1965

Serie: Die Austria bester „Provinzklub“

Es war eines der besten Jahre in der 100-jährigen Vereinsgeschichte: 1965/66 konnte die Austria mit Platz fünf in der höchsten Liga Österreichs überraschen. Im Wörthersee-Stadion spielte sich die Post ab.

So viel vorweg: Diese Traumsaison hätten sich nicht einmal die größten Optimisten im Lager der Violetten zugetraut. „Wir sind Abstiegskandidaten“, das sagte sogar Austria-Spitzenfunktionär Franz Kottek vor dem Start der Saison 1965/66. Man hatte offenbar große Sorge, dass das zweite Jahr im Oberhaus erneut mit einem Abstieg enden würde - wie schon die erste Saison 1962/63.

Auch der legendäre Sportreporter Edi Finger („I wer narrisch") meinte, es wäre eine Sensation, wenn die Austria die Liga halten würde. Doch es kam alles ganz anders. Mit dem ersten Sieg im August 1965 über die große Vienna (dem ältesten Fußballklub Österreichs) ging es so richtig los. Die Klagenfurter konnten sich mit 6:3 durchsetzen. Experten und Fans im ganzen Land waren erstaunt über die aufmüpfige Truppe aus Waidmannsdorf, die vom unvergesslichen „Peitschenknaller“ Gerdi Springer dirigiert wurde.

Es kam zu einer unglaublichen Fußball-Euphorie in der Landeshauptstadt, die Fans stürmten bei den ersten Partien regelrecht die Tribünen-Beim 2:0 gegen Wacker Innsbruck am 7. November 1965 quetschten sich sogar 10.000 Besucher in das kleine Wörthersee-Stadion.

Der Zuschauerschnitt der ganzen Saison: 7700 Besucher pro Heimspiel. Diese Traumquote wurde in der Klagenfurter Fußballgeschichte überhaupt nur noch einmal übertroffen. In der Saison 2002/03, als der FC Kärnten in der Bundesliga, im Cup und Europapokal auftrumpfte.

Es war also etwas Einmaliges, was damals im Jahr 1965/66 geschaffen wurde. Hauptverantwortlich dafür: Eine fulminante Schlussserie. Die letzten sieben Spiele wurden alle gewonnen. Darunter ein 3:1-Heimsieg gegen die haushoch favorisierte Wiener Austria, der von 10.000 Fans im restlos ausverkauften Stadion bejubelt wurde.

Klagenfurt holte am Ende den fünften Platz und war damit der beste Bundesländerklub. Oder, wie es viele Wiener Fußballfans zu sagen pflegten: Der beste Klub aus der Provinz. Nur Meister Admira, Rapid, Austria Wien und der Wiener Sportklub konnten noch mehr Punkte sammeln. Keine schlechte Bilanz für eine Mannschaft, die vor der Saison noch „Abstiegskandidat“ war.

Danach wurde die Mannschaft von Landeshauptmann Hans Sima geehrt (der Originalpokal von 1966 wurde von den Autoren dieser Serie gesichert). Zugleich war es die Geburtsstunde einer Tormannlegende: Der damals noch blutjunge Friedl Koncilia konnte erstmals im Kasten der Austria Klagenfurt auf sich aufmerksam machen. Als vierter Tormann hatte er die Saison begonnen, doch schon seine ersten Einsätze zeigten: Aus ihm wird noch ein ganz Großer. Über seine Laufbahn und seine Entdecker berichten wir in der nächsten Ausgabe unserer Serie.

Eine Serie von Christian Rosenzopf und Fabian Schumi

Haben auch Sie spannende Anekdoten oder „Fundstücke“ aus 100 Jahren Austria für unsere Autoren? Dann helfen Sie doch dabei, Geschichte zu dokumentieren und für kommende Generationen festzuhalten. Schreiben Sie bitte an: christian.rosenzopf@skaustriaklagenfurt.at

HIER finden Sie alle bisherigen Teile der Serie.

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