Edi Finger

Serie: TV-Legende als Austria-Goalie

Mit seinem „I wer narrisch“ wurde Edi Finger im Jahrhundertspiel von Cordoba zur Legende. Was viele nicht wissen: Der Reporter war ein Klagenfurter und in den 1930er Jahren „Goalie“ der Austria. Bei einem Spiel wurde er später als Reportertalent entdeckt.

Eduard „Edi“ Finger wurde 1924 als Sohn von Gottfried und Josefine Finger in Klagenfurt geboren. Eine harte Zeit für ihn und die Familie: Der Vater war Gelegenheitsarbeiter und bekam wenig Aufträge. Denn er galt als „politisch unzuverlässig“ in der Zeit des Zwischenkrieges. So musste die Mutter hauptsächlich die Familie ernähren. Finger war es gewohnt, in armen Verhältnissen zu leben, musste als Kind in der warmen Jahreszeit sogar bloßfüßig herumlaufen - denn die Schuhe mussten für den Winter geschont werden.

Bereits in seiner Jugendzeit spielte Fußball eine große Rolle im Leben von Edi Finger. Er selbst wollte als Torhüter Karriere machen und fungierte in den 1930er Jahren als „Goalie" bei Austria Klagenfurt. Unter anderem spielte er mit dem Vater von Friedl Koncilia in einer Jugendmannschaft.
„Wir liefen dem Fetznlaberl hinterher“

Anlässlich des 60-Jahr-Jubiläums des Kärntner Fußballverbandes im Jahr 1980 erinnerte sich Finger an diese Zeit: „Fußball war die Faszination meiner Bubenzeit. Ich wuchs in der Artilleriekaserne in der Völkermarkter Straße als Arbeiterkind auf. Wir liefen täglich bis zum Einbruch der Dunkelheit hinter dem Fetznlaberl her; sehr zum Leidwesen vieler Nachbarn, die uns wegen des Lärms zürnten. Natürlich waren die Kanonen der damaligen Zeit unsere Vorbilder. Von der Austria Cmelicek, Kollitsch, Pontasch, Hermann, Werginz, Rieder, Sereinig, Hegenbart, Meließnig, Kosteinschek, Fronek, Schimek usw., die in den dreißiger Jahren oft Landesmeister geworden war. (…) Besonders angetan waren wir von Pepi Rieder, dem Supertechniker, der 1934 nach Klagenfurt kam. Rieder spielte mit uns ,Bloßfüßigen’ Fußball, was eine besondere Ehre bedeutete.“

Später wechselte Finger zum KAC (die Austria wurde 1938 in der NS-Zeit aufgelöst), er schaffte es sogar in die Kärntner Auswahl und nahm an der Jugendmeisterschaft teil. Doch dann zwang ihn 1942 eine schwere Knieverletzung zur Aufgabe seines geliebten Sports. Beim Zusammenstoß mit einem gegnerischen Angreifer wurde das Kreuzband gerissen und das Seitenband überdehnt. Schon zuvor hatte Edi Finger seine Fühler zum Sportjournalismus ausgestreckt. Aufmerksam verfolgte er 1938 den damals bekannten Radioreporter Professor Willi Schwieger bei einer Live-Reportage am KAC-Platz. „Wie eine Klette heftete ich mich an die Fersen des berühmten Reporters, der mich gewähren ließ.“

Das Casting im Austria-Stadion
1946 schlug dann seine erste große Stunde als Radioreporter. Die Briten hatten die Sendergruppe Alpenland installiert und waren auf der Suche nach begabten jungen Sportreportern. Finger machte sich auf zum „Casting“ beim Stadion am Messeplatz - beim Spiel Austria gegen Annabichl. Doch er hatte große Konkurrenz: Arbeitslose Schauspieler, ältere Journalisten-Kollegen und Kriegsveteranen. Ausgerechnet der legendäre Gerdi Springer konnte ihn dazu aufmuntern, sein Glück zu versuchen. Und nach fünf Minuten Kommentar war klar: Der Finger wird’s. Doch noch keiner ahnte damals, welch große Legende aus ihm noch werden würde. Es war einfach zum „Narrisch wer’n“.

Eine Serie von Christian Rosenzopf und Fabian Schumi

Haben auch Sie spannende Anekdoten oder „Fundstücke“ aus 100 Jahren Austria für unsere Autoren? Dann helfen Sie doch dabei, Geschichte zu dokumentieren und für kommende Generationen festzuhalten.
Schreiben Sie bitte an: christian.rosenzopf@skaustriaklagenfurt.at


HIER finden Sie alle bisherigen Teile der Serie.

Zurück zur Übersicht
Unsere Partner & Sponsoren