 5000 Fans fan­den sich im Wör­ther­see-Sta­di­on ein und peitsch­ten die Mann­schaft nach vor­ne. Und bald bro­del­te der Hexen­kes­sel: Denn nach einem Abwehr­feh­ler der Bur­gen­län­der erziel­te Eler in der 26. Minu­te das 1:0. Der Weg zum Auf­stieg war geeb­net. Doch es war noch ein wei­ter Weg, denn bei­de Teams schenk­ten sich in die­ser Par­tie kei­nen Zen­ti­me­ter. Dann der Schock in der 83. Minu­te — Elf­me­ter für Parn­dorf und plötz­lich stand es 1:1. Die Aus­tria wäre damit aus dem Ren­nen.

Doch aus­ge­rech­net Chris­ti­an Praw­da (der am Elfer-Foul betei­ligt war) mach­te nur zwei Minu­ten spä­ter alles wie­der gut und erziel­te per Kopf­ball das 2:1. Der Aus­tria-Kapi­tän, der sonst für das Tore-Ver­hin­dern zustän­dig war, wur­de selbst zum Tor­schüt­zen. Mit Sicher­heit der wich­tigs­te Tref­fer sei­ner Kar­rie­re. Dann ging es in die Ver­län­ge­rung — und jetzt gab es kein Hal­ten mehr, denn die Aus­tria konn­te sich durch Tore von Mar­co Dusak und Rep am Ende mit 4:1 durch­set­zen.

„We are the Cham­pi­ons“, hall­te es aus den Laut­spre­cher­bo­xen im Wör­ther­see-Sta­di­on und unzäh­li­ge Fans spran­gen vor Freu­de auf den Rasen. So vie­le Jah­re hat­te man auf die­sen Erfolg hin­ge­ar­bei­tet und gezit­tert. „Viel emo­tio­na­ler geht es wirk­lich nicht“, erin­nert sich Zaka­ny, der mitt­ler­wei­le als Team-Mana­ger für den Ver­ein tätig ist. Die Aus­tria war end­lich wie­der zurück!

Eine Serie von Chris­ti­an Rosen­zopf

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