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Serie: Flucht vor dem Bundesheer

Walter „Dago“ Koch und Kurt Widmann haben in den 1970er Jahren viel riskiert, um für die Austria Klagenfurt spielen zu können. Während der Bundesheer-Zeit haben sie sich sogar heimlich aus der Kaserne geschlichen. Was allerdings nicht lange unbemerkt blieb.

Freigabe für Spiele oder Trainings - das hatte es beim Bundesheer nur selten gegeben. Leidtragende waren Kurt Widmann und Walter „Dago“ Koch, die von Herbst 1973 bis Sommer 1974 ihren Präsenzdienst ableisten mussten.

Die beiden jungen Austrianer (19 und 20 Jahre) waren mit dem Verein soeben in die höchste Liga Österreichs aufgestiegen. Widmann hatte schon seine ersten „Türln“ für die Austria gemacht. Doch dann hieß es - ab in die Uniform. Unter anderem verpassten die beiden daher das Kärntner Rekordspiel vor 13.000 Besuchern in Villach.

Die aufstrebende junge Karriere wurde damit für einige Monate unterbrochen. Irgendwann wurde es den beiden Vollblut-Fußballern aber doch zu bunt. „Ich habe mich einmal für ein Training von der Kaserne entfernt. Ich wollte unserem Trainer Drazan Jerkovic zeigen, dass ich am Wochenende unbedingt spielen möchte. Also bin ich vom 1. Stock der Kaserne runtergestiegen. Den Trainern hat es natürlich gefallen, als ich plötzlich beim Training aufgekreuzt bin", erinnert sich Koch.

Kurt Widmann kann sogar noch mehr erzählen: „Ich war ausgerechnet an einem Matchtag in der Kaserne in Lendorf eingeteilt. Ich sollte auf den Kasernentrakt aufpassen, während die Soldaten bei einer Übung waren. Wir waren nur zu zweit in der Kaserne. Dann habe ich einem Kameraden ein Geld gegeben und ihn gebeten, dass er den Dienst für mich mitmacht. Also gab ich das Gewehr in den Spind und fuhr zum Match."

Es dauert natürlich nicht lange bis der Kommandant der Kaserne davon Kenntnis erlangte, schließlich war Widmann als Austria-Kicker in den Zeitungen bereits stark präsent. Und dann gab es ein Donnerwetter: „Ich wurde vom Kommandanten nachträglich zur Übung auf die Seetaler Alpe geschickt und danach bekam ich vier Tage Strafdienst in der Kaserne aufgebrummt. Ich habe das aber auch eingesehen."

Doch, sobald der Strafdienst vorbei war, gab Widmann schon wieder alles für die Austria. „Wir hatten in der Schlussphase der Meisterschaft ein Spiel in Vorarlberg. Wir kämpften um den Klassenerhalt. Trainer Springer hat gesagt: Widmann, ich brauch dich. Die Mannschaft hat mich daher direkt mit dem Bus bei der Kaserne abgeholt. Und dann ging es ab auf die Reise."

Immerhin: Die Austria hat den Klassenerhalt noch hingebogen. Geschichten, über die man im Rückblick lachen kann. Damals war es wohl weniger lustig. „Heute würde ich das auch nicht mehr machen", gelobt Widmann.

Bericht: Kleine Zeitung von 1974

Ein Bericht von Christian Rosenzopf

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