Radenthein Derby 1971

Serie: Das erste Derby im Oberhaus

Austria Klagenfurt gegen Radenthein. Das war in den 1960er Jahren die neue Rivalität im Kärntner Fußball. Erstmals waren gleich zwei Mannschaften aus dem Süden in der höchsten Liga Österreichs vertreten. Und die Austria wurde erneut bester Provinzklub in Österreich.

Wer heute mit dem Auto am Sportplatz der Werkssportgemeinschaft (WSG) Radenthein vorbeifährt, begibt sich auf die Spuren der früheren Bundesliga-Geschichte. Alles begann Mitte der 1960er Jahre. Die Austria Klagenfurt war gerade erst in die höchste Liga aufgestiegen, da hatte man auch in Radenthein Blut geleckt. Eine schlagkräftige Truppe sollte aufgebaut werden, die es nach ganz oben schaffen kann.

Schon 1967 war es soweit: Mit dem Meistertitel in der Regionalliga Mitte konnte die Werkself aus Radenthein den direkten Aufstieg in die Nationalliga fixieren. Die Fußball-Euphorie im ganzen Land war perfekt. Sowohl in Waidmannsdorf als auch in der 6000-Einwohner-Gemeinde im Bezirk Spittal pilgerten die Fans auf die Sportplätze, um Erstliga-Fußball zu sehen.

Für die Austria war es gerade die dritte Bundesliga-Saison in Folge. Nach Platz fünf (1966) und Platz zehn (1967) galt es einmal mehr die Klasse zu halten. Und natürlich: Den neuen Lokalrivalen hinter sich zu lassen.

Tatsächlich legte Radenthein als Aufsteiger gar nicht schlecht los: Mit einem 5:1-Heimsieg gegen Sturm Graz konnte man am 22. Oktober viele Fans und Beobachter überraschen. Die Austria Klagenfurt war gewarnt, als man am 26. November 1967 zum ersten Kärntner Bundesliga-Derby in Radenthein antreten musste.

Die Austria spielte mit Tormann Friedl Koncilia, Engelbert Kordesch, Marjan Kovacic, Alois Jagodic, Gert Bahr, Franz Kogler, Karl Schaufler, Franz Schierhuber, Peter Reiter, Friedrich Tiefenbrunner, Hans Pirker und Dietmar Lambichler (eingewechselt). Das Betreuerteam bestand aus Freddi Hohenberger (der mittlerweile seine aktive Karriere beendet hatte) und dem unvergessenen Walter Rath. Bei Radenthein wiederum spielte mit Heinrich Büllwatsch ein ehemaliger Austria-Kicker.

Eigentor entschied das erste Derby

Die 7000 Besucher sahen zwei tapfer kämpfende Mannschaften, die sich nichts schenken wollten. Am Ende entschied ein Eigentor über den Sieger des ersten Derbys. Es war Radentheins Verteidiger Walter Seipt, der in der 27. Minute unglücklich den Ball ins eigene Tor beförderte. Der Torhüter der Hausherren soll dabei sogar zwei Zähne verloren haben. Wie das? Es heißt, sein Vordermann Seipt hatte den Ball per Kopf klären wollen, während der Torhüter die Kugel im selben Moment aus der Luft gefangen hatte. Durch den Zusammenprall der beiden flog der Ball ins Tor und der Keeper wurde beträchtlich verletzt.

Auch das Retourspiel am 1. Juni 1968 lockte die Fans in das Wörthersee-Stadion. Genau gezählt wurde das offenbar nicht - die Meldungen reichen von 3000 bis 9000 Besuchern.

Das Ergebnis hingegen ist eindeutig: Diesmal teilte man sich die Punkte brüderlich. Erhard Wieger brachte Radenthein in Führung, Franz Schierhuber sorgte noch vor der Pause für den Ausgleich. Das war auch der Endstand: 1:1. Die Austria hatte damit die weiße Derby-Weste im ersten gemeinsamen Bundesliga-Jahr behalten.

Auch in der Tabelle lag man Ende vor dem Rivalen. Die Violetten landeten wieder auf dem starken fünften Platz, Radenthein leider auf dem 14. und letzten Platz. Damit musste man vorerst die höchste Liga verlassen. Doch die beiden Teams sollten sich noch einige Male wiederbegegnen.

Anmerkung: Das Foto stammt aus einem Derby in Radenthein im Jahre 1971.

Eine Serie von Christian Rosenzopf und Fabian Schumi

Haben auch Sie spannende Anekdoten oder „Fundstücke“ aus 100 Jahren Austria für unsere Autoren? Dann helfen Sie doch dabei, Geschichte zu dokumentieren und für kommende Generationen festzuhalten. Schreiben Sie bitte an: christian.rosenzopf@skaustriaklagenfurt.at

HIER finden Sie alle bisherigen Teile der Serie.

Zurück zur Übersicht
Unsere Partner & Sponsoren