Lothar Matthäus mit Präsident Stefan Wetzl
Lothar Matthäus am Klagenfurter Rasen
Lothar Matthäus mit Stadtrat Dieter Jandl
Jürgen Klinsmann
Lothar Matthäus in Velden
Lothar Matthäus im Stadion
Jürgen Klinsmann und Präsident Wetzl

Serie: Matthäus bekommt sein Fett ab

Zeitreise in das Jahr 1992: Wieder kommt es zu einem Topspiel in Waidmannsdorf. Die Austria Klagenfurt gegen Europapokal-Sieger Inter Mailand. Lothar Matthäus war Liebling der Autogrammjäger, bekam dennoch sein Fett ab. Die Platzwartin der Austria nahm sich den deutschen Weltmeister gehörig zur Brust.

Es war das Duell der Gegensätze am 19. März: Die Austria kämpfte gerade gegen den Abstieg in die Kärntner Liga, Inter Mailand kam als frischgebackener Gewinner des UEFA-Cups (heute: Europa League) und Vizemeister der italienischen Serie A an den Wörthersee.

Entsprechend groß war der Medienrummel, als der Flieger mit den Fußballstars an Bord am Klagenfurter Flughafen landete. Mit dabei: Die deutschen Legenden Lothar Matthäus, Jürgen Klinsmann und Andreas Brehme, die zwei Jahre zuvor den WM-Titel geholt hatten.

„Wir können auch gerne österreichisch sprechen“, sagte Matthäus bei der Begrüßung durch Sport-Stadtrat Dieter Jandl und Austria-Präsident Stefan Wetzl. Und er ließ sich prompt zu einer PR-Aktion überreden. Die Austria-Verantwortlichen baten ihn, gemeinsam mit Klinsmann und Brehme in der Villacher Straße für ein Werbefoto zu posieren. Wetzl führte dort eine Niederlassung eines italienischen Sportartikelherstellers, der damals Ausrüster der Austria war. Matthäus willigte ein und fädelte den Fototermin kurzerhand bei den Inter-Verantwortlichen ein.

Tatsächlich fuhr der Reisebus mit der Inter-Mannschaft kurze Zeit später in der Villacher Straße vor. Ob die Starkicker auch wussten, dass Wetzl nebenan einen Nachtclub betrieb, ist nicht bekannt.

Begleitet von einer Polizeieskorte ging es dann weiter zum Casinohotel Velden, wo der damalige Klagenfurter Bürgermeister Leopold Guggenberger die prominenten Gäste erwartete. Auch am Casinoplatz war Lothar Matthäus ein gefragter Mann. Geduldig beantwortete er die Fragen der Kärntner Sportreporter und schrieb Autogramme für Passanten und Fans.

Weniger Sympathien erntete der deutsche Weltmeister offenbar bei Austria Platzwartin Anna Krainz. Sie hatte von Präsident Wetzl einen Spezialauftrag erhalten und sollte die Inter-Kicker vor dem Spiel mit Kaffee versorgen. „Wetzl hatte gesagt: Die wollen teuren Kaffee und ein Stamperl Cognac. Also haben wir extra eine Kaffeemaschine gekauft. Dann fragten mich die Spieler, was ich in ihrer Kabine suche. Ich sagte: ‚Ich mache euch Kaffee.‘ Der Matthäus hat nur gesagt: Jetzt nicht! Also wurde ich hinausgebeten“, erzählt Anna Krainz.

Da hatten die deutschen Spieler wohl noch nicht geahnt, mit wem sie es gerade zu tun hatten. „Später kamen die Spieler wieder und meinten, jetzt könnte ich den Kaffee machen. Dann habe ich zum Matthäus gesagt: ‚Weißt‘ was, jetzt kannst mich! Der Klinsmann und der Brehme haben nur gelacht und geklatscht. Am Ende habe ich den Cognac selbst getrunken.“

Lothar Matthäus hatte den Humor trotzdem nicht verloren. Rudi Perz, einer seiner Gegenspieler, erinnert sich: „Matthäus meinte, unser verregneter, tiefer Boden wäre schöner als der Rasen im Stadion San Siro. Und als ich ihn am Platz überspielt habe, sagte er: Junge, lauf nicht so schnell. Ich muss mich für das Wochenende schonen.“

Inter Mailand setzte sich am Ende im Wörthersee-Stadion mit 3:1 durch, den Ehrentreffer für die Violetten erzielte Hans Gröss. Wenige Monate später musste die Austria den bitteren Abstieg in die Kärntner Liga hinnehmen. Als Trost blieb die Erinnerung an tolle internationale Freundschaftsspiele gegen Real Madrid (1991) und Inter Mailand (1992).

Eine Serie von Christian Rosenzopf

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