Serie: Die Kärntner Talent-Schmiede

In der Jubiläums-Serie „100 Jahre, 100 Geschichte“ geht’s diesmal um den Nachwuchs des Vereins, der immer ein Aushängeschild war. Viele national bekannte Stars wurden einst in Waidmannsdorf ausgebildet. Einige schafften auch den Sprung in die deutsche Bundesliga wie Guido Burgstaller und Emanuel Pogatetz.

Einmal bei der Austria Klagenfurt zu spielen, das ist für viele Nachwuchskicker ein großer Traum. Denn der Verein hatte stets die besten Kicker aus dem Bundesland um sich geschart. Nachwuchstrainer wie der viel zu früh verstorbene Emil Filzwieser wurden zu Wegbereitern für eine Reihe an Bundesliga-Kickern.

Ab dem Jahr 2000 wurde die Nachwuchsarbeit stärker professionalisiert und die erste Fußball-Akademie gegründet. „Wir haben damals beim ÖFB in Wien das Ansuchen gestellt, dass wir etwas Neues aufbauen müssen. Wir wollten ein ganztägiges Angebot. Wir haben gesagt: Wir brauchen ein Vormittagstraining, ein gemeinsames Mittagessen, ein Nachmittagstraining“, erinnert sich Helmut König, der damalige Akademieleiter des FC Kärnten.

In Kooperation mit den Klagenfurter Schulen wurde ein feines Modell auf die Beine gestellt: So konnten Schule und Fußball unter einen Hut gebracht werden. König: „Dazu haben wir professionelle Trainer an Bord geholt.“

Die Arbeit trug bald Früchte: Der FC Kärnten konnte 2004/05 sogar den Bundestitel in der U17 holen, auch wenn die Wiener Austria mit Unterstützung von Milliardär Frank Stronach als haushoher Favorit gegolten hatte. Mehrmals schaffte man auch den Sprung unter die Top drei. König: „Wir hatten nicht die Infrastruktur wie andere Vereine in Österreich, aber wir haben mit Herz, Leidenschaft und viel Training einiges wettgemacht.“

König erinnert sich vor allem an die Karriere von Guido Burgstaller. „Er kam mit 15 von Gmünd nach Klagenfurt, damals hatten wir noch keine guten Rahmenbedingungen. Dann hat er schnell Heimweh bekommen. Seine Eltern meinten, er würde es nicht schaffen, er wollte heim, die Lehre machen und wieder bei Gmünd spielen. Aber ich habe gewusst, das bekommen wir hin. Er hatte schon viele Freunde in Klagenfurt gefunden. Auch die Trainer haben gewusst - den können wir nicht gehen lassen.“

Das Durchhaltevermögen lohnte sich: Burgstaller durchlief den Nachwuchs des FC Kärnten von der U15 bis zur U19. Im Frühjahr 2007 feierte er schließlich sein Debüt in der Kampfmannschaft des FC Kärnten in der 2 Liga. Dann ging es für ihn weiter über Rapid, Nürnberg, Schalke bis zum FC St. Pauli, für den er aktuell sehr erfolgreich spielt.

In Summe konnte der Verein rund 70 Spieler in die ersten beiden Spielklassen in Österreich bringen. König: „In jedem Jahrgang hatten wir drei bis vier Nationalspieler.“ Neben Burgstaller können auch Stefan Hierländer, Michael Sollbauer, Marcel Ritzmaier, Manuel Weber, Sandro Zakany, Christian Dobnik, Harald Pichler, Manuel Wallner, Christian Prawda, Mihret Topcagic und Marc Sand genannt werden.

König: „Ein Vorteil war natürlich auch, dass die Spieler zunächst bei den Amateuren in der Regionalliga ihre ersten Erfahrungen im Erwachsenenbereich machen konnten. So konnten sie schrittweise in den Profifußball hineinwachsen. Von der Entwicklung unserer Spieler haben in weiterer Folge auch andere Vereine profitiert, die unsere Spieler übernommen haben.“

Auch selbst konnte man von der Entdeckung eines potenziellen Stars profitieren: Im Sommer 2000 wechselte ein 17-jähriger Verteidiger von der Akademie von Sturm Graz nach Klagenfurt. Sein Name: Emanuel Pogatetz. Der Abwehrspieler mit dem Wuschelkopf war damals noch völlig unbekannt. König: „Als seine Mama den Wörthersee sah, stimmte sie zu, dass ihr Sohn zu uns wechseln darf."

Und dann ging alles ganz schnell. Pogatetz durfte kurzerhand bei einem Testspiel des FC Kärnten in Krumpendorf ran. Das Team bereitete sich gerade auf die neue Saison in der 2. Liga vor. König: „Ein anderer Verteidiger hatte sich bei einem Aufbauspiel verletzt. Also fragte mich unser Manager Günter Hafner: Haben wir irgendwen? Ich sagte ihm, dass wir gerade einen Jungen von Sturm Graz geholt haben. Den könnte man sich ansehen. Also fuhr Pogatetz mit dem Fahrrad zum Spiel - und hat dort eine sehr gute Figur abgegeben neben den arrivierten Verteidigern."

Prompt wurde Pogatetz bei den Profis aufgenommen und hatte wesentlichen Anteil daran, dass die Kampfmannschaft in der kommenden Saison den Meistertitel, Cup und Supercup holen konnte. Pogatetz erhielt von der Bundesliga sogar die Auszeichnung zum „Benjamin zur Saison“. Im Sommer 2001 ging es für ihn auch schon weiter: Bayer Leverkusen legte eine Million Euro hin, um ihn vom FC Kärnten loszueisen. Es war der teuerste Verkauf der damaligen Zeit. So schnell kann es gehen in der Fußballwelt.

Eine Serie von Christian Rosenzopf

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