Die AUSTRIA am Messeplatz

Serie: Das Duell um Kla­gen­furt

KAC vor Weltkrieg
KAC vor Weltkrieg © KK

Austria Klagenfurt gegen den KAC - dieses Match versetzte die ganze Stadt in Atem. Die Blau-Gelben gegen die Rot-Weißen. In unserer Jubiläumsserie werden die besten Anekdoten zum Stadtderby dokumentiert - vom "Fechtkampf" unter Zuschauern bis zum Spielabbruch.

Bereits in den spä­ten 1920er und in den 1930er Jah­ren duel­lier­ten sich die bei­den Klubs Jahr für Jahr um den Titel des Kärnt­ner Lan­des­meis­ters. Ins­ge­samt neun Mal konn­te die Aus­tria vor der Kriegs­zeit den Pokal holen, zwei­mal der KAC.Doch fast mehr als der Lan­des­ti­tel zähl­te eines: Wer ist die Num­mer 1 in Kla­gen­furt? Das Der­by der bei­den Klubs elek­tri­sier­te die gan­ze Stadt. Egal, ob in der Rosen­ta­ler­stra­ße (der Heim­stät­te der Aus­tria) oder in der Maga­zin­gas­se, wo sich noch heu­te der KAC-Platz befin­det: Die­ses Match woll­te sich kei­ner ent­ge­hen las­sen.Zwei Wel­ten in Kla­gen­furtBereits vor den Spie­len konn­te man in der Stadt das Knis­tern spü­ren. Kla­gen­furt war in zwei Wel­ten geteilt: Auf dem Neu­en Platz stand auf der Nord­sei­te ein Uhr­turm — es war der “Kult­platz” der Aus­tria­ner. Dort konn­te man ent­spannt mit den Spie­lern plau­dern, vie­le von ihnen waren damals arbeits­los — wie vie­le Anhän­ger auch.(ein Aus­zug aus dem Buch “Fuß­ball in Kärnten”)Auf der gegen­über­lie­gen­den Ecke, bei der Kra­mer­gas­se, traf sich der KAC-Anhang. Die Aus­tria­ner frei­lich mie­den das “KAC-Eck” wie die Pest. Von den Blau-Gel­ben wur­de es gar als Kum­mer­eck bezeich­net. Auch umge­kehrt war wenig Gegen­lie­be zu bemer­ken: Der Aus­tria-Treff­punkt war unter den Rot-Wei­ßen als “Kren­rei­ber­klau­se” ver­spot­tet.Kof­ferl­trä­ger beka­men frei­en Ein­trittAuch die Jugend wur­de von der Der­by-Stim­mung in den Bann gezo­gen. Doch ohne Taschen­geld konn­ten sich die Kin­der kei­ne Ein­tritts­kar­te leis­ten. Die Not mach­te erfin­de­risch: Die Buben boten sich den Spie­lern vor dem Ein­gang als Kof­ferl­trä­ger an. Denn stets waren die Gla­dia­to­ren mit klei­nen Kof­fern ange­rückt (meist waren es ein­fach Schuhschachteln).“Wie die Gei­er stürz­ten sich die Buben auf die Fuß­bal­ler. Der Glück­lichs­te, der die Uten­si­li­en des bestaun­ten Kickers bis zur Umklei­de­ka­bi­ne tra­gen durf­te. Er hat­te frei­en Ein­tritt und oben­drein das Gefühl, aus der Mas­se der Buben her­aus­zu­ra­gen. Ein Aus­er­wähl­ter. Von die­sem Glück zehr­te ein Bub dann lan­ge.” (heißt es im Buch: “Fuß­ball in Kärnten”)War der Schla­ger am KAC-Platz ange­setzt, dann gab es kla­re Regeln: Auf der Tri­bü­nen­sei­te der KAC-Anhang — und gegen­über auf der Steh­platz­ram­pe die Schar der Aus­tria­ner. Auch die Spie­le am Aus­tria-Platz hat­ten ihre eige­nen Geset­ze: Da kam es vor, dass der KAC bereits in sei­ner Sport­aus­rüs­tung in Taxen vor­fuhr. Das wur­de vom Aus­tria-Anhang als Pro­vo­ka­ti­on emp­fun­den.“Fecht­kampf” unter den Anhän­gernEnt­spre­chend hit­ze­ge­la­den ist es auf dem Feld zuge­gan­gen. Anhän­ger bei­der Klubs tra­fen sich auf der Mit­te des Spiel­fel­des zum “Fecht­kampf”. Der Regen­schirm muss­te dabei als Degen oder gar als Schlag­stock her­hal­ten. Am Ende gab es: Geknick­te Regen­schir­me und zer­ris­se­ne Kleider…Besonders tur­bu­lent ver­lief das Der­by am 6. Okto­ber 1929. Es muss­te beim Stand von 5:2 für die Aus­tria abge­bro­chen wer­den, als Zuschau­er anläss­lich eines Elf­me­ters gegen den KAC den Platz stürm­ten. Zunächst wur­de das Resul­tat beglau­bigt, doch im April 1930 wur­de auf Neu­aus­tra­gung ent­schie­den. Erneut konn­te die Aus­tria gewin­nen (3:2).Abgebrochen wur­de das Der­by auch ein Jahr spä­ter — am 26. Okto­ber 1930. Beim Stand von 3:1 für den KAC gab es in der 83. Minu­te Aus­schrei­tun­gen auf Sei­ten der Aus­tria. Denn man fühl­te sich durch den vom KAC gestell­ten Refe­ree benach­tei­ligt (der Ver­bands­schieds­rich­ter aus Graz war nicht erschie­nen). Die Neu­aus­tra­gung am 10. Mai 1931 konn­te die Aus­tria mit 3:0 für sich ent­schei­den. Die höchs­te Tref­fer­quo­te gab es übri­gens am 21. Juni 1931, als sich der KAC am Aus­tria-Platz mit 6:5 durch­set­zen konn­te.Zwei Tor­hü­ter im Schau­kampfAuch das “Der­by” der bei­den Tor­hü­ter such­te sei­nes­glei­chen. Auf der roten Sei­te: Hans Wag­ner. Und auf der blau-gel­ben Sei­te: “Pepe” Pod­schlepp. Zwei Tor­hü­ter im erbit­ter­ten Duell um die Num­mer eins in der Stadt — und im gan­zen Land.Im Volks­mund wur­de “Pepe” ein­fach “Hob eahm” genannt. Denn sei­ne Stim­me war im gan­zen Sta­di­on nicht zu über­hö­ren. Beson­ders bei Flan­ken war das “Hob eahm” ein Bekennt­nis sei­ner Selbst­si­cher­heit. Griff er ab und zu dane­ben, rie­fen die tau­sen­de Zuschau­er im Chor: “Hob eahm”.Pepe Pod­schlepp und KAC-Tor­mann Hans Wag­ner waren übri­gens auch beim Natio­nal­team gefragt. Bei einer Län­der­spiel­rei­se nach Ungarn konn­te sich “Pepe” Pod­schlepp im Jahr 1948 beson­ders in Sze­ne set­zen, wie KAC-Tor­hü­ter Wag­ner erzähl­te. “Wir waren auf der Rück­fahrt von Pecs. An der unga­ri­schen Gren­ze schien dann End­sta­ti­on zu sein, denn der Ver­bands­bus ver­lor Motor­öl en mas­se. Was hat der Pepe g’macht? Er ist wäh­rend der gesam­ten Heim­fahrt auf der Küh­ler­hau­be geses­sen und hat aus Kanis­tern liter­wei­se Öl nach­ge­füllt. Die Leis­tung eines Kumpels!”(Auszüge aus dem Buch: “100 Jah­re KAC”)Austria Kla­gen­furt gegen KAC. Ein ewig ras­si­ges und knal­li­ges Duell, das durch den zwei­ten Welt­krieg und die Auf­lö­sung der Aus­tria (im März 1938) je unter­bro­chen wur­de.

