Serie: Die Frau mit dem violetten Herz

Eine violette Armbanduhr, eine violette Schürze und eine lautstarke Stimme - für die Austria! Das ist Anna Krainz. Die legendäre Platz- und Zeugwartin hat nie ein Tor geschossen, ist aber eines der bekanntesten Gesichter des Vereins. Seit mehr als 40 Jahren rackert und schreit sie sich für ihre Burschen die Seele aus dem Leib. Nicht einmal eine Lungen-OP konnte sie davon abhalten.

Hinter jedem erfolgreichen Fußballklub steht eine starke Frau. Bereits in den späten 1970er-Jahren mähte Anna Krainz für die Austria den Rasen, da sie beim Stadtgartenamt beschäftigt war. „Sigi Krassnig war damals der Platzmeister, er hat mich immer bei den Spielen gesehen und er wusste, dass ich gleich gegenüber vom Stadion wohne, nur 50 Meter Luftlinie entfernt."

Es kam, wie es kommen musste. „Im März 1980 hat mich der damalige Stadtrat gefragt, ob ich die neue Platzmeisterin werden will. Da hab‘ ich gesagt: Ja, sicher! Dann durfte ich offiziell zuschauen kommen und musste nicht mehr über den Zaun spionieren." Mittlerweile ist das Ja-Wort für die Austria mehr als 40 Jahre her und Anna Krainz brennt immer noch für ihre Violetten wie am ersten Tag. Eine Liebe - mit allen Höhen und Tiefen.

Kaum hab‘ ich als Platzmeisterin begonnen, sind wir schon in die Bundesliga aufgestiegen. Da waren die Kabinen im Süden des alten Stadions und die Mannschaften sind über eine Unterführung in das Stadion einmarschiert. Das waren Zeiten. Dann kam der Fall bis runter in die Kärntner Liga. Was hab‘ ich da mitgelitten."

Und Anna Krainz war immer dabei. „Überall auf den Sportplätzen haben sie mich angeredet: Du mit deiner Austria. Da hab‘ ich immer streiten und diskutieren müssen. Aber irgendeine Entschuldigung hab‘ ich immer bereit gehabt. Irgendwas ist mir immer eingefallen." Zu überhören ist sie ohnedies nie. Egal, ob am Trainingsplatz oder im Stadion. „Jetzt, wo ich auf die 80 zugehe, ist es nicht mehr so leicht, dass man mich auf der Tribüne gleich raushört, aber schreien tua ich immer noch, das ist klar."

Für viele ist sie auch einfach die Bürgermeisterin von Waidmannsdorf. Was sie sagt, das gilt.

Ein Blatt vor den Mund hat sie sowieso nie genommen - sogar Lothar Matthäus bekam von ihr bei einem Gastspiel in Klagenfurt die Leviten gelesen, aber dazu mehr im Rahmen der Serie. Ein weiteres Markenzeichen von Anna Krainz ist ihre Haarfarbe. „Eigentlich hab‘ ich schon vor über 20 Jahren graue Haare bekommen, aber dann kam die Taufe vom Enkerl. Dann hat mein Sohn gemeint: Mit weißen Haaren brauchst du nicht daherkommen. Mach die Haare einfach Kaschmir-Rot. Seitdem färbe ich sie mir immer selbst."

Wie viele Spiele sie in 40 Jahren verpasst hat? Das kann man tatsächlich an einer Hand abzählen. „Einmal ging's halt nicht, weil ich eine Lungen-OP hatte. Sobald ich aus der Narkose aufgewacht bin, hat der Arzt den Daumen hochgehalten und gesagt: 2:1 gewonnen. Dann war ich beruhigt." Und eines hat sich bis heute nicht geändert: „Wenn die Austria spielt, kann ich schon einen Tag vorher nicht schlafen. Ich hab‘ einfach vor jedem Spiel Bauchweh, da kannst machen, was willst."

Zu den Spielern hatte sie stets eine besondere Beziehung, denn viele Jahre war sie auch Zeugwartin der Mannschaft. „Ich war schon das Inventar der Mannschaft. Ich war bei jedem Training und jedem Match in der Kabine. Wir haben uns oft gegenseitig gehänselt - aber es hat immer gepasst. So manche Schweinerei hab‘ ich auch entdeckt, aber darüber reden wir heute nicht mehr", erzählt sie und lacht.

Noch heute wäscht Anna Krainz für den Nachwuchs die Dressen und ist immer da, wenn sie schnell gebraucht wird. „Solange ich irgendwo noch kriechen kann, werde ich weiterhin das Licht einschalten oder auf- und zusperren, wenn wieder jemand vor einer verschlossenen Türe steht."

Die Austria ist einfach ihr Leben. Ihr ganzer Stolz. „Mir war das auch egal, wie wir gerade geheißen haben. Egal, ob FCK oder weiß der Kuckuck. Für mich war das immer die Austria!"

Eine Serie von Christian Rosenzopf

Haben auch Sie spannende Anekdoten oder „Fundstücke“ aus 100 Jahren Austria für unsere Autoren? Dann helfen Sie doch dabei, Geschichte zu dokumentieren und für kommende Generationen festzuhalten. Schreiben Sie bitte an: christian.rosenzopf@skaustriaklagenfurt.at

HIER finden Sie alle bisherigen Teile der Serie

Zurück zur Übersicht
Unsere Partner & Sponsoren