Walter Ludescher und die Spieler bei der Meisterehrung bei Landeshauptmann Leopold Wagner
Walter Ludscher mit dem Meisterpokal 1982
Walter Ludscher beim Training am Kreuzbergl
Walter Ludescher war der erfolgreichste Austria-Trainer

Serie: Der große Erfolg des Professors

Nach sechs Jahren kehrte die Austria in den österreichischen Fußball-Himmel zurück: Mit Walter Ludescher holte man den Meisterteller und fixierte den Aufstieg in die Bundesliga. Zugleich war es die Entdeckung eines Fußballzauberers: Kassim Ramadhani kam nach Waidmannsdorf.

Seit dem Abstieg 1976 hatte sich die Austria vehement darum bemüht, in die Bundesliga zurückzukehren. Zu Beginn der 1980er-Jahre konnte man erstmals die Früchte der Aufbauarbeit ernten. Unter dem neuen Trainer - dem Schulprofessor Walter Ludescher, spielten die Violetten in der 2. Liga konstant vorne mit. Der damals 38-Jährige galt als Meister seines Fachs.

Als Spieler war ihm eine Karriere bei der Austria noch verwehrt geblieben, denn bereits mit 24 Jahren musste er aufgrund einer schweren Verletzung seine Karriere beenden. Dafür konnte er als Trainer früh durchstarten.

So wurde Ramadhani entdeckt

Auch die Mannschaft präsentierte sich zunehmend stärker. Mit Günter Golautschnig und Kassim Ramadhani konnte man zwei echte Rohdiamanten nach Waidmannsdorf holen. Ramadhani? Der Ballkünstler aus Tansania war zu dem Zeitpunkt noch völlig unbekannt. Ludescher erinnert sich: „Kassim wurde mir von einem Spielermanager im Frühjahr 1980 empfohlen, da war ich noch Trainer in St. Veit. Dort spielte bereits Kassims Bruder Sandy Manara. Und dann sagte mir der Manager: ‚Pass auf, der Sandy hat einen Bruder, der spielt noch besser als er.‘"

„Er hat einfach alles gekonnt"
Da Ludescher zur gleichen Zeit das Traineramt bei der Austria übernehmen durfte, kam Kassim Ramadhani ebenfalls zur Austria. Und die Vermutungen haben sich mehr als bestätigt. Die „Schwarze Perle“ dribbelte sich auf Anhieb in die Herzen der Austria-Fans. Bereits in seinem ersten Jahr konnte der Stürmer aus Tansania in der 2. Liga aufdrehen. Ludescher: „Er war einer der ersten dunkelhäutigen Spieler bei uns, hatte ein Ballgefühl, das für uns einfach unerreichbar ist. Er hat wirklich alles gekonnt."

Mit dem Vizemeister-Titel in der Saison 1980/81 hatte man bei der Austria endlich wieder Lunte gerochen. Violett musste nur Wacker Innsbruck den Vortritt lassen. Das Ziel Bundesliga schien wieder in greifbarer Nähe.

Ultimatum an Ludescher
Trotzdem hätte Ludescher nach der Saison beinahe das Feld räumen müssen: „Der Vorstand teilte mir mit, dass ich in der neuen Saison ein Ultimatum von sechs Spielen bekomme. Es hieß: Wenn das nichts wird, dann wird ein neuer Trainer gesucht." Es kam - zum Glück ganz anders: Die Austria war von Anfang an das tonangebende Team und ließ sich diesmal die Butter nicht mehr vom Brot nehmen. Auch weil man mit Günter Golautschnig einen echten Bomber verpflichtet hatte. So durfte Klagenfurt im Sommer 1982 endlich wieder in die Bundesliga zurückkehren. Und die Euphorie war grenzenlos.

Mit einem 4:2 im Derby gegen St. Veit, dem Ex-Klub von Ludescher, wurde die Meistersaison in würdiger Weise beendet. Danach durfte man den Pokal in den Waidmannsdorfer Himmel stemmen und die Gratulationen von Landeshauptmann Leopold Wagner entgegennehmen.
Ludescher wurde fortan als "Trainer-Professor" geadelt. "Vorher war der Titel eher negativ behaftet. Man sagte: Was will der Lehrer auf der Trainerbank? Aber dann habe ich die Bezeichnung als Professor als Anerkennung empfunden - auch im Fußball."

„Konnte mich auf die Spieler verlassen"
Es waren aber nicht nur Spieler wie Ramadhani und Golautschnig, die die Austria so stark machten, es war der unbändige Teamgeist. Ludescher: „Ich konnte mich auf die Spieler absolut auf sie verlassen. Früher waren zwar alle berufstätig. Aber ich wusste, meine Spieler werden am Abend immer alles abrufen, was möglich ist. Es waren lauter gestandene Männer, die auch in ihren Berufen ihren Mann gestellt haben. Vor allem sind sie dem Verein immer treu geblieben. Das ist heutzutage leider nur noch selten.“

Auch die Fans standen bedingungslos hinter der Mannschaft: „Es war für jeden klar: Sobald das Wochenende beginnt, geht es auf den Fußballplatz. Da hat es nichts anderes gegeben. So waren in der Bundesliga oft 10.000 Fans im Stadion. Sobald man aus dem Spielertunnel herausgegangen ist, hat man schon eine Gänsehaut bekommen."

Es folgten fünf unvergessene Bundesliga-Jahre unter Walter Ludescher, ehe ihn der Ruf von Sturm Graz ereilte. Der Professor war damit der erfolgreichste und längstdienende Trainer der Austria in der höchsten Spielklasse.

Eine Serie von Christian Rosenzopf

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