Serie: Rückkehr in den Profifußball

Endlich war es geschafft! 2015 kehrte die Austria Klagenfurt in den österreichischen Profifußball zurück. Nach dem souveränen Meistertitel in der Regionalliga Mitte konnte das Team in einer spektakulären Relegation gegen Parndorf bestehen. Tausende Fans feierten den Aufstieg auf dem Rasen des Wörthersee-Stadions.

So viele Jahre hatte man auf diesen Moment gewartet. Jetzt war das Glück zum Greifen nahe. In der Saison 2014/15 konnte die Austria die Wünsche ihrer Fans erfüllen. Mit dem ehemaligen Bayern-Profi Manfred Bender auf der Trainerbank ging es in das neue Spieljahr. Dabei hatte es wenig verheißungsvoll begonnen: 2:2 zu Hause gegen St. Florian. Doch mit dem 2:1-Auswärtserfolg bei den Sturm-Amateuren (wo man zuvor nie gepunktet hatte) ging ein Ruck durch die Mannschaft. „Der Sieg war ein Schlüssel für den weiteren Verlauf der Meisterschaft“, erinnert sich Bender, zweifacher Deutscher Meister mit den Münchnern.

Ab der siebten Runde übernahm die Austria endgültig die Tabellenführung der Regionalliga. Vor allem der 4:0-Derbysieg beim SAK ließ die violette Anhängerschaft träumen. „Die Nummer eins der Stadt sind wir“, wurde auf dem Sportplatz in Welzenegg skandiert. Spieler wie Torjäger Patrik Eler, Kreativgeist Rajko Rep, Torhüter Filip Dmitrovic, Sandro Zakany, Christian Prawda oder Fabien Miesenböck drückten der Mannschaft damals den Stempel auf.

Auch in der Kabine war ein neues Feuer zu spüren. Zakany entdeckte seine Rolle als Einpeitscher und ließ die Postleitzahl der Landeshauptstadt hochleben. Mit seinen unnachahmlichen „9020 - Allez – Allez – Allez“ schuf er einen Schlachtruf für die Mannschaft, der bis heute großen Anklang findet. Bender: „Klagenfurt war ein gebranntes Kind nach den vielen Jahren. Vor allem die österreichische Fraktion war sehr stolz, dass es wieder aufwärts geht. Miesenböck und Zakany sind ja herumgelaufen wie die Könige, als wir wieder auf Platz eins standen.“

Mit dem starken Charakter und der Kameradschaft wurden auch Rückschläge schnell weggesteckt. Vor allem Zakany konnte den Rückhalt sehr gut gebrauchen. Nach dem unerwarteten Tod seiner Mama, die stets eine treue Seele der Austria war, meldete er sich Tage später mit einem Doppelpack beim 4:0-Sieg in St. Florian zurück - und schaute beim Jubel nach oben. Mit acht Punkten Vorsprung ging es für die Austria in die Winterpause, auch in der Rolle als Gejagter ließ man sich im Frühjahr kaum aus der Ruhe bringen. Das so wichtige Heim-Derby gegen den SAK wurde erneut mit 4:0 gewonnen.

Erst in der Schlussphase wurde es kritisch, als das Team beim Vorletzten Vöcklamarkt überraschend mit 1:2 unterlag und auch bei Verfolger Vorwärts Steyr verlor man durch einen Gegentreffer in der Nachspielzeit mit 1:2. Jetzt konnte es noch einmal spannend werden - doch mit dem 2:0-Sieg bei Verfolger Blau Weiß Linz waren die Violetten praktisch durch. Zwei Runden vor dem Saisonende war der Meistertitel endgültig in trockenen Tüchern, als die Austria gegen Kalsdorf mit 3:0 gewinnen konnte. „Der Meisterzug, der fährt...“, sang Zakany mit der Mannschaft in der Kabine.

