Die AUSTRIA nach dem Weltkrieg

Serie: Der Ver­ein steht wie­der auf

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Die violette Zeitreise geht weiter und widmet sich der zweiten Geburtsstunde des Vereins. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Austria im April 1946 wieder gegründet. Mit spärlichen Mitteln musste der Klub in Krisenzeiten aufgebaut werden.

Kärn­ten im Jahr 1945. Es ist die Stun­de null. Nach dem Ende des Zwei­ten Welt­kriegs muss der Fuß­ball im gan­zen Land neu auf­ge­baut wer­den. Doch inmit­ten der zer­bomb­ten Städ­te und der Hun­gers­not erweist sich gera­de der Fuß­ball als gro­ßer Hoff­nungs­trä­ger für vie­le Men­schen. Auf den Wie­sen jagt die Jugend dem Leder hin­ter­her.

Auch die ers­ten offi­zi­el­len Fuß­ball­spie­le wer­den wie­der aus­ge­tra­gen. Zwar noch mit unge­nü­gen­der Aus­rüs­tung, aber das tat der Begeis­te­rung kei­nen Abbruch. Gespielt wur­de zunächst haupt­säch­lich gegen bri­ti­sche Mili­tär­teams, die zu der Zeit noch das Land kon­trol­liert hat­ten. Die­se unge­wöhn­li­che Begeg­nung hat­te aber ihr Gutes.

Dosen­fleisch als Beloh­nung

„In den Rei­hen der Besat­zungs­trup­pen stan­den her­vor­ra­gen­de Spie­ler. Da konn­ten wir eini­ges ler­nen. Und es fiel für uns eini­ges an Lebens­mit­teln ab, wie Dosen­fleisch und Milch­pul­ver“, so Wal­ter Rath, der in den 1940er- und 1950er-Jah­ren für die Aus­tria gespielt hat­te und spä­ter auch Trai­ner war.(Auszug aus dem Buch „Fuß­ball in Kärn­ten“)

Dr. Wal­ter Jobst, vor dem Krieg Obmann der Aus­tria, wur­de von den eng­li­schen Besat­zungs­be­hör­den mit den Vor­be­rei­tun­gen für die Neu­grün­dung des Kärnt­ner Fuß­ball­ver­ban­des im Herbst 1945 betraut.

Die Aus­tria selbst wur­de im April 1946 wie­der aus der Tau­fe geho­ben. Der poli­ti­sche Ein­fluss mach­te es damals mög­lich. Ers­ter Prä­si­dent des Ver­eins war Lan­des­haupt­mann-Stell­ver­tre­ter Hans Hen­ke. Als zwei­ter star­ker Mann im Ver­ein fun­gier­te der spä­te­re Lan­des­haupt­mann Hans Sima. Obmann wur­de der Gewerk­schaf­ter Otto Kat­zi­an.

Sogleich wur­de im Früh­jahr 1946 die ers­te Meis­ter­schaft gestar­tet. Die obers­te Spiel­klas­se in Kärn­ten bestand zunächst nur aus vier Teams: Dem ASK, KAC, VSV und der Aus­tria Kla­gen­furt.

Spie­ler reis­ten auf Sitz­bän­ken im Las­ter

Die Anrei­sen zu den Spie­len gestal­te­ten sich für die meis­ten Klubs in Kärn­ten jedoch schwie­rig. Züge waren kaum unter­wegs, daher muss­te man größ­ten­teils mit Last­au­tos aus­kom­men. Auf deren Lade­flä­chen hat­te man meh­re­re Bän­ke zum Sit­zen für die Spie­ler mon­tiert.

Aus­tria stand ohne Sta­di­on da

Der Wie­der­auf­bau war für die Aus­tria­ner zu die­ser Zeit ohne­dies kaum zu meis­tern. Das Sta­di­on in der Rosen­ta­ler­stra­ße (heu­te Mes­se­platz) war für den zivi­len Fuß­ball gesperrt und wur­de von den Bri­ten genutzt. Die Tri­bü­ne des Sta­di­ons war zudem durch einen Bom­ben­tref­fer im Zwei­ten Welt­krieg in Mit­lei­den­schaft gezo­gen wor­den.

Die Aus­tria spiel­te daher auf der soge­nann­ten „Hof­mann-Wiesn“ in der Rosen­ta­ler­stra­ße. Auch sonst man­gel­te es an allem. „Es fehl­ten alle not­wen­di­gen Sport­ar­ti­kel. Die Auf­bau­ar­beit wur­de ohne Fuß­ball­schu­he und ohne Dres­sen begon­nen — wir waren jedoch mit dem unbän­di­gen Wil­len aus­ge­rüs­tet, wie­der eine Aus­tria auf­er­ste­hen zu las­sen“, schreibt der spä­te­re Sek­ti­ons­lei­ter Hans Tho­ma­s­chitz.

Gro­ßer Auf­wand für neue Fuß­ball­schu­he

Heu­te kaum vor­stell­bar, wel­che Kom­pli­ka­tio­nen allei­ne mit der Beschaf­fung eines Paars Fuß­ball­schu­he ver­bun­den waren. Es muss­te ein Bezugs­schein erwor­ben, das Leder beschafft und dann auch noch ein Schus­ter auf­ge­fun­den wer­den, der groß­zü­gig genug war, um Fuß­ball­schu­he für Geld und gutes Zure­den her­zu­stel­len.

In den ers­ten drei Jah­ren nach dem Wie­der­auf­bau gelang es der Aus­tria auch nicht, an ihre Seri­en­er­fol­ge vor der NS-Herr­schaft anzu­schlie­ßen. Ein tra­gi­scher Grund dafür: Das Feh­len von ver­dien­ten Spie­lern, die im Krieg ihr Leben hat­ten las­sen müs­sen.

Der VSV gewann schließ­lich die ers­te ver­kürz­te Meis­ter­schaft (1946), danach hol­ten sich der ASK (1947) und der KAC (1948) die Landestitel.Dennoch gab es viel Grund zur Freu­de: Denn die Aus­tria war wie­der am Leben.

Eine Serie von Chris­ti­an Rosen­zopf und Fabi­an Schu­mi

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