Hasil und Co. in Klagenfurt

Serie: „Watschn-Affä­re“ um Jago­dic

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Alois Jagodic hat die Geschichte der Austria mitgeprägt. Nach seiner Rapid-Ära trug der Mittelfeld-Motor von 1972 bis 1977 das Trikot der Klagenfurter. Dabei sorgte er für einige Späßchen abseits des Platzes.

Alo­is Jago­dic und die Aus­tria Kla­gen­furt. Es war eine inten­si­ve Bezie­hung, mit allen Höhen und Tie­fen. Bereits in sei­nen Anfangs­jah­ren mach­te er von sich reden — damals noch als Gegen­spie­ler der Aus­tria.

„Watschn“ von Fred­dy Hohen­ber­ger So kam es zur „Watschn-Affä­re“ im Jah­re 1968, als die Aus­tria gegen den ASK zum Freund­schafts­spiel antrat. Der damals 22-jäh­ri­ge ASK-Kicker Jago­dic hat­te sich einen pro­mi­nen­ten Kon­tra­hen­ten am Waid­manns­dor­fer Rasen aus­ge­sucht: Fred­dy Hohen­ber­ger, damals unum­strit­te­ner Kapi­tän der Vio­let­ten.

„Ich kann mich erin­nern: Der Boden im Wör­ther­see-Sta­di­on war an die­sem Tag vol­ler Regen­pfüt­zen. Also bin ich ein­mal absicht­lich in eine Pfüt­ze gestie­gen, sodass Fred­die kom­plett nass wur­de. Ich habe dann dafür eine Watschn von ihm kas­siert“, erzählt Jago­dic. „Wir sind mit Fred­die aber trotz­dem sehr gute Freun­de gewe­sen”, betont der Loi­se.

Tat­säch­lich hat­te die „Watschn“-Affäre für ihn kei­ne nega­ti­ven Fol­gen: Denn drei Jah­re spä­ter, zur Sai­son 1972/73, hol­te der nun­meh­ri­ge Aus­tria-Trai­ner Hohen­ber­ger aus­ge­rech­net Jago­dic von Rapid nach Kla­gen­furt.

Der „gehei­me“ Trai­nings­platz Jago­dic war einer der Schlüs­sel­spie­ler, die die Aus­tria nach dem Auf­stieg in die Natio­nal­li­ga an Land zie­hen konn­te. Er hat­te soeben mit Rapid den öster­rei­chi­schen Cup-Sieg geholt — und traf in Kla­gen­furt auf nam­haf­te Team­kol­le­gen wie Franz Hasil, Lothar Emme­rich oder den Dänen Bent Jen­sen. „Es war wirk­lich eine Super­mann­schaft, daher woll­te ich unbe­dingt nach Hau­se kom­men. Wir haben uns auch abseits des Plat­zes sehr gut ver­stan­den.”

So kam es, dass sich eini­ge Aus­tria-Kicker in der Frei­zeit regel­mä­ßig ein Trai­nings­spiel­chen auf dem Fami­li­en-Anwe­sen von Jago­dic in Hör­ten­dorf lie­fer­ten. „Da ist die Post abge­gan­gen. Alle waren sehr ehr­gei­zig. Am schlimms­ten war Lothar Emme­rich, der konn­te ein­fach kein Spiel ver­lie­ren.”

Noch heu­te ste­hen die klei­nen Tore auf dem Rasen, wo sich die Aus­tria-Stars einst gematcht haben. „Vie­le Leu­te sind sogar mit den Autos auf der Haupt­stra­ße ste­hen geblie­ben und haben uns ange­feu­ert. Manch­mal haben wir auch gestrit­ten, aber dann hat mei­ne Frau für alle etwas gekocht, und wir haben uns wie­der ver­söhnt.“ Beson­ders begehrt waren die Pala­tschin­ken, eine Lieb­lings­spei­se von Alo­is Jago­dic. „Der Emme­rich war öfter bei uns zu Gast und hat dann immer mit­ge­ges­sen.“

Das Schnee­ball-Gefecht Dabei hat­te Jago­dic auch mit dem Stür­mer-Star aus Dort­mund sei­ne Spä­ße getrie­ben. „Ein­mal hat er mir einen Schnee­ball aufs Auto gewor­fen. Er hat es aber nicht zuge­ge­ben. Ich habe mir dann eines Tages beim Trai­ning sei­nen Auto­schlüs­sel geschnappt und sein Auto mit Schnee voll geschau­felt…” Was sich liebt, das neckt sich eben …

Ins­ge­samt kam Jago­dic in sei­ner Kar­rie­re auf 50 Bun­des­li­ga-Ein­sät­ze, das größ­te Spiel hat er aber wohl für das öster­rei­chi­sche Natio­nal­team ablie­fern dür­fen. Am 11. Juli 1971 stand er beim gro­ßen Abschieds­spiel von Pele im Sta­di­on von Sao Pao­lo vor 100.000 Fans in der Start­elf. Jago­dic: „Es war eine Abwehr­schlacht von uns, aber es war prak­tisch unmög­lich, einen Spie­ler wie Pele kalt­zu­stel­len.” Trotz­dem konn­te Öster­reichs Natio­nal­team damals sogar ein 1:1 errei­chen.

Bit­ter nur, dass sich Jago­dic aus­ge­rech­net bei einem 4:3‑Sieg der Aus­tria gegen sei­nen Ex-Klub Rapid am 14. Mai 1976 das Sei­ten­band riss und nach der Ver­let­zungs­pau­se kaum mehr Fuß fas­sen konn­te. Trotz­dem ist er den Vio­let­ten heu­te noch sehr ver­bun­den. „Ich fie­be­re sehr mit und schaue ab und zu beim Trai­ning vor­bei. Ich wür­de es der Aus­tria so sehr wün­schen, dass sie bald wie­der ganz oben spie­len kön­nen.”

Eine Serie von Chris­ti­an Rosen­zopf

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