Die AUSTRIA in Waidmannsdorf

Serie: Der „Kara­wan­ken-Her­rera“

Gerdi Springer
Gerdi Springer © KK

Er ist zweifelsohne eine der schillerndsten Figuren, die jemals bei der Austria Klagenfurt unterwegs waren: Der 1999 verstorbene Gerdi Springer war eine absolute Ausnahmeerscheinung. Als Spieler und als Trainer. Noch heute erzählt man sich großartige Anekdoten über den „Karawanken-Herrera“.

Hohenberger mit Gerdi Springer
Hohen­ber­ger mit Ger­di Sprin­ger

© KK

Über die­sen Mann könn­te man wahr­lich Bücher schrei­ben. Er war geliebt und gefürch­tet zugleich. Ger­di Sprin­ger — der Meis­ter aller Klas­sen. Sowohl im Eis­ho­ckey als auch im Fuß­ball konn­te er sich einen Namen machen.

Sei­ne Kar­rie­re begann auf dem Eis, drei­mal wur­de er Meis­ter mit dem KAC und 63 Mal trug er das Dress des Natio­nal­teams. Mit dem öster­rei­chi­schen Eis­ho­ckey-Team hol­te er bei der WM 1947 in Prag sogar die Bron­ze­me­dail­le. Zudem spiel­te er 1952 mit dem Öster­rei­chi­schen Fuß­ball-Natio­nal­team (!) bei den Olym­pi­schen Som­mer­spie­len.

Ab 1962 hat­te er sich kom­plett dem Fuß­ball ver­schrie­ben und star­te­te als Trai­ner eine ein­ma­li­ge Kar­rie­re. Erst­mals auf­hor­chen ließ er als Coach der Aus­tria Kla­gen­furt im Jahr 1965/66, als er die Waid­manns­dor­fer auf den fünf­ten Platz der höchs­ten Liga Öster­reichs führ­te (wie bereits in der Serie berich­tet wur­de).

Schon bald wur­de er „Kara­wan­ken-Her­rera“ genannt. In Anleh­nung an den dama­li­gen Inter-Mai­land-Trai­ner Hele­nio Her­rera, der ein Moti­va­ti­ons­künst­ler war, wie Sprin­ger selbst. Er konn­te das Letz­te aus sei­nen Spie­lern her­aus­ho­len. Wobei er ihnen schon im Trai­ning alles abver­lang­te. Auch mit sehr unkon­ven­tio­nel­len Metho­den. So soll er Spie­lern im Trai­nings­la­ger ver­bo­ten haben, mehr als ein Vier­tel Liter Mine­ral­was­ser zu trin­ken.

Aus­tria-Kla­gen­furt-Legen­de Franz Hasil erzähl­te in einem Inter­view anläss­lich des 100-Jahr-Jubi­lä­ums eine Anek­do­te über sei­nen Ex-Trai­ner Ger­di Sprin­ger: „Ich kann mich erin­nern, dass er zu Dago Koch ein­mal sag­te: ‚Du darfst nicht die Mit­tel­li­nie über­schrei­ten, denn dahin­ter ist Was­ser und dort wür­dest du ertrin­ken.‘ Damit woll­te er Dago dazu brin­gen, dass er als Ver­tei­di­ger nicht zu weit auf­rückt…” Hasil und Sprin­ger teil­ten sich übri­gens ein Hob­by: Sie gin­gen gern zur Buschen­schen­ke.

Der Erfolg gab Sprin­ger (meis­tens) recht, auch wenn sei­ne zwei­te Sai­son als Aus­tria-Coach nicht ganz so erfolg­reich ver­lief wie die ers­te. So muss­te man sich 1966/67 mit dem zehn­ten Platz in der höchs­ten Liga begnü­gen. Immer­hin: Es reich­te ein­mal mehr zum Klas­sen­er­halt.

Doch dann war Sprin­ger weg. Er wur­de als Trai­ner in die Fuß­ball-Haupt­stadt Wien geru­fen, trai­nier­te Groß­klubs wie Wacker Wien, Rapid oder in der Stei­er­mark den GAK und Sturm Graz. Wobei er sei­ne Kärnt­ner Mund­art nie ableg­te (womit er es eini­gen Spie­lern bei den Anwei­sun­gen nicht leicht gemacht haben soll). Es dürf­te trotz­dem gepasst haben. So führ­te er Sturm Graz sogar zum Vize­meis­ter­ti­tel in Öster­reich. Eben­so galt er als Ent­de­cker von Wal­ter Schach­ner.

Sprin­ger steu­er­te Bus der Aus­tria Kla­gen­furt

1974/75 kehr­te er noch ein­mal als Sport­di­rek­tor zur Aus­tria Kla­gen­furt zurück. Wie­der mach­te er mit außer­ge­wöhn­li­chen Aktio­nen von sich reden. Aus­tria-Legen­de Han­nes Hau­bitz erzählt von einem Aus­wärts­spiel bei Rapid: „Wir waren schon vol­ler Vor­freu­de auf das Spiel auf der alten Pfarr­wie­se. Ein paar hun­dert Meter vor­her sag­te Sprin­ger plötz­lich: Stopp. Und er for­der­te den Bus­chauf­feur auf, dass er den Platz für ihn frei­macht. Plötz­lich setz­te sich Ger­di Sprin­ger ans Steu­er und fuhr unse­ren Mann­schafts­bus bis zur Kabi­ne vor. Als ehe­ma­li­ger Rapid-Trai­ner wur­de er von den Fans gefei­ert. Das war ein Mords-Tra­ra.”

So war er — der Ger­di Sprin­ger. Hau­bitz: “Er hat­te Sprü­che auf Lager — die hört man heu­te kaum mehr. Er konn­te zwar sehr streng sein, aber hat mit sei­ner Art auch sehr vie­les auf­ge­lo­ckert.” Vie­le wei­te­re Anek­do­ten über Ger­di Sprin­ger wer­den noch im Lau­fe der Jubi­lä­ums­se­rie erzählt wer­den, wei­te­re Zeit­zeu­gen und Legen­den des Klubs kom­men zu Wort. Sprin­ger war ein außer­ge­wöhn­li­cher Mensch, der viel zu früh von uns gegan­gen ist. Er starb im Juli 1999 im 73. Lebens­jahr nach schwe­rer Krank­heit in sei­ner Hei­mat­stadt Kla­gen­furt. Die Fuß­ball­fans von einst haben ihn bis heu­te nicht ver­ges­sen, den „Kara­wan­ken-Her­rera“.

Eine Serie von Chris­ti­an Rosen­zopf und Fabi­an Schu­mi

Haben auch Sie span­nen­de Anek­do­ten oder „Fund­stü­cke“ aus 100 Jah­ren Aus­tria für unse­re Autoren? Dann hel­fen Sie doch dabei, Geschich­te zu doku­men­tie­ren und für kom­men­de Gene­ra­tio­nen fest­zu­hal­ten. Schrei­ben Sie bit­te an: christian.rosenzopf@skaustriaklagenfurt.at

HIER fin­den Sie alle bis­he­ri­gen Tei­le der Serie.