Doch gefeiert wurde nicht lang, denn wenige Tage später musste man in der Relegation gegen den Vizemeister der Regionalliga Ost antreten. Es hieß somit: Austria Klagenfurt gegen Parndorf. Nur einer der beiden konnte in die 2. Liga aufsteigen. In großer Schar fuhren die Austria-Fans zum Hinspiel ins Burgenland. „Die Hautevolee vom Wörthersee“, stand auf einem Riesen-Transparent.

Doch die Bender-Burschen erwischten keinen guten Start. Mit einem 0:1-Rückstand ging es in die Pause. Es hätten noch mehr Gegentreffer sein können, denn die Austria hatte die erste Halbzeit völlig verschlafen. Ausgerechnet in diesem so wichtigen Spiel. Daher wurde es in der Kabine richtig laut. „Ich weiß noch, was ich in einem sehr lauten Ton gesagt habe: Wenn wir so weiterspielen, schmeißen wir ein Jahr Arbeit einfach so weg. Diese Ansprache hat dann gefruchtet“, so Meister-Trainer Bender.

Tatsächlich kam die Austria wie verwandelt aus der Kabine. Nach einem Eckball von Eler erzielte Rep per Volleyhammer den Ausgleich. Plötzlich war Parndorf abgemeldet. Die Austria ließ noch einige dicke Chancen aus und fing sich unglücklich in der Nachspielzeit einen zweiten Gegentreffer ein. Mit dem 1:2 war man aufgrund der Auswärtstor-Regel aber nicht schlecht bedient. „So kitschig es klingen mag: Uns reicht ein Tor zum Aufstieg“, sagte Bender nach dem Spiel.

So kam es zum großen Entscheidungsspiel in Klagenfurt. Symbolträchtig wurde die Anstoßzeit mit 19:20 Uhr festgelegt (in Anlehnung an das Gründungsjahr der Austria). 5000 Fans fanden sich im Wörthersee-Stadion ein und peitschten die Mannschaft nach vorne. Und bald brodelte der Hexenkessel: Denn nach einem Abwehrfehler der Burgenländer erzielte Eler in der 26. Minute das 1:0. Der Weg zum Aufstieg war geebnet. Doch es war noch ein weiter Weg, denn beide Teams schenkten sich in dieser Partie keinen Zentimeter. Dann der Schock in der 83. Minute - Elfmeter für Parndorf und plötzlich stand es 1:1. Die Austria wäre damit aus dem Rennen.

Doch ausgerechnet Christian Prawda (der am Elfer-Foul beteiligt war) machte nur zwei Minuten später alles wieder gut und erzielte per Kopfball das 2:1. Der Austria-Kapitän, der sonst für das Tore-Verhindern zuständig war, wurde selbst zum Torschützen. Mit Sicherheit der wichtigste Treffer seiner Karriere. Dann ging es in die Verlängerung - und jetzt gab es kein Halten mehr, denn die Austria konnte sich durch Tore von Marco Dusak und Rep am Ende mit 4:1 durchsetzen.

„We are the Champions“, hallte es aus den Lautsprecherboxen im Wörthersee-Stadion und unzählige Fans sprangen vor Freude auf den Rasen. So viele Jahre hatte man auf diesen Erfolg hingearbeitet und gezittert. „Viel emotionaler geht es wirklich nicht“, erinnert sich Zakany, der mittlerweile als Team-Manager für den Verein tätig ist. Die Austria war endlich wieder zurück!

Eine Serie von Christian Rosenzopf

Haben auch Sie spannende Anekdoten oder „Fundstücke“ aus 100 Jahren Austria für unsere Autoren? Dann helfen Sie doch dabei, Geschichte zu dokumentieren und für kommende Generationen festzuhalten. Schreiben Sie bitte an: christian.rosenzopf@skaustriaklagenfurt.at

Alle bisherigen Teile der Serie findet man hier: 100 Jahre, 100 Geschichten

Zurück zur Übersicht
Unsere Partner & Sponsoren