Aus­tria gegen KAC — die Stadt­der­bys im Über­blick (vor dem Krieg)

17.6.1923: Kauf­män­ni­scher Sport­klub (Aus­tria) — KAC 1:3

26.10.1924: KAC — Kauf­män­ni­scher Sport­klub (Aus­tria) 2:1

24.5.1925: Kauf­män­ni­scher Sport­klub (Aus­tria) — KAC 3:1

17.10.1926: Kauf­män­ni­scher Sport­klub (Aus­tria) — KAC 6:1

22.5.1927: KAC — Kauf­män­ni­scher Sport­klub (Aus­tria) — 0:2

11.9.1927: KAC — Aus­tria 0:1

20.5.1928: KAC — Aus­tria 1:1

30.9.1928: Aus­tria — KAC 0:2

5.5.1929: KAC — Aus­tria 3:1

29.5.1930: KAC — Aus­tria 1:3

19.6.1930: Aus­tria — KAC 3:2

10.5.1931: KAC — Aus­tria 0:3

21.6.1931: Aus­tria — KAC 5:6

25.10.1931: KAC — Aus­tria 0:2

12.6.1932: Aus­tria — KAC 2:0

16.10.1932: Aus­tria — KAC 2:0

25.5.1933: KAC — Aus­tria 0:3

10.10.1933: KAC — Aus­tria 1:1

3.6.1934: Aus­tria — KAC 5:0

18.11.1934: Aus­tria — KAC 3:2

30.5.1935: KAC — Aus­tria 0:2

27.10.1935: Aus­tria — KAC 2:0

19.7.1936: KAC — Aus­tria 4:1

29.11.1936: KAC — Aus­tria 2:0

25.4.1937: Aus­tria — KAC 0:0

31.10.1937: KAC — Aus­tria 1:1

Eine Serie von Chris­ti­an Rosen­zopf und Fabi­an Schu­mi